# taz.de -- Musikdienst Xbox Music: Microsoft probiert's nochmal
       
       > Microsoft versucht sich nach mehreren Flops erneut an einem Musikdienst.
       > Der baut viele Dienste nach, die die Konkurrenz bereits anbietet.
       
 (IMG) Bild: Auch bei Microsoft ist Lady Gaga ganz groß.
       
       BERLIN taz | Man kann Microsoft nicht vorwerfen, dass dem Unternehmen
       Ausdauer fehlt: Schon seit acht Jahren versucht der US-amerikanische
       Softwarekonzern mit einem eigenen Download-Laden für Musik zu punkten. Der
       hörte einst auf den Namen „MSN Music“ und wurde zuletzt nach dem
       gescheiterten iPod-Konkurrenten „Zune“ benannt. Allein: Gegen die
       Konkurrenz – und hier vor allem Apples „iTunes Store“ – konnte sich das
       Unternehmen trotz seiner Kontrolle über das Betriebssystem Windows und
       Millionen an Marketinggeld nicht durchsetzen.
       
       Entsprechend vorsichtig beobachtet die Branche den allerneuesten Versuch,
       den Microsoft zum Wochenanfang offiziell bekannt gab. „Zune“ ist
       anscheinend endgültig tot. Stattdessen hört die renovierte Musik-Initiative
       nun auf den Namen [1][„Xbox Music“] und leiht sich damit den Namen von der
       erfolgreichen Videospielekonsole. Das ist Absicht: Die Werbeexperten in
       Redmond wollen ganz offensichtlich, dass ein wenig von diesem Sex-Appeal
       herübertropft.
       
       Zudem stimmt es ja auch: Xbox Music lässt sich natürlich über die Konsole
       nutzen. Aber auch unter Windows 8, dem Ende Oktober erscheinendem neuen
       PC-Betriebssystem sowie im Windows Phone 8 für Smartphones. Ein
       „All-in-one“-Service soll Xbox Music werden: Einmal auf einem Gerät
       erworbene Songs sind dann auf anderen verfügbar. Das gilt nicht nur für
       Windows-Maschinen – im kommenden Jahr soll der Zugriff auch für iOS- und
       Android-Geräte möglich sein.
       
       Microsofts geplanter Katalog soll sich auf dem Niveau bewegen, das man von
       iTunes kennt: Gut 30 Millionen verfügbare Songs stehen parat. Das
       Unternehmen will zudem gleich in 22 Ländern starten – für Projekte, bei
       denen es vor allem um Urheberrechte geht, ein ambitionierter Plan.
       
       Für Windows 8 und Windows RT soll es mit Xbox Music einen kostenlosen
       Streaming-Basisdienst geben. Dabei kann man dann, solange man Werbung
       akzeptiert, wie beim bekannten Service [2][Spotify] so viel Musik wie
       möglich per Internet anhören. Wer keine Lust auf Reklame hat und Songs auch
       herunterladen möchte, muss dagegen zehn Euro im Monat für einen „Music
       Pass“ berappen, der auch Zugriff auf eine fünfstellige Anzahl an
       Musikvideos enthalten soll. Alternativ kann man auch einzelne Songs zu
       Preisen zwischen 1,30 und 2 Euro herunterladen, Alben kosten um die zehn
       Euro.
       
       ## Komplizierte Bedienung
       
       Für die Xbox bietet Microsoft eine neue Systemsoftware an, die Xbox Music
       integriert. Sie soll im Laufe des Dienstags auf den Konsolen landen. Was
       man von dem Dienst bereits sehen kann, wirkt ein wenig kompliziert: Nutzt
       man nur ein standardmäßiges Gamepad zur Steuerung, geht das Suchen nach
       gewünschten Künstlern nur langsam von der Hand. Auf PCs, Smartphones und
       Tablets stellt das natürlich kein Problem dar.
       
       Angeboten wird außerdem eine Mixfunktion, die Microsoft „Smart DJ“ getauft
       hat. Sie soll es erlauben, aus Künstlern, die der Nutzer mag, auf andere
       möglicherweise interessante Musiker zu schließen. Danach stellt das System
       dann automatisch eine Abspielliste bereit, wie man das auch von der
       iTunes-Funktion „Genius“ her kennt.
       
       Einen Musikspeicherdienst, wie ihn Amazon mit dem „Cloud Player“ oder Apple
       mit „iTunes Match“ auch in Deutschland anbieten, hat Microsoft zunächst
       noch nicht vorgesehen. Dieses Feature ist aber für 2013 fest eingeplant.
       Dann soll es möglich sein, seine Musikbibliothek durchsuchen zu lassen und
       mit Microsofts Server abzugleichen.
       
       Damit ist es dann möglich, auf die gesamte Bibliothek auch von anderen
       Rechnern, Smartphones oder Tablets (und Xbox-Konsolen) zuzugreifen.
       Ebenfalls für das nächste Jahr ist eine „soziale“ Sharing-Funktion
       angedacht, mit der man dann Musik mit Facebook-Freunden und anderen Nutzern
       teilen können soll.
       
       Nutzer von Windows 7, der aktuellen Microsoft-Software für PCs, scheinen
       laut bislang vorliegenden Informationen von der neuen Musikinitiative
       ausgeschlossen: Xbox Music ist offenbar explizit als Funktion für Windows 8
       angedacht. Es ist aber vorstellbar, dass Microsoft hier in den nächsten
       Wochen nicht hart bleibt, schließlich hat das Altsystem eine wesentlich
       größere Verbreitung.
       
       16 Oct 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.xbox.com/en-US/music
 (DIR) [2] http://www.spotify.com/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
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