# taz.de -- Massaker auf den Philippinen: Gerechtigkeit ist nicht in Sicht
       
       > 58 Menschen wurden 2009 in der südphilippinischen Provinz Maguindanao
       > ermordet. Hinterbliebene werden bedroht, dem Prozess droht Verschleppung.
       
 (IMG) Bild: Von insgesamt 200 Beschuldigten ist fast die Hälfte auf der Flucht.
       
       BANGKOK taz | „Wir wollen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft
       gezogen werden,“ sagt Grace Morales. „Aber bis heute sind die Drahtzieher
       nicht verurteilt worden.“ Von acht inhaftierten Mitgliedern des
       berüchtigten Ampatuan-Clans sind erst zwei angeklagt worden. „Obwohl es
       scheint, als ob die Regierung uns helfen will, bin ich absolut frustriert
       wegen des langsamen Prozessverlaufs.“
       
       Genau vor drei Jahren wurden Morales’ Mann und Schwester – beide
       Journalisten – in der südphilippinischen Provinz Maguindanao ermordet. 58
       Menschen wurden damals bestialisch umgebracht, darunter 32 Medienvertreter.
       Die anderen Opfer waren Angehörige und Unterstützer von Ismael Mangudadatu,
       Vizebürgermeister von Buluan, der für das Amt des Gouverneurs kandidieren
       wollte.
       
       Sie waren unterwegs in die Provinzhauptstadt, wo die Familie des wegen
       Morddrohungen nicht mitgereisten Mangudadatu Papiere für dessen Kandidatur
       einreichen wollte. Der amtierende Gouverneur war Andal Ampatuan Senior,
       Chef des mächtigen Ampatuan-Clans. Er sitzt nun als einer der
       Hauptdrahtzieher des Massakers in Haft, ebenso sein Sohn. Dem wirft die
       Justiz vor, 100 Bewaffnete der familieneigenen Miliz angeführt und
       persönlich mehrere Opfer erschossen zu haben. Von insgesamt 200
       Beschuldigten ist fast die Hälfte auf der Flucht.
       
       Dem Ampatuan-Clan, einer der mächtigsten im muslimischen Süden, werden
       schon lange Gräuel vorgeworfen. Ein Massaker vom Ausmaß des 23. November
       2009 habe nur von jemandem verübt werden können, der absolut überzeugt
       gewesen sei, unbehelligt zu bleiben, kritisiert Melinda Quintos de Jesus
       vom Zentrum für Medienfreiheit und Verantwortung. Damit spielt sie auf die
       verbreitete Straflosigkeit an, wonach einflussreiche Personen über dem
       Gesetz stehen und Zeugen nicht geschützt werden. Ampatuan war dagegen mit
       der damaligen Staatspräsidentin verbündet.
       
       Das Verfahren gegen ihn schleppt sich dahin, Zeugen wurden ermordet oder
       eingeschüchtert. Auch wird versucht, arme Opferfamilien zu bestechen. Doch
       die wollen davon nichts wissen: „Gerechtigkeit ist ihnen wichtiger als
       Geld“, sagt Morales, deren Opfergruppe Sammelklage gegen die Ampatuans
       eingereicht hat.
       
       23 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nicola Glass
       
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