# taz.de -- Kommentar Wahl in Belgien: Flämische Bombe
       
       > Der Erdrutschsieg der flämischen Nationalisten gefährdet die belgische
       > Föderation. Die Flamen wollen auf allen Ebenen an die Regierungsmacht.
       
 (IMG) Bild: Bart de Wever und seine flämisch-nationalistische Partei N-VA sind die Sieger der belgischen Kommunalwahlen.
       
       Bart De Wever braucht nicht die Stimme zu erheben, um Eindruck zu machen.
       Politische Kampfansagen formuliert der Chef der flämisch-nationalistischen
       Partei N-VA, ohne eine Miene zu verziehen. Sonntagabend, nach dem
       N-VA-Erdrutschsieg bei den belgischen Kommunalwahlen, forderte er
       Premierminister Di Rupo auf, Belgien gemeinsam zu einer Konföderation
       umzuwandeln. Mit den ungeheuren Gewinnen der Nationalisten im Rücken wurde
       der Aufruf zur Drohung. Das frankofone Belgien zitterte noch am nächsten
       Tag vor Schreck.
       
       Die Agenda in dem komplexen mehrsprachigen Land scheint damit vorerst klar:
       Krisenstimmung zwischen den Parteien der verschiedenen Sprachgruppen,
       wieder einmal. Und auch das ist bekannt: Das Gerede vom „Ende Belgiens“
       beginnt wieder. Es ist nicht so, dass dies unmittelbar vor der Tür stünde.
       Doch muss kein Prophet sein, wer prognostiziert, dass seit Sonntag nun eine
       Zeitbombe unter der föderalen Regierung Elio Di Rupos liegt, die vor kaum
       einem Jahr so mühsam gebildet wurde.
       
       Was die Bedeutung der Kommunalwahl vom Sonntag betrifft: Nie hat De Wever,
       nie hat die N-VA einen Zweifel daran gelassen, dass diese weit über die
       Rathäuser hinausreicht. Gleiches gilt für die Zukunft: „Wir machen weiter.
       Wir wollen den Flamen auf allen Ebenen die Regierung geben, die sie sich
       wünschen“, so seine Ansprache, die mit den Ambitionen der N-VA nicht hinter
       dem Berg hielt.
       
       Bereits 2014 stehen in Belgien wieder Parlamentswahlen an. Und der
       flämische Löwe, in den Kreisen De Wevers obsessiv verehrt, ist noch lange
       nicht satt. Für Parteien, denen an einer Zukunft des multilingualen
       Belgiens gelegen ist, wird es allerhöchste Zeit, aus der Deckung zu kommen.
       Und dass niemand sage, er sei nicht gewarnt worden.
       
       15 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tobias Müller
       
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