# taz.de -- Staatsanwaltschaft prüft Fußballgeste: Andere Länder, andere Ismen
       
       > Mario Mandzukic hat gegrüßt. Wen genau, damit befasst sich nun auch die
       > Staatsanwaltschaft. Was schizophren erscheint, folgt der kroatischen
       > Logik.
       
 (IMG) Bild: Dieser Arm beschäftigt die deutsche Staatsanwaltschaft.
       
       So ziemlich jeder durchschnittliche kroatische Staatsbürger behauptet von
       sich, ein unpolitischer Mensch zu sein. Und so ziemlich jeder
       durchschnittliche kroatische Staatsbürger behauptet, wenn er dann völlig
       unpolitisch über sein Land und seine Leute samt antiken Palästen,
       Unabhängigkeitskriegen und in Den Haag angeklagten Generälen redet: „Ihr
       nennt das Nationalismus. Wir nennen es Patriotismus“.
       
       Auch der für den FC Bayern spielende Kroate Mario Mandzukic behauptet: „Ich
       habe mit Politik nichts am Hut“. Doch seine militärische Geste nach seinem
       Tor gegen Nürnberg – die rechte Hand erst an die Schläfe gelegt und dann
       den ganzen Arm ausgestreckt – wird von Fans, Medien, dem DFB und der
       deutschen Staatsanwaltschaft kontrovers diskutiert. Er habe sich nur bei
       seinen Fans bedanken wollen, ließ Mandzukic die deutsche Öffentlichkeit
       wissen, nachdem darüber spekuliert worden war, dass seine Geste ein Gruß an
       die ein paar Stunden zuvor von schweren Kriegsverbrechen frei gesprochenen
       kroatischen Generäle Ante Gotovina und Mladen Markac gewesen sein könnte.
       
       In Deutschland wäre das Ganze gar nicht weiter aufgefallen, hätte er die
       Hand einfach an der Schläfe gelassen. Der ausgestreckte rechte Arm aber ist
       zu viel Hitler und Militarismus.
       
       Die kroatische Öffentlichkeit hatte natürlich sofort verstanden und
       Mandzukic über Facebook, Twitter und in Online-Kommentaren tausendfach als
       einen von „uns“ und als „Held“ wie Ante Gotovina einer ist, gefeiert. Als
       sie davon Wind bekamen, dass ihr neuer Held gar nichts mit Gotovina zu tun
       haben will, schallte es wieder tausendfach zurück: „Vaterlandsverräter“.
       
       Das wiederum veranlasste Mandzukic auf seiner Homepage die „lieben Fans“
       wissen zu lassen: „Selbstverständlich teile ich das Glück mit meinen
       Volksgenossen. Mein Gruß war nur der Ausdruck großer persönlicher Gefühle,
       die ich so wie jeder Kroate empfinde. Alles andere ist völlig egal.“
       
       Der kurze Text ist auf der Homepage nicht in deutscher Übersetzung zu
       finden. Die, die verstehen sollen, haben aber verstanden: Die wenigen Worte
       reichten, um die Herzen der Landsleute zurückzugewinnen, die ihn nun zum
       zweiten Mal den Heldenstatus verliehen.
       
       Mandzukic ist kein fanatischer Rechter. Er weiß einfach, so wie im Übrigen
       auch der gerade verurteilte Ex-Ministerpräsident Ivo Sanader oder der
       freigesprochene General Gotovina, dass man im Ausland Nationalismus nennt,
       was zu Hause Patriotismus heißt. Das wiederum bedeutet aber nicht, dass
       diese Leute einfach zwei Gesichter haben. Es handelt sich dabei eher um
       eine Schizophrenie, in der die kroatische Gesellschaft nun schon seit fast
       20 Jahren lebt. Der EU-Beitritt im nächsten Jahr wird daran nichts
       schlagartig verändern. Aber es ist allemal besser, Schizophrene nicht sich
       selbst zu überlassen.
       
       21 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Doris Akrap
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