# taz.de -- Google droht Frankreich mit Linkentzug: Präventive Revanche
       
       > Der Streit um die geplante Leistungsschutzabgabe in Frankreich spitzt
       > sich zu. Google droht, französische Medienseiten nicht länger zu
       > verlinken.
       
 (IMG) Bild: Freundlich formuliert: Google will seine Gewinne nicht teilen.
       
       PARIS taz | Google hat Frankreichs Medien schriftlich mit einem Boykott
       gedroht, falls die Pariser Regierung mit ihrem Vorhaben, von den
       Suchmaschinen eine Leistungsschutzabgabe (bezeichnenderweise
       „Google-Steuer“ genannt) zu verlangen, Ernst machen sollte.
       
       In einem Brief an mehrere Ministerien hat Google handfeste Repressalien
       angekündigt: Falls Frankreich eine solche Besteuerung beschließe, wäre
       Google „gezwungen, auf die Verlinkung französischer Medienseiten zu
       verzichten“, steht darin mit einem sehr freundlich formulierten, aber
       dennoch etwas hohl tönenden Bedauern. Konkret würde das bedeuten, dass
       diese Inhalte auf dem Internet für den Großteil der Nutzer, die über Google
       gehen, in einem schwarzen Loch verschwinden.
       
       Die Google-Sprecher in Frankreich und Deutschland machen sogar geltend,
       eine solche Besteuerung könnte existenzgefährdend für die Suchmaschinen
       werden. Im Übrigen seien solche mit dem Schutz der Urheberrechte begründete
       Initiativen schädlich für das Internet schlechthin. Tatsächlich gehörte die
       kostenlose Weitergabe von Informationen von Beginn stets zur Web-Tradition.
       
       Seine Gewinne aus der Werbung, die wiederum nur dank der Verlinkung auf
       geschützte Inhalte zustande kommen, will Google aber keinesfalls teilen.
       Diesen Standpunkt hat Google bisher sehr erfolgreich gegen verschiedene
       Attacken durchgesetzt. Dass der amerikanischen Internetriese sich sein
       Geschäft nicht von Urheberrechtsschutzgesellschaften oder nationalen
       Regierungen vermiesen lassen will, hat unter anderem [1][im letzten Jahr
       bereits Belgien] erfahren müssen.
       
       ## Gemeinsamer Anlaufmit Deutschland
       
       Um jetzt einen bessere Ausgangsposition zur Durchsetzung einer so solchen
       Leistungsschutzabgabe (auf französisch „droit de voisinage“) auf die
       Verlinkung mit Auszügen aus Texten („Snippets“) zu haben, wollen sich
       Frankreich und Deutschland, wo ähnliche Projekte diskutiert werden, auf ein
       gemeinsames Vorgehen absprechen.
       
       Zu diesem Zweck traf die französische Ministerin für die Netzökonomie,
       Fleur Pellerin, am Donnerstag und am Freitag in Berlin die
       Staatssekretärinnen Birgit Grundmann und Anne Ruth Herkes zu
       diesbezüglichen Koordinationsgesprächen. Gestern Freitag wollte Pellerin
       dann auch Vertreter von Google Frankreich empfangen.
       
       Die französische Kulturminister Aurélie Filippetti jedenfalls scheint nicht
       gewillt zu sein, vor Googles Einschüchterungsversuchen zu kapitulieren:
       „Man kommt einer demokratisch gewählten Regierung nicht mit solchen
       Drohungen“, meinte sie empört. Sie betont, sie sei weiterhin von der
       Nützlichkeit einer solchen „Lex Google“ überzeugt, die sie für „extrem
       überzeugend und modern“, und somit auch wegweisend für andere Länder, hält.
       
       Dass Google darauf hinweist, dass dank seiner Suchmaschine monatlich vier
       Milliarden Verbindungen zu Webseiten der französischen Verleger zustande
       kommen, ist ein zweischneidiges Argument. Natürlich wäre ein Boykott für
       die Medien, die für ihre bezahlten Inhalte entschädigt werden wollen, eine
       Katastrophe.
       
       Zugleich räumt Google damit auch ein, wie bedeutend dennoch diese Links für
       die Konsumenten sind. Ein Kompromiss schien allerdings vorerst nicht in
       Sicht, denn für Google stellt die geplante Abgabe und die damit verbundene
       gesetzliche Drohung mit Haft und Geldstrafen nur eine Aussicht auf endlose
       Konflikte und eine Verlangsamung des Internets dar.
       
       19 Oct 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Belgische-Presse-streitet-mit-Google/!74830/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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