# taz.de -- Kommentar Parteitag der Piraten: Die Stärke ist die Schwäche
       
       > Eine Partei wie die anderen auch werden die Piraten vorerst nicht sein.
       > Denn ihr Programmparteitag zeigt, dass die Partei inhaltlich sehr schnell
       > an ihre Grenzen stößt.
       
 (IMG) Bild: Alexander Morlang (mitte) im Oktober 2011 bei einer Reise mit Fraktionskollegen nach Island.
       
       Die Piraten können ihre Selbstbezogenheit im Zaum halten, Personalquerelen
       weitgehend außen vorlassen und sich auf Inhalte konzentrieren. Das ist die
       Botschaft ihres Programmparteitags. Das Problem: Ihr
       Entscheidungsfindungsprozess ist bislang quälend langsam.
       
       Die Piraten haben dabei Schwierigkeiten grundsätzlicher Natur. Ihre größte
       Stärke ist zugleich ihre größte Schwäche. Die Piraten sind offener als
       andere, inhaltlich und auf formaler Ebene. Das macht sie für viele
       interessant, die sich sonst nicht parteipolitisch engagieren würden.
       
       Das Problem dabei: Einzelne Piraten-Mitglieder können wie in Bochum leicht
       den ganzen Ablauf durcheinanderbringen – auch wenn die Masse sichtlich
       bemüht ist, die größten Spinner in die Schranken zu weisen.
       
       Auch inhaltlich gerät die Partei an ihre Grenzen. Denn bei den Piraten ist
       innerhalb grober Linien programmatisch fast alles möglich. Es gibt zwar
       Einigkeit bei Kernthemen der Freiheit im Internet. Wenn die Vorschläge aber
       zu konkret werden, ist die nötige Zweidrittelmehrheit schwer erreichbar.
       
       Das zeigte sich beim verabschiedeten Grundsatzprogramm Wirtschaftspolitik.
       Es ist eine holprige Kombination zweier Vorschläge; in zentralen Fragen wie
       der Steuerpolitik enthält es nur Leerstellen.
       
       Die Piraten werden daher auf absehbare Zeit nicht die Kriterien erfüllen,
       die man an andere Parteien anlegt. Sie können sich nicht über Nacht
       professionalisieren, viele Mitglieder wollen das gar nicht.
       
       Nur wenn die Bürger dies akzeptieren und trotzdem Piraten wählen, kann die
       Partei ihre Ideale der Politikgestaltung im Bundestag vertreten – und
       langsam ihre Positionen festigen. Ansonsten wird es zumindest auf
       Bundesebene bald sehr still um sie.
       
       25 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Erb
       
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