# taz.de -- Denkmalpflege per Crowdfunding: Ein Schwarm fürs nationale Erbe
       
       > Was tun, wenn das Parlament den Kulturetat kürzt? In Frankreich werden
       > Denkmäler mit privaten Spenden aus dem Crowdfunding restauriert.
       
 (IMG) Bild: Diese Ruhmeshalle wird bald auch die Namen der Crowdfunder würdigen: Panthéon.
       
       Als das französische Parlament vor Kurzem ankündigte, den Kulturetat für
       die nächste Legislaturperiode drastisch zu kürzen, war dem
       Kulturministerium – verständlicherweise – gar nicht wohl. Wie sollte man
       die wegfallenden Subventionen für die Kultur in Zukunft ersetzen? Ein
       Pariser Musiklabel und das Centre des Monuments Nationaux fanden gemeinsam
       die Lösung: Crowdfunding.
       
       Inzwischen sammelt das [1][Centre des Monuments Nationaux] auf der
       Plattform My Major Company Gelder für die Restaurierung von Denkmälern.
       Denn, genau das ist die Aufgabe der Unterbehörde des französischen
       Kulturministeriums: die Erhaltung und Restaurierung nationaler Monumente.
       
       Die Aktion für [2][die Restauration des Panthéons] beispielsweise, der
       nationalen Ruhmeshalle der Franzosen, ist sehr erfolgreich gestartet, auch
       wenn es sich wahrlich nicht um große Summen handelt. Bereits nach wenigen
       Tagen war die gewünschte Summe von 5.000 Euro zur Teilfinanzierung der
       Kosten eingesammelt. Die Kampagne läuft allerdings noch 150 Tage und
       inzwischen sind schon über 20.000 Euro gespendet.
       
       „Wir wussten am Anfang nicht, wie die Menschen reagieren würden. Wir haben
       gehofft, einige Franzosen mit dem Aufruf zum Retten des kulturellen Erbes
       für das Projekt motivieren zu können. Das scheint uns gelungen zu sein“,
       kommentiert My Major Company den Erfolg. Über 350 Franzosen haben bisher
       allein für das Panthéon gespendet. Parallel laufen noch
       Crowdfunding-Projekte zu [3][drei anderen] [4][nationalen Monumenten], von
       denen eins [5][bereits überfinanziert] ist.
       
       Pascal Monnet, Direktor des Panthéon und sein Kollege Matthieu Juin-Levite
       wenden sich [6][per Youtube-Video] direkt an die Crowdfunder: Zum ersten
       Mal gebe es die Möglichkeit, sich als Bürger direkt an der Restaurierung
       des Monuments zu beteiligen. „Zum Dank können die Spender während der
       Bauarbeiten den eigenen Namen mit Foto an die Tür des Monuments anbringen
       lassen.“ Zusätzlich werden sie zur Einweihung eingeladen und können die
       Spende steuerlich anrechnen lassen.
       
       Für eine Spende von einem Euro bekommt man von dem Ministerium eine
       persönliche Danksagung auf der
       [7][//www.facebook.com/pages/le-Centre-des-monuments-nationaux/125968196163
       :Facebook-Seite] und dem [8][Twitter-Profil]. Für dreihundert Euro gibt es
       Danksagungen, Name und Foto auf dem Monument, ein Zertifikat als Schirmherr
       und die Einladung zur Einweihung.
       
       ## Keine Alternative für Kulturpolitik
       
       My Major Company war ursprünglich nicht als Crowdfunding-Plattform gedacht,
       sondern als Musiklabel. Die Idee mit dem Crowdfunding kam den jungen
       Parisern, als sie sich überlegten ihre Musiker nicht nur professionell zu
       begleiten, sondern via Crowdfunding auch finanziell zu helfen.
       
       Aufgrund des Erfolges möchte sich My Major Company in Zukunft noch mehr dem
       Crowdfunding widmen. Das Unternehmen ist sich sicher, dass das
       Kulturministerium weitere Projekte mithilfe der Crowdfunding-Plattform
       finanzieren wird. Zusätzlich hat das Musiklabel einen offenen Brief an alle
       Bürgermeister Frankreichs gesendet, um diese künftig für die
       Crowdfunding-Technologie zu gewinnen.
       
       Andreas Will forscht an der TU Ilmenau zu Crowdfunding. Den aktuellen
       Vorstoß der Franzosen hält er für begrüßenswert, sieht darin aber kein
       wirkliches Zukunftspotenzial: „Wenn man sich die Summen jetzt aktuell in
       Frankreich ansieht, dann ist das ja ein Witz, im Vergleich beispielsweise
       zu den Beträgen im Popbereich, wo durch Crowdfunding ja auch schon mal
       Millionenbeträge zusammengekommen sind.“
       
       Das liege zum Beispiel daran, dass man durch das Internet bislang nur eine
       begrenzte Gruppe von Personen erreicht. Außerdem seien wir in Europa
       einfach nicht an das sogenannte Mäzenatentum gewöhnt, also eine finanzielle
       Förderung im kulturellen Bereich ohne direkte Gegenleistung.
       
       2 Dec 2012
       
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