# taz.de -- Testspiel Deutschland gegen Niederlande: Laaaaangweilig
       
       > Eigentlich ein Klassiker und dann das: Das letzte Länderspiel der
       > Nationalmannschaft gegen die Niederlande war ein müder Kick mit wenig
       > Angriffsleidenschaft.
       
 (IMG) Bild: Zum Wegschauen, auch für Marco Reus
       
       AMSTERDAM dpa | Spielkontrolle statt Ballzauber: Mit viel Disziplin und
       dosierter Offensive hat die Fußball-Nationalmannschaft ihr turbulentes
       EM-Jahr mit einer soliden Nullnummer in den Niederlanden beendet. Ohne acht
       Stammkräfte hatte Bundestrainer Joachim Löw seiner jungen
       Reservisten-Auswahl am Mittwochabend in Amsterdam taktische Kontrolle als
       oberstes Gebot verordnet. Lohn war das 0:0, das nach dem Schweden-Schock
       die Defensiv-Diskussion nicht über den Jahreswechsel am Kochen hält.
       
       Vor 51.000 Zuschauern zeigten beide Mannschaften erstaunlich wenig
       Angriffsleidenschaft - besonders Oranje hatte enorm viel Respekt und wollte
       die dritte Niederlage innerhalb eines Jahres gegen das DFB-Team unbedingt
       vermeiden. Das Jahr 2012 wurde von der Löw-Auswahl mit acht Siegen, zwei
       Remis und vier Niederlagen beendet.
       
       So viel Improvisationskunst wie in seinem 89. Spiel als Bundestrainer hatte
       Löw noch nicht aufbringen müssen, doch die aus der Not heraus geborene
       deutsche Mannschaft bewies hohe taktische Disziplin und imponierte
       zumindest mit ihrem Teamwork. Angeführt von dem spielfreudigen Marco Reus
       fand die Elf auch wieder die zuletzt vermisste Balance zwischen Offensive
       und Defensive.
       
       Eine mutige Entscheidung traf der Bundestrainer mit dem Einsatz des erst am
       Montag nachnominierten Lewis Holtby auf der Özil-Position im zentralen
       Mittelfeld. Der etatmäßige U 21-Kapitän steigerte sich nach nervösem Beginn
       und hatte im zweiten Durchgang mehrere gute Szenen.
       
       ## Wenig Raum
       
       Nicht minder überraschend kam die Rolle für Mario Götze, der nominell
       Sturmspitze spielte, aber auch anderswo auf dem Feld auftauchte. Auf der
       Doppel-Sechs machten Ilkay Gündogan und Lars Bender ihre Sache als
       Vertreter des Stammduos Schweinsteiger/Khedira erstaunlich gut und ließen
       Oranje-Spielmacher Rafael van der Vaart wenig Raum. Für die letzten Minuten
       durfte auch noch Roman Neustädter als 53. Neuling unter Löw
       Länderspiel-Luft schnuppern.
       
       Vier Wochen nach dem Schweden-Debakel mit vier Gegentoren in 30 Minuten
       wirkte die Abwehr um Per Mertesacker und Mats Hummels lange Zeit gefestigt.
       Allerdings hatte Kapitän Philipp Lahm, der sein 95. Länderspiel absolvierte
       und mit Karl-Heinz Rummenigge gleichzog, gelegentlich Probleme mit dem
       flinken Ruben Schaken. Am Ende schlichen sich aber auch wieder
       Konzentrationsmängel ein. Bei seiner einzigen echten Prüfung zeigte Manuel
       Neuer im Tor gewohnte Klasse, als er einen Schuss von Daryl Janmaat
       entschärfte (77.).
       
       Die mit drei Bundesliga-Profis, aber überraschend ohne den Schalker
       Klaas-Jan Huntelaar aufgelaufenen Oranjes zeigten großen Respekt und
       überließen dem Gast von Beginn an die Initiative. Die DFB-Elf ließ den Ball
       in der eigenen Hälfte ruhig zirkulieren, schaltete dann aber blitzschnell
       auf Tempofußball um. In der 4. Minute schickte Hummels seinen Dortmunder
       Clubkollegen Marco Reus steil, doch Torhüter Kenneth Vermeer kam
       rechtzeitig aus seinem Kasten und war eher am Ball. Viel Raum hatte
       zunächst vor allem Benedikt Höwedes auf der rechten Seite. Der Schalker zog
       in der 21. Minute auf und davon und passte in die Mitte auf Götze, der aus
       der Drehung erst an John Heitinga und dann an Vermeer scheiterte.
       
       ## Agiler Reus
       
       Erst nach einer halben Stunde Spielzeit wurde es erstmals gefährlich vor
       dem deutschen Tor, als Arjen Robben bei seinem Solo auch noch seinen
       Bayern-Kollegen Neuer ausspielte, ehe er beim Torschuss wegrutschte. Weil
       der portugiesische Schiedsrichter Pedro Proenca zuvor eine Abseitsstellung
       von Dirk Kuyt erkannt hatte, hätte der Treffer ohnehin nicht gegolten.
       
       Dafür hatten auf der anderen Seite die deutschen Fans den Torschrei bereits
       auf den Lippen, doch der 16 Meter-Schuss des agilen Reus landete am
       Außennetz (39.). Kurz vor der Pause verpasste Gündogan das eigentlich
       verdiente 0:1. Wieder stand Heitinga im Weg.
       
       Auch nach Wiederbeginn erlebten die Zuschauer ein Geduldsspiel mit
       Vorteilen für die deutsche Mannschaft. Der finale Pass in die Spitze kam
       allerdings viel zu selten an. In der 55. Minute versuchte Holtby Reus in
       Szene zu setzen, der im letzten Moment abgeblockt wurde. Wenig später flog
       ein Hummels-Kopfball am niederländischen Tor vorbei. In der Schlussphase
       einer am Ende wenig ansehnlichen Partie kam Lukas Podolski zu seinem 106.
       Einsatz im DFB-Trikot, für zündende Ideen konnte aber auch der
       Wahl-Engländer nicht sorgen.
       
       15 Nov 2012
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Fußball
 (DIR) Deutschland
 (DIR) Niederlande
 (DIR) Deutsche Fußball-Nationalmannschaft
 (DIR) Testspiel
 (DIR) Fußball
 (DIR) Freundschaftsspiel
 (DIR) Deutscher Fußballbund (DFB)
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Fußball-Länderspiel gegen Frankreich: Endlich wieder gewonnen
       
       Erstmals seit Jahrzehnten hat eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft ein
       Auswärtsspiel gegen Frankreich gewonnen. Souverän war der Sieg aber nicht.
       
 (DIR) Länderspiel gegen die Niederlande: Sedierendes Nullnummernspiel
       
       Die Nationalmannschaft reagiert auf die Kritik der letzten Wochen und zeigt
       in einem überaus öden Kick, dass sie auch ein bisschen verteidigen kann.
       
 (DIR) Nationaltorwart René Adler: Eine Frage der Härte
       
       René Adler ist zurück im Nationalteam, das nun gegen Holland antritt. Muss
       sich Stammtorhüter Manuel Neuer um seinen Status sorgen?