# taz.de -- De Maizière besucht Afghanistan: Ohne Transall und doppelten Boden
       
       > Erstmals ohne militärischen Schutz flog Verteidigungsminister de Maizière
       > nach Afghanistan. Er will damit zeigen, dass sich die Sicherheitslage im
       > Norden verbessert hat.
       
 (IMG) Bild: „Ich habe das für heute mal so entschieden.“ – Thomas de Maizière
       
       KABUL/MASAR-I-SCHARIF dpa | Als erstes deutsches Regierungsmitglied ist
       Verteidigungsminister Thomas de Maizière mit der offiziellen
       Regierungsmaschine ohne militärischen Schutz nach Afghanistan geflogen. Der
       CDU-Politiker landete am frühen Montagmorgen nach einem knapp
       sechsstündigen Direktflug aus Berlin mit dem VIP-Airbus am Hauptquartier
       der Bundeswehr im nordafghanischen Masar-i-Scharif.
       
       Bisher mussten Regierungsmitglieder bei Afghanistan-Reisen aus
       Sicherheitsgründen im usbekischen Termes zwischenlanden und dort für den
       Rest der Reise in ein Transall-Militärflugzeug mit Raketenabwehrsystem
       umsteigen.
       
       „Das ist auch ein Zeichen für die bessere Sicherheit hier im Norden“, sagte
       de Maizière nach der Ankunft. „Das wird nicht immer so sein, ich habe das
       für heute mal so entschieden.“ Für den Weiterflug von Masar-i-Scharif
       Richtung Süden nach Kabul stieg der Minister dann allerdings doch wieder in
       eine Transall-Transportmaschine um, in der Splitterschutzwesten und
       Stahlhelme bereit lagen.
       
       In der afghanischen Hauptstadt wollte er Gespräche mit Regierungsvertretern
       führen. „Ich möchte mir ein Bild davon machen, wie ... die Afghanen
       allmählich zunehmend die Dinge in die eigenen Hände nehmen“, sagte de
       Maizière. Bis Ende 2014 sollen die afghanischen Soldaten und Polizisten
       alleine für die Sicherheit im Land sorgen. Die internationale Schutztruppe
       Isaf will dann ihren Kampfeinsatz beenden.
       
       De Maizière verspricht sich von seinem Besuch auch Erkenntnisse über den
       Einsatz deutscher Soldaten nach 2014. Geplant ist, dass eine
       Ausbildungsmission der Nato Anfang 2015 die Isaf-Schutztruppe ablöst. „Da
       sind wir noch in einem sehr frühen Stadium“, sagte de Maizière. Auf jeden
       Fall werde sich Deutschland beratend und unterstützend engagieren, etwa
       beim Aufbau von Schulen. „Das werde ich versuchen, auch heute ein bisschen
       aufzunehmen“, sagte er zu Beginn der Reise.
       
       ## Nur drei Prozent
       
       Die Sicherheitslage im Norden Afghanistans gilt im Vergleich zum Süden und
       Osten als relativ gut. Nur drei Prozent der Angriffe und Anschläge der
       Taliban auf afghanische und ausländische Sicherheitskräfte werden im
       nordafghanischen Zuständigkeitsgebiet der Bundeswehr verübt. Seit fast
       eineinhalb Jahren sind keine deutschen Soldaten mehr getötet worden.
       Dennoch kommt es auch im Norden immer wieder zu schweren Zwischenfällen. So
       riss im vergangenen Monat ein Selbstmordattentäter in einer Moschee in der
       Stadt Meimane mehr als 40 Menschen mit in den Tod.
       
       Nach Auffassung des Sprechers der internationalen Schutztruppe Isaf,
       Bundeswehr-General Günter Katz, verzerren solche spektakulären Anschläge
       aber die allgemeine Wahrnehmung der Sicherheitslage. „Medienwirksame
       Anschläge schaffen ein verfälschtes Bild im Ausland“, sagte er der
       Nachrichtenagentur dpa. Die Zahl der Anschläge und Angriffe der Taliban
       habe in den vergangenen drei Monaten um 15 Prozent im Vergleich zum
       Vorjahreszeitraum abgenommen.
       
       Die Aufständischen hält Katz für „extrem geschwächt“. „Die Taliban müssen
       inzwischen in Gegenden kämpfen, die früher ihre Rückzugsgebiete waren“,
       sagte er. Die Gefechte gegen die Aufständischen würden aber auch nach dem
       Abzug der Nato-Kampftruppen noch andauern. „Es wird auch nach 2014 noch
       Taliban geben. Die afghanischen Sicherheitskräfte werden noch kämpfen
       müssen.“
       
       Die Zahl der deutschen Soldaten in Afghanistan wurde bereits leicht
       verringert – von einst bis zu 5.350 auf derzeit 4.760 Soldaten. Noch im
       November wollen de Maizière und Außenminister Guido Westerwelle einen
       Vorschlag für die weitere Truppenreduzierung machen. Spätestens im Januar
       entscheidet dann der Bundestag über ein neues Mandat für den Einsatz.
       
       12 Nov 2012
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Thomas de Maizière
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Masar-i-Scharif
 (DIR) Transall
 (DIR) Bundeswehr
 (DIR) Isaf
 (DIR) Bundeswehr
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Französche Soldaten verlassen Afghanistan: Kampfeinsatz offiziell beendet
       
       Die letzten 400 französischen Soldaten verlassen das Feldlager in der
       Provinz Kapisa. Damit beendet Frankreich den Kampfeinsatz ein Jahr früher
       als ursprünglich geplant.
       
 (DIR) Weniger Bundeswehr in Afghanistan: 1.500 Soldaten kehren heim
       
       Das Außen- und das Verteidigungsministerium sind sich einig: Bis Februar
       2014 soll die Truppenstärke der Bundeswehr in Afghanistan auf 3.300 sinken.
       
 (DIR) Nord-Afghanistan: Bundeswehr verhaftet Taliban-Führer
       
       Spezialkräfte der Bundeswehr haben in Afghanistan den Taliban-Führer Mullah
       Abdul Rahman verhaftet. Er soll der Schatten-Gouverneur der Provinz Kundus
       sein.
       
 (DIR) Debatte Demokratieförderung: Mit Warlords zum Frieden
       
       Die Bundesregierung zieht Lehren aus dem Einsatz in Afghanistan. Aber sind
       diese richtig? Demokratieförderung kommt nicht vor, dafür aber „local power
       brokers“.
       
 (DIR) Debatte Afghanistan: Bloß weg vom Hindukusch
       
       Die Bundeswehr soll 2014 Afghanistan verlassen. Wie lässt sich das schwere
       Gerät ins Heimatland schaffen? Von den Afghanen redet man nicht so gern.
       
 (DIR) Selbstmordanschlag in Afghanistan: Blutige Hochzeit
       
       Im Norden Afghanistans wurden bei einem Anschlag auf eine
       Hochzeitsgesellschaft 20 Menschen getötet. Ein Selbstmordattentäter zündete
       einen Sprengsatz im Festsaal.
       
 (DIR) Bundeswehr-Abzug aus Afghanistan: De Maizière sieht Probleme
       
       4.800 Soldaten, 1.700 Fahrzeuge und 6.000 Materialcontainer hat die
       Bundeswehr in Afghanistan. Der Rückzug bis Ende 2014 ist eine logistische
       Herkulesaufgabe – und könnte teuer werden.