# taz.de -- Turner-Preis in London vergeben: Ausgezeichnete Videomontage
       
       > Im Schatten von Kates Schwangerschaft: Der renommierte Turner-Preis für
       > zeitgenössische Kunst geht an Elizabeth Price für ihre 20-minütige
       > Videoarbeit.
       
 (IMG) Bild: Die Künstlerin Elizabeth Price vor ihrer Installation „The Woolworth’s Choir of 1979“.
       
       Ein bisschen Pech hatte Elizabeth Price schon. Die Nachricht, dass es
       Nachwuchs im Hause Windsor geben wird, dass also Kate, die Herzogin von
       Camgridge, schwanger ist, brachte die Briten restlos aus dem Häuschen. Und
       so landete der stets stark beachtete, weil stets auch umstrittene
       Turner-Preis, einer der international renommiertesten Preise für
       zeitgenössische Kunst, abgeschlagen auf Platz zwei der nationalen
       Aufmerksamkeit. Elizabeth Price ist die Preisträgerin 2012.
       
       Ein bisschen Pech hatte auch Jude Law, der ihr am Montagabend in der Tate
       Britain die mit 25.000 Pfund dotierte Auszeichnung überreichte. Der
       Turner-Preis ist eine glamouröse Schau, die von Channel 4 live im Fernsehen
       übertragen und von entsprechend medienwirksamen Stars verkündet wird. Law
       nutzte die Gelegenheit, die Sparpolitik der Regierung Cameron hinsichtlich
       des Schulwesens zu kritisieren. Er sprach von „kulturellem Vandalismus“,
       aber der konservative Premierminister twitterte da längst, was für
       „wunderbare Eltern“ der Herzog und die Herzogin von Cambridge sein werden.
       
       Wie immer waren vier Künstler für die Auszeichnung nominiert. Der
       Filmemacher Luke Fowler ging mit einem 90-minütigen Film über den bekannten
       schottischen Psychiater Ronald D. Laing ins Rennen. Die
       Performance-Künstlerin Spartacus Chetwynd, die in einer Nudistenkommune
       lebt, trat mit einem Puppentheater an, um neutestamentarische Dramen
       nachzuspielen, wie etwa die Geschichte, in der sich die Juden entscheiden,
       Barabbas statt Jesus freizulassen.
       
       Der allgemein favorisierte Paul Noble schließlich zeigte in kunstvollen,
       filigranen Zeichnungen grobe Sachverhalte. Seine fiktive Stadt Nobson
       Newton ist von Exkrementen bevölkert.
       
       ## Videomontage statt Exkremente
       
       Doch dann wurde mit Elizabeth Price die Videokunst prämiert. Die unter den
       Nominierten am wenigsten bekannte Künstlerin stößt mit ihrem 20-minütigen
       Loop „The Woolworth’s Choir of 1979“ freilich direkt in das geheime Zentrum
       der britischen Gesellschaft vor, in dem der Konsum stets Vorrang vor
       anderen wichtigen Gütern hat.
       
       Ihre Arbeit führt drei ganz verschiedene Themenstränge zusammen: Bilder von
       Kirchenarchitektur, den Auftritt der Shangri-Las, einer US-Girlgroup der
       sechziger Jahre, und Archivbilder von einem desaströsen Kaufhausbrand in
       Manchester 1979, bei dem zehn Menschen starben, woraufhin die
       Brandschutzbestimmungen in England verbessert wurden. Das Klatschen und
       Singen der Shangri-Las war denn auch durch alle Räume der Tate Britain zu
       hören. Doch nicht weil die Arbeit so die Ausstellung zum Turner-Preis
       dominierte, lobte die Jury „die verführerischen und eindringlichen
       Elemente“ der Arbeit, sondern wegen der Montage.
       
       Andrew Hunt, Direktor der Focal Point Gallery in Southend, Heike Munder,
       Direktorin des Zürcher Migros Museum, und Mark Sladen, Direktor der
       Kopenhagener Kunsthalle Charlottenborg, bildeten die Jury, zu der noch
       Michael Stanley gehörte. Tragischerweise hatte sich der Direktor der
       Öffentlichen Sammlung für Moderne Kunst in Oxford im September das Leben
       genommen.
       
       4 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Brigitte Werneburg
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Turner-Prize
       
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