# taz.de -- Ausstellung in Lüneburg und Bremen: Das sanfte Element
       
       > Die Fotografin Julia Baier hat festgehalten, was das Wasser mit den
       > Menschen macht. Sie hat auch für die taz gearbeitet.
       
 (IMG) Bild: Wasserspaß: Eine Szene aus dem slowakischen Samorin, 2010.
       
       LÜNEBURG taz | Da steht ein reichlich voluminöser Herr am steinigen Ufer
       eines Sees und präsentiert stolz seine Trophäe: Der Herr in der Badehose
       hat einen Fisch an Land gezogen. Ein dicker Fang, fürwahr – und einer der
       Hingucker, die Fotografin Julia Baier den Besuchern der Ausstellung „Der
       stete Tropfen“ im Heinrich-Heine-Haus in Lüneburg zeigt. Die Ausstellung
       ist noch bis Anfang November in Lüneburg zu sehen, danach wandert sie nach
       Bremen.
       
       Zu sehen sind ausschließlich Schwarz-Weiß-Fotos von Julia Baier. Dass es
       dabei immer um das Wasser und den Menschen geht, um spiegelnde Fläche und
       unergründliche Tiefen, das hat natürlich mit den persönlichen Neigungen der
       Künstlerin zu tun. „Ich habe schon meine Diplomarbeit an der
       Kunsthochschule in Bremen dem Thema Wasser gewidmet“, sagt sie.
       
       Zum Fotografieren ging sie damals in Badeanstalten – überwiegend in
       Deutschland sind die Bilder entstanden, aber auch in Ungarn hat sie Motive
       für die Serie „Public Baths“ gesammelt. Die Fotos zeigen Menschen,
       versunken in sich selbst in ihrem Kontakt mit dem nassen Element. „Für mich
       hat Baden immer etwas mit Glück zu tun“, sagt die passionierte Schwimmerin
       Julia Baier.
       
       Dass sie häufig zur Leica greift und auf die gute, alte analoge Art
       Schwarz-Weiß-Bilder produziert, verleiht vielen ihrer Bilder einen leicht
       nostalgischen Touch. Aber das sei gar nicht das, worum es ihr geht, sagt
       Baier. „Diesen nostalgischen Aspekt verfolge ich nicht bewusst. Für mich
       sind Linien, Schattierungen und Strukturen wichtig“ – und die lassen sich
       in Schwarz und Weiß viel eher herausarbeiten als in Farbe.
       
       „Die Farben Schwarz und Weiß als Gestaltungselemente geben dem Motiv
       allerdings etwas zeitloses“, sagt die Fotografin. So ist ihre Leica fast
       immer dabei, wenn Julia Baier sich dem Wasser nähert. „Weil die Kamera so
       klein ist, ist es leicht, sie überall dabei zu haben“, sagt die Künstlerin.
       
       Nichts wird bei ihr inszeniert oder gestellt. Für sie geht es um den
       perfekten Augenblick, an dem sie den Auslöser betätigt. „Ich möchte den
       besonderen Moment und seinen Zauber mit dem Bild einfangen“, meint Baier.
       Dass Wasser uns dazu inspiriert, loszulassen und für einen Augenblick ganz
       bei uns zu sein, zeigt eines der schönsten Bilder der Ausstellung in
       Lüneburg: Kinder, im Wasser liegend, ganz entspannt der Sonne zugewandt.
       
       Dass es der Fotografin gelingt, die Aufmerksamkeit des Betrachters mit
       ihren Arbeiten zu fesseln, beweisen Auszeichnungen und Preise: So gewann
       sie im Jahr 2003 den Wiener Werkstattpreis und im gleichen Jahr den ersten
       Preis für Dokumentarfotografie in Bad Herrenalb.
       
       Dass gerade das Element Wasser zur Passion für sie wurde, erklärt sich
       vermutlich auch aus der Biographie der 41-jährigen Künstlerin. Geboren ist
       sie in Augsburg, aufgewachsen im bayerischen Passau, einer Stadt, die
       gleich mit drei Flüssen aufwarten kann: Donau, Inn und Ilz vereinen sich
       dort.
       
       „In der Stadt meiner Jugend ist Wasser immer irgendwo präsent. Als ich
       fortgezogen bin, war ich tagelang mit der Kamera unterwegs, um alles dort
       einzufangen und zu dokumentieren“, erinnert sich Julia Baier, die
       inzwischen in Berlin lebt und arbeitet. Dort ist sie unter anderem auch als
       Pressefotografin für die taz aktiv.
       
       Ihre Bilder nach Lüneburg geholt hat Johannes Kimstedt, neuer
       künstlerischer Leiter des Kunstvereins in Lüneburg. Dort sollen in Zukunft
       auch Fotografien vermehrt zum Ausstellungsprogramm gehören. „Erstmalig habe
       ich Julia Baiers Arbeiten im Jahr 2005 gesehen und wurde gleich auf sie
       aufmerksam“, sagt er. Dass sie ihren Weg machen wird, da ist er sicher.
       
       ## Julia Baier, „Der stete Tropfen“: bis 4. November im Kunstverein
       Lüneburg 10. November bis 16. Dezember in der Galerie Mitte, Bremen
       
       17 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Elke Schneefuss
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Bremen
 (DIR) Fotografie
       
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