# taz.de -- Atomtransporte: Atomschiff hat abgelegt
       
       > Der Plutoniumfrachter "Atlantic Osprey" ist Umweltschutzorganisationen
       > zufolge auf dem Weg nach Niedersachsen. Initiativen vor Ort richten ein
       > Protest-Camp ein.
       
 (IMG) Bild: Strahlende Fracht, hier im Modell: Brennelement, ausgestellt auf dem Gelände des Atomkraftwerks Grohnde.
       
       Die „Atlantic Osprey“ ist auf dem Weg nach Niedersachsen. Mit acht
       Brennelementen aus plutoniumhaltigen Mischoxid (Mox) an Bord verließ das
       früher als Fähre genutzte Atomtransportschiff in der Nacht zu Mittwoch den
       britischen Hafen Workington. Das teilten gestern Greenpeace und die
       Anti-Atom-Organisation „Ausgestrahlt“ mit. Umweltschützer hatten vor Ort
       die Abfahrt beobachtet und nach Deutschland gemeldet.
       
       Eine offizielle Bestätigung für die Abfahrt des Schiffes gab es allerdings
       nicht. Offenbar hat die „Atlantic Osprey“ wie schon beim ersten
       Mox-Transport Ende September ihr automatisches Identifizierungssystem
       abgeschaltet und kann deshalb nicht im Internet geortet werden.
       
       Im Hafengebiet von Nordenham begann die Polizei Anwohnern zufolge mit dem
       Aufstellen von Halteverbotsschildern. Auch Absperrgitter seien bereits
       abgeladen worden. Greenpeace rechnet damit, dass das Schiff am Samstag oder
       Sonntag im privaten Teil des Hafens anlegt. Unmittelbar an der Wesermündung
       liegen die zwei Terminals der Rhenus Midgard Seehafengruppe. Von dort
       sollen die acht Brennelemente mit Lastwagen weiter zum Atomkraftwerk
       Grohnde transportiert werden.
       
       Die Anti-Atom-Bewegung will deutlich mehr Präsenz zeigen als bei der
       letzten Lieferung Ende September. In Nordenham und Grohnde sind
       Demonstrationen angekündigt.
       
       Bereits am morgigen Freitag wollen Aktivisten in der Nähe des
       Atomkraftwerks ein Protest-Camp aufbauen. Landwirte aus Niedersachsen und
       Nordrhein-Westfalen riefen zu einer Trecker-Sternfahrt nach Grohnde auf.
       Auch atomkraftkritische Bauern aus dem Wendland wollen mit ihren Schleppern
       kommen.
       
       Gleichzeitig bekräftigten die Umweltschützer ihre Warnungen vor
       unkalkulierbaren Gefahren des hochgiftigen Plutonium in den Brennstäben.
       Jedes Mox-Brennelement für Grohnde enthält etwa 17 Kilogramm davon. Die
       Naturschutzorganisation Robin Wood verlangte die Sperrung aller deutschen
       Häfen für Mox-Transporte. Sie setzten die Bürger enormen Gefahren aus und
       dienten nur dem Weiterbetrieb des Atomkraftwerks Grohnde. Der Bund für
       Umwelt und Naturschutz (BUND) kritisierte den Zustand des
       Transportschiffes. Schon 2006 sei bei einer Überprüfung der „Atlantic
       Osprey“ aufgefallen, dass an Bord des einwandigen Schiffes Dosimeter zum
       Messen von Strahlung fehlten und die Mannschaft nicht im Strahlenschutz
       geschult gewesen sei. Auch der Brandschutz und die Notfallbox für
       Atomunfälle seien unvollständig gewesen.
       
       Kommunalparlamente haben ebenfalls Bedenken gegen den Atomtransport. Der
       Landkreis Wesermarsch und die Stadt Nordenham sprachen sich dagegen aus,
       dass der Hafen der Weserstadt weiter als Umschlagplatz für radioaktive
       Stoffe genutzt wird. Die Mehrheit des Kreistages Hameln-Pyrmont wandte sich
       kürzlich ebenfalls gegen den Mox-Transport.
       
       Politisch oder juristisch verhindern können die Lokalpolitiker die
       Lieferung aber nicht.
       
       14 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reimar Paul
       
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