# taz.de -- Spanischer Mutterkonzern braucht Geld: Filetierung von Hochtief gescheitert
       
       > Von der Immobilienkrise gebeutelt, braucht der spanische ACS-Konzern
       > dringend frisches Geld. Die deutsche Tochter Hochtief soll deshalb
       > „profitabler“ werden.
       
 (IMG) Bild: „Wir sperchen kein Spanisch!“ Hochtief-Mitarbeiter protestieren im Oktober 2010 in Berlin gegen die Übernahme durch ACS.
       
       BOCHUM taz | Der spanische Baukonzern Actividades de Construcción y
       Servicios (ACS) legt seine deutsche Beteiligung Hochtief an die kurze
       Leine. Nach nur eineinhalb Jahren musste der bisherige
       Hochtief-Vorstandsvorsitzende Frank Stieler seinen Chefsessel „mit
       sofortiger Wirkung“ am Dienstagabend räumen – ersetzt wird er durch
       Marcelino Fernández Verdes, einen engen Vertrauten von ACS-Boss Florentino
       Pérez.
       
       Unmittelbar nach der Machtübernahme gab Verdes bekannt, „die
       Profitabilität“ des größten deutschen Bauunternehmens mit Sitz in Essen
       erhöhen zu wollen. Was das heißt, ließ er vorerst offen. Zuvor war über
       eine Zerschlagung von Hochtief spekuliert worden. ACS leidet unter der
       Flaute nach dem Platzen der Immobilienblase in Spanien.
       
       Der Konzern ist mit mehr als neun Milliarden Euro verschuldet und musste
       bereits über 30 Prozent seiner Hochtief-Anteile an die Großbank BBVA
       verpfänden. Dabei hatte sich ASC die Aktienmehrheit bei den Deutschen erst
       im Sommer 2011 nach einer spektakulären feindlichen Übernahme gesichert.
       
       Gescheitert ist die Filetierung offenbar nur an der ebenfalls hochkomplexen
       Finanzierung von Hochtief selbst. Diese basiert auf einer
       Ringkreditvergabe, an der rund 160 Banken beteiligt sind. „Um die Banken
       auszulösen“, sagt ein Insider, „wären Milliarden nötig“ – Geld, das ACS
       nicht hat.
       
       ## Hochtief bleibt „deutsches Unternehmen“
       
       Hochtief bleibe mit seinen weltweit über 80.000 MitarbeiterInnen „ein
       börsennotiertes deutsches Unternehmen“, konnten die Essener deshalb nach
       der Aufsichtsratssitzung mitteilen. Trotzdem nimmt mit Manfred Wennemer
       auch der Vorsitzende des Kontrollgremiums seinen Hut – offiziell scheidet
       der einstige Chef des Reifenherstellers Continental „aus persönlichen
       Gründen“ aus.
       
       Denn die Spanier dürften weiter versuchen, mit Teilen von Hochtief Kasse zu
       machen: Die Flughafentochter steht schon seit Anfang des Jahres zum
       Verkauf. Sie ist an den Airports in Sydney, aber auch in Hamburg oder
       Düsseldorf beteiligt. Die Spekulationen über eine Trennung von
       Hochtief-Ableger Leighton, Marktführer in Australien, gehen ebenfalls
       weiter.
       
       Vorerst abgesagt scheint dagegen die Vernichtung von rund 700
       Arbeitsplätzen bei der europäischen Tochter Hochtief Solutions – im
       Aufsichtsrat sitzt auch der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bau,
       Klaus Wiesehügel: „Jobabbau“, sagte ein Gewerkschaftssprecher zur taz, „ist
       kein Thema“.
       
       21 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Wyputta
       
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