# taz.de -- Die Wahrheit: Prinz Charles spricht Pidgin
       
       > Neues aus Neuseeland: Es gibt kaum etwas Netteres, als morgens die
       > Lokalzeitung aufzuschlagen ...
       
 (IMG) Bild: Mittlerweile verboten: Fuchsjagd mit einem ganzen Rudel von Hunden (Archivbild von 1997).
       
       Es gibt kaum etwas Netteres, als morgens die Lokalzeitung aufzuschlagen und
       jeden Tag das bleckende Doppelgebiss von Charles und Camilla zu sehen.
       Nicht irgendwo bei der Fuchsjagd, sondern mitten unter uns. Dagegen
       verblasst „Twinkle Toes“, der berühmteste Abrissbagger Christchurchs, den
       wir meistens zum Frühstück serviert bekommen und dessen Stahlklauen fast so
       funkeln wie die zweiten Zähne der rüstigen Royals. Aber wer will schon
       dauernd Ruinen sehen. Dann doch lieber die Monarchie.
       
       Sie war bei uns auf Staatsbesuch, und was soll ich sagen, my dears: Just
       splendid! Truly delightful! Anstatt mit seiner Holden den 64. Geburtstag
       teetrinkend in Highgrove abzusitzen, beschloss Prinz Charles, lieber seinen
       am weitesten entfernten Untertanen einen Besuch abzustatten. Wahrscheinlich
       tat der alte Bäumeflüsterer es nur seiner Mutter zuliebe. Die hält mit
       ihrem diamantenen Kronjubiläum die ganze Familie auf Trab.
       
       Die Tour begann in Papua-Neuguinea. Da spricht man Pidgin. „Mi nambawan
       pikinini bilong misis kwin“, stellte Charles die
       Verwandtschaftsverhältnisse bei der Ankunft in Port Moresby klar: Er sei
       der Erstgeborene Ihrer Majestät. Vor 5.000 gebannt lauschenden Melanesiern
       stellte er auch die Duchess of Cornwall vor, „misis bilong mi“. Die Misses,
       die ihm gehört, brauchte bei der Begrüßungszeremonie der Huli-Krieger
       wiederum die Hilfe eines Scotland-Yard-Beamten, als ihr ein
       überschwänglicher Junge aus Versehen fast seinen Speer ins weiße
       Sommerkleid bohrte.
       
       Und so ging es weiter, Speer auf Speer und Schlag auf Schlag. Nach der
       Südseevisite kamen wir Insulaner dran – sechs Tage und viele, viele Hakas
       lang. Im Government House feierte Charles mit Camilla und 64 Neuseeländern,
       die das gleiche Geburtsdatum teilen, seinen Jubeltag. Die sangen für ihn
       „Happy Birthday“ auf Maori und er summte im Gegenzug den Beatles-Song „When
       I’m Sixty-Four“. Beschwingt schnitt er den Geburtstagskuchen an, ein
       Arrangement aus 64 gebackenen Quadern, die allesamt mit einem Kiwiana-Motiv
       verziert waren: Vögel, Farne, Flip-Flops.
       
       So gar nicht „posh“ war auch eine andere Aufmerksamkeit des Küchenchefs: Er
       hatte seine Privatbestände des nationalen Brotaufstrichs geplündert und
       zauberte für den hohen Besuch ein Glas Marmite für die Käse-Sandwiches
       hervor. Seit der Zerstörung der Marmite-Manufaktur in Christchurch ist das
       „braune Gold“, das wie Schmieröl aussieht und nach Hefe schmeckt, rar und
       kostbar geworden. Die Macht der Monarchie!
       
       Die war auch in Christchurch zu spüren, wo das Paar zwischen den
       Abrissflächen ein Tänzchen auf dem Dance-O-Mat wagte – ein münzbetriebener
       Tanzboden im Freien. Dann wieder Kinderköpfe tätscheln und Hände schütteln.
       Die Erdbebenopfer waren dankbar.
       
       Ach ja, und im Weta-Workshop waren Charles und Camilla auch noch, um die
       Pappnasen aus „Der Hobbit“ zu begrüßen. Gestern war Premiere. Die Zeitungen
       sind vollgekleistert. Mittelerde-Invasion, leider nicht in Pidgin und ohne
       Ständchen.
       
       29 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anke Richter
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Großbritannien
       
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