# taz.de -- Altmaier kritisiert Strompreise: Essen statt einfrieren
       
       > Energieversorger kassieren kräftig ab. Der Umweltminister und
       > Verbraucherschützer finden die Preiserhöhungen ungerechtfertigt. Aber
       > Altmaier hat eine eine Idee.
       
 (IMG) Bild: Stromsparen mit Altmaier: „Essen, nicht einfrieren.“
       
       BERLIN dpa | Der Stromspartipp von Peter Altmaier ist nur bedingt brauchbar
       für die Bürger in Deutschland: Essen statt einfrieren. Der schwergewichtige
       Bundesumweltminister beliebt gern zu scherzen. Aber abseits aller
       selbstironischen Koketterie mit seinem Leib- und Magenthema Essen liegt ihm
       ein Anliegen derzeit besonders am Herzen. Der CDU-Politiker will zum
       Stromsparminister werden. „Das Thema ist dabei, eine Eigendynamik zu
       entwickeln“, hat er festgestellt.
       
       Ihm bleibt auch nichts anderes übrig, als auf diese Karte zu setzen, sind
       doch seine Mäßigungsappelle an die Energieversorger folgenlos verhallt. Und
       das Regierungsziel, den Stromverbrauch bis 2020 um zehn Prozent zu senken,
       droht verfehlt zu werden. Bei einem zweiten Runden Tisch mit
       Verbraucherschützern, Sozialverbänden und Energiewirtschaft hat er nun
       konkrete Maßnahmen auf den Weg gebracht, wie die Bürger vor überbordenden
       Kosten geschützt werden können.
       
       Denn rund 600 Versorger haben gerade angekündigt, Anfang 2013 die
       Strompreise um durchschnittlich zwölf Prozent anzuheben. In Altmaiers
       Amtszeit fällt damit einer der höchsten Anstiege seit Jahrzehnten.
       Allerdings schlagen trotz aller Stromdebatten die Kosten für Benzin und das
       Heizen der Wohnungen und Häuser weiterhin viel stärker bei den Bürgern zu
       Buche. Auch hier liegt noch viel Potenzial brach. Ein Grad weniger beim
       Heizen bringt rund sechs Prozent Energieeinsparung.
       
       Altmaier kritisiert die Aufschläge als fragwürdig. Zwar steigt die auf den
       Strompreis aufgeschlagene Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien von
       3,6 Cent auf 5,277 Cent je Kilowattstunde - und auch die Netzentgelte für
       den Stromtransport legen stark zu. Aber rechtfertigt das die
       Preissteigerungen um bis zu 20 Prozent?
       
       „Das ist schwer zu verstehen, weil die Börsenstrompreise seit dem letzten
       Jahr auf breiter Front gesunken sind“, betont Altmaier mit Blick auf die
       dank Wind- und Solarstrom gesunkenen Einkaufspreise. Die Energiebranche
       kontert, man gebe nur vom Staat zu verantwortende Belastungen weiter –
       bereits 50 Prozent des Strompreises machten Steuern, Abgaben und Umlagen
       aus.
       
       ## Wechseln als Kostenbremse
       
       Schon 2012 zahlen die Bürger bis zu drei Milliarden Euro zu viel für ihren
       Strom, hat der Energieexperte Gunnar Harms jüngst für die Grünen-Fraktion
       errechnet. Der Bund der Energieverbraucher meint, dass für 2013 Erhöhungen
       um sechs Prozent reichen würden, die Versorger würden 2,1 Milliarden Euro
       zu viel kassieren. Der Vorsitzende Aribert Peters sieht neben Stromsparen
       im Wechseln die beste Kostenbremse. Zu viele Bürger würden im Grundtarif
       des Grundversorgers verharren. Mehr als die Hälfte der Verbraucher
       verschenke dadurch Hunderte von Euros.
       
       Altmaier will bis zu 100 Millionen Euro für das Stromsparen bis 2014
       loseisen – auch die Beratung der Verbraucherzentralen und der kostenlose
       Stromspar-Check der Caritas für einkommensschwache Haushalte sollen
       gestärkt werden. Zudem gibt es seit Mittwoch eine neue Internetplattform.
       Unter [1][www.die-stromsparinitiative.de] gibt es Tipps, wie die Bürger
       einen Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden (kWh) auf bis zu 900 kWh
       senken könnten. Wer seine Postleitzahl eingibt, erfährt zudem den nächsten
       Energieberater in seiner Nähe.
       
       Mit einmaligen Investitionen für abschaltbare Steckdosenleisten,
       Thermometer zur besseren Regelung der Kühlschranktemperatur oder
       Energiesparlampen können bei einer 100-Quadratmeter-Wohnung bis zu 200 Euro
       Stromkosten pro Jahr gespart werden. Parteiübergreifend herrscht
       ausnahmsweise mal Einigkeit: Mehr Energieeffizienz ist der Schlüssel für
       einen Erfolg der Energiewende, denn dann werden auch weniger neue Netze und
       Kraftwerke gebraucht. Zudem könnten immer höhere Kosten die Akzeptanz für
       das Mammutvorhaben auffressen.
       
       ## Sparen mit dem Weihnachtsbaum
       
       Zumindest bei den Verbrauchern, die es sich leisten können, hat bereits ein
       Umdenken eingesetzt. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft
       (BDEW) betont, dass im Jahr 2007 fast kein Haushalt einen energiesparenden
       Kühlschrank der Klassen A+ oder A++ besessen habe. 2011 hätten hingegen
       bereits 30,6 Prozent der Verbraucher bei Energieberatungen angegeben, ein
       Kühlgerät der Klassen A+, A++ oder A+++ zu besitzen.
       
       Der Energieversorger Lichtblick berichtet von einer eigenen Umfrage, wonach
       die Bürger in diesem Jahr 17 Prozent weniger Lämpchen für die
       Weihnachtsbeleuchtung anbringen wollen.
       
       22 Nov 2012
       
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