# taz.de -- Landwirtschaftsmesse in Hannover: Big Bauer is watching you
       
       > Wenn die Landwirtschaftsmesse zum "Event der Superlative" wird: Auf der
       > "Eurotier 2012" in Hannover riecht es gelegentlich sogar mal nach
       > Kuhkacke.
       
 (IMG) Bild: Zuwachs in allen Bereichen: Hähnchen-Attrappen aus Plastik an einem Messestand.
       
       Es klingt nett: „Wellness im Abferkelstall“. Was darunter zu verstehen ist,
       gehört zu den Trends auf der „Eurotier 2012“ in Hannover: die Produktion
       von Schweinchen, „modern, tiergerecht und ressourcenschonend“. Wellness ist
       demnach, wenn alles stimmt – Bodenbelag, Fütterung, Stallklima und Hygiene.
       
       Ausgedacht haben sich das die Bauförderung Landwirtschaft und die Deutsche
       Landwirtschafts Gesellschaft (DLG). Diese richtet auch die Messe Eurotier
       aus, bei der alle zwei Jahre die neuesten technischen Entwicklungen in der
       professionellen Tierhaltung vorgeführt werden. „Huhn und Schwein“ hieß der
       Vorläufer, aber der neue Name kommt der Sache näher – deutet sich darin
       doch das Genormte der ganzen industrialisierten Landwirtschaft an.
       
       Zum „großartigen Angebot“ für die Schweinehalter kommt ein „weltweit
       einzigartiges Ausstellungsangebot“ für Rinderhalter, zum Beispiel der
       „TopTierTreff“. Das „Highlight der internationalen Geflügelbranche“
       wiederum ist die „World Poultry Show“. „Spitzentechnologie“ erwartet aber
       nicht zuletzt auch Pferdehalter und Aquakulturbetreiber.
       
       Mehr geht nicht auf der „weltweit größten Messe“, ja: der
       „Weltleitausstellung“ für landwirtschaftliche Tierhaltung. Tatsächlich
       wartet das „Top-Event“ mit Zuwachs in allen Bereichen auf: In diesem Jahr
       zählt man 2.445 Ausstellende, davon 1.151 aus dem Ausland, laut den
       Ausrichtern ein Plus von über 25 Prozent.
       
       Fast überall zeigt sich die Neigung zum Euphemismus in Begriffen und
       Bildern. Wie auch der wichtigste Trend in allen betroffenen Branchen: die
       umfassende elektronischen Überwachung der Tiere. Kein Rülpser der Kuh und
       keine Fettschicht am Schwein entgeht den Systemen; nicht, wie viel Futter
       aufgenommen und ebenso wenig, wie viel Milch gegeben wird. Rund um die Uhr
       ermöglicht die Technik die individuelle Identifikation eines jeden Stücks
       Vieh. Abgehauen von der Herde? Positionsbestimmung in Echtzeit. Schlapp
       gemacht? Konditionserfassung. Hormonelle Veränderung?
       Rauschdetektionssystem. Hunger? Dosierung und Auswahl des Futters. Alles
       sieht der Landwirt auf Monitoren und Displays.
       
       Apropos: Was fressen die Tiere heutzutage? In der Halle mit den
       Futtermitteln fallen Reagenzgläser auf, mit Pülverchen und bunten
       Flüssigkeiten darin. Einige enthalten Phytostoffe, pflanzliches Material
       also. Oder doch nur pflanzenidentisches? Bei so viel Designerfutter ist’s
       umso erfreulicher, dass die DLG eine Silbermedaille an einen Futterwühlturm
       für Schweine vergeben hat – und einen Preis ausgelobt in einem
       Ideenwettbewerb: Gesucht wurde nach Spielzeug, Nestbau- und
       Beschäftigungsmaterial für Schweine im Wartestall. Oder dem zum Abferkeln.
       
       In Halle 27 riecht es, endlich, nach Stroh und Kuhkacke. Denn Tiere, ja,
       gibt es auch: Schafe, Ziegen, Lamas. Und Rinder: Von Angler über Brown
       Swiss und Limousin bis zum Pinzgauer werden sie beim „TopTierTreff“
       präsentiert. Fruchtbarkeit hebt man hervor und Milch- und Fleischleistung.
       Auch das Äußere aber zählt, schön sollen sie sein. Aber wozu eigentlich?
       
       Zweimal am Tag geht es um Tiergerechtheit, um Intensivtierhaltung oder den
       Strukturwandel. Wenn die Eurotier 2012 heute endet, wird sie rund 160.000
       Besucher gehabt haben. Zu solchen Gesprächsrunden kommen bis zu 60.
       
       15 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Claudia Toll
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Massentierhaltung
 (DIR) Artgerechte Tierhaltung
       
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