# taz.de -- Kommentar Kindesmissbrauch: Viel Geld an der falschen Stelle
       
       > Ein Gesetz soll Opfern von Kindesmissbrauch helfen, ihre Rechte
       > einzuklagen. Umdenken und Prävention sind aber kein Teil der Debatte.
       
       Seit vor drei Jahren der institutionalisierte Kindesmissbrauch aufflog,
       wird viel darüber gesprochen. Das hat zur Folge, dass das Bewusstsein für
       sexuelle Übergriffe an Kindern und anderen schutzlosen Personen gewachsen
       ist. Auch die Politik hat aufgemerkt. Aber tut sie auch das Richtige, in
       gebotenem Tempo?
       
       Es wurde zwar ein Gesetz erarbeitet, das Opfern helfen soll, ihre Rechte
       einzuklagen, Verjährungsfristen sollen verlängert werden. Das Papier
       vergilbt derweil im Justizministerium.
       
       Es wurden auch Fernsehspots gedreht und Kampagnen gestartet. Der
       Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung macht seine, das
       Familienministerium, in dem der Missbrauchsbeauftragte angesiedelt ist,
       eine eigene. Aufklärung ist notwendig. Aber machen diese Plakate Betroffene
       tatsächlich handlungsfähig? Wohl eher nicht. Sie schaffen Aufmerksamkeit,
       aber das ist erst ein Anfang.
       
       Die Bildungsministerin hat 30 Millionen Euro in die Erforschung des
       Missbrauchs gesteckt. Das war richtig, denn jetzt ist wissenschaftlich
       belegt, wie groß und schwerwiegend diese sexuelle Gewalt ist.
       
       Die Beratungsstellen hatten gehofft, von diesem Geld etwas abzubekommen.
       Das nämlich wäre eine logische Konsequenz gewesen. Viele Opfer haben erst
       durch die Öffentlichkeit des Themas den Mut gefunden, sich zu offenbaren
       und um Hilfe anzusuchen. Aber diese bekommen sie vielfach nicht, weil die
       Beratungsstellen entweder hoffnungslos überlaufen sind oder erst gar nicht
       existieren.
       
       Präventionsarbeit, die nötiger denn je ist, können diese Stellen schon gar
       nicht leisten. Dabei weiß jeder Therapeut: Das Kind, das heute Opfer wird,
       sitzt in zwanzig Jahren vermutlich in einer Beratungsstelle.
       
       Und was tut die katholische Kirche, in der Missbrauch maßgeblich
       stattgefunden hat? Gerade mal 1.200 Anträge auf die angekündigte
       Entschädigungssumme in Höhe von bis zu 5.000 Euro für jedes Opfer wurden
       bisher „positiv beantwortet“.
       
       6 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schmollack
       
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