# taz.de -- Ex-Versicherungsvertreter angeklagt: Komm, wir fahr'n nach Budapest
       
       > Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat zwei Ex-Vertreter der
       > Hamburg-Mannheimer angeklagt. Sie sollen Geld für eine Sex-Reise nach
       > Ungarn veruntreut haben.
       
 (IMG) Bild: Am Stelldichein mit 20 Prostituierten in einer Budapester Therme „nahmen mindestens 64 Versicherungsvertreter sowie zwei Beschuldigte teil“.
       
       HAMBURG dpa | Die Lustreise von Top-Vertretern der damaligen Ergo-Tochter
       Hamburg-Mannheimer nach Budapest soll nach dem Willen der
       Staatsanwaltschaft zwei ehemalige Manager vor Gericht bringen. Die
       Hamburger Behörde hat die 53 und 42 Jahre alten Männer wegen schwerer
       Untreue angeklagt, wie Sprecher Wilhelm Möllers am Donnerstag der
       Nachrichtenagentur dpa sagte.
       
       „Wir werfen ihnen vor, mit der Beauftragung von Prostituierten und der
       Verschleierung der Kosten dafür gegen interne Richtlinien des Unternehmens
       verstoßen zu haben.“ Die Sex-Reise sei weder mit dem Unternehmenszweck noch
       mit dem Image der Versicherung vereinbar, erklärte Möllers. Die
       Ermittlungen der Staatsanwaltschaft waren durch eine Strafanzeige von Ergo
       in Düsseldorf ins Rollen gekommen.
       
       Im Juni 2007 hatte der Strukturvertrieb der Hamburg-Mannheimer in einem Bad
       in Budapest eine Sex-Orgie mit 20 Prostituierten für seine erfolgreichsten
       Vertreter organisiert. „Daran nahmen mindestens 64 Versicherungsvertreter
       sowie zwei Beschuldigte teil“, sagte Möllers.
       
       Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Ergo-Tochter, die
       inzwischen den Holdingnamen trägt, ein Schaden von rund 52 000 Euro
       entstanden ist. Der damalige Vorstand habe den Ermittlungen zufolge nichts
       von der Lustreise gewusst, betonte Möllers.
       
       ## Beihilfe zur Untreue
       
       Auch gegen einen damaligen Mitgeschäftsführer einer Event-Agentur, der die
       umstrittene Reise plante, hat die Behörde Anklage erhoben – wegen Beihilfe
       zur Untreue. Die beiden früheren Manager hatten sich nach Möllers' Angaben
       an die Event-Agentur gewandt, um die sogenannte Incentive-Reise nach
       Budapest unter dem Motto „Party total“ zu organisieren.
       
       „Die gemeinsame Planung sah nach unseren Erkenntnissen bereits vor, dass an
       der Party Prostituierte teilnehmen sollen.“ Das Trio habe aber gewusst,
       dass diese Leistungen "nicht vom Unternehmenszweck gedeckt" seien. Dennoch
       hätten die Beschuldigten einen Mann in Ungarn, dem gute Kontakte zum
       Budapester Rotlichtmilieu nachgesagt wurden, mit der Verpflichtung der
       Prostituierten beauftragt. Über die Event-Agentur sollen die Kosten
       verdeckt abgerechnet worden sein.
       
       Die damaligen Führungskräfte hätten mehrere Rechnungen der Event-Agentur
       freigegeben, sagte Möllers. Sie durften zwar eigenverantwortlich externe
       Dienstleistungen von Agenturen in Anspruch nehmen – aber eben nur solche,
       die nicht gegen die internen Richtlinien des Unternehmens verstoßen.
       Insgesamt soll die Event-Agentur der Hamburg-Mannheimer rund 330 000 Euro
       in Rechnung gestellt haben.
       
       ## Verhaltenregeln verschärft
       
       Nach den Enthüllungen über den Sex-Skandal war die Ergo-Versicherungsgruppe
       im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen geraten. Als Konsequenz aus der
       umstrittenen Reise hatte Ergo die Verhaltensregeln für Mitarbeiter und
       selbstständige Handelsvertreter verschärft.
       
       Ende August war bekanntgeworden, dass die Konzernrevision weitere Fälle ans
       Tageslicht gebracht hat: Demnach haben Vertreter bei der Konzerntochter
       Hamburg-Mannheimer in den Jahren 2009, 2010 und 2011 Reisen in einen
       Swingerclub auf Jamaika organisiert. Ein zweites Ermittlungsverfahren der
       Hamburger Staatsanwaltschaft zu Ergo wegen des Verdachts auf Betrug bei
       Riester-Verträgen läuft noch. Die Behörde ermittelt gegen elf Manager des
       Konzerns.
       
       2 Nov 2012
       
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