# taz.de -- Pestizide an vielen Weihnachtsbäumen: Besinnung unterm Öko-Baum
       
       > Gesundheitsrisiko Christbaum: Umweltorganisationen empfehlen gesunde
       > Alternativen und warnen vor Mogelpackungen.
       
 (IMG) Bild: Öko oder nicht - den Elefanten schmeckt der Baum schon vor Weihnachten.
       
       BERLIN taz | Es zählt nicht nur, was unter dem Weihnachtsbaum liegt,
       sondern auch das Grünzeug selbst. Umweltschutzorganisationen warnen
       anlässlich der Adventszeit davor, herkömmliche Tannen zum Fest zu kaufen.
       Bäume aus zertifiziert ökologischem Anbau schützen dagegen Umwelt und
       Gesundheit. Kritik üben sie an irreführenden Kennzeichnungen.
       
       Etwa 30 Millionen Tannen werden in diesen Wochen in Deutschland gekauft,
       aber weniger als 1 Prozent davon stammen laut der Umweltorganisation Robin
       Wood aus ökologischem Anbau. „Die meisten Weihnachtsbäume stammen aus
       ökologisch bedenklichem Anbau in Monokulturen, die mit Chemikalien
       behandelt werden“, sagt auchChristian Beuter, Waldreferent des WWF
       Deutschland. Dies schädige Böden und Gewässer.
       
       Um mit ökologisch gutem Gewissen um den Weihnachtsbaum sitzen zu können,
       empfiehlt Rudolf Fenner von Robin Wood den Kauf von Tannen „die nach
       klaren, ökologisch ausgerichteten Regeln bewirtschaftet werden und bei
       denen dies auch von unabhängiger Seite kontrolliert wird“.
       
       ## Gesund, aber auch teurer
       
       Kunden sollten etwa nach dem internationalen Label des Forest Stewardship
       Council (FSC) Ausschau zu halten. Diese Bäume wachsen in nachhaltiger
       Waldwirtschaft und unter Verzicht auf Düngemittel und Pestizide. Durch den
       Kauf könne man „ein deutliches Zeichen für den Umweltschutz und gegen
       Monokulturen setzen und zugleich Pestizide aus seinem Wohnzimmer
       verbannen“, so Beuter. Auch die Betriebe der Marken Naturland, Bioland oder
       Demeter seien zu empfehlen.
       
       Mehr als 70 Verkaufsstellen in Deutschland für FSC-geprüfte Bäume gebe es
       zurzeit. „Die meisten Verkäufer verlangen etwa ein- bis zwei Euro mehr pro
       Meter Baum“, schätzte Fenner gegenüber der taz die Preisdifferenz. Ein
       Sprecher der Firma Pflanzen-Kölle, die an zwölf Standorten in Deutschland
       auch ökologisch produzierte Bäume verkauft, sprach von einem etwas größeren
       Kostenunterschied.
       
       Eine etwa 1,75 Meter große Öko-Tanne koste fünf bis zehn Euro mehr als ihr
       konventionelles Pendant. Ökologisch produzierte Weihnachtsbäume würden
       derzeit an Bedeutung gewinnen, da Verbraucher sensibilisierter seien, sagt
       die Sprecherin des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie, Ursula
       Geismann.
       
       Bei manchen Öko-Labeln ist jedoch Vorsicht geboten: Kritisiert wird etwa
       die „FairForest“-Zertifizierung einiger Betriebe aus dem Sauerland. Die
       teilnehmenden Firmen verzichten auf ein möglicherweise krebserregendes
       Benetzungsmittel, bespritzen Flächen zwischen den Anbaufeldern nicht mehr
       und sollen durch moderne Produktionstechniken Umweltbelastungen
       „minimieren“.
       
       ## Irreführende Öko-Labels
       
       Die lokale Bürgerinitiative „Giftfreies Sauerland“, sowie der Bund für
       Umwelt und Naturschutz und Robin Wood bezeichnen es dagegen als
       „irreführend“, die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen vermutet, die
       sauerländischen Produzenten wollten lediglich „auf einen Trend aufspringen
       und ökologisch interessierte Kunden einfangen“. Die Bäume stammten im
       Gegensatz zum Namen des Labels nicht aus dem Wald, kritisiert Fenner: „Und
       unter ökologischen Bedingungen wachsen diese Bäume schon gar nicht heran“.
       FairForest-Produzent Wilhelm Becker-Gödde aus dem Sauerland geht die Kritik
       zu weit.
       
       Das Ganze sei erst ein Anfang, das Label „soll und muss nächstes Jahr
       weiter erarbeitet werden“, sagte er der taz. Die Zertifizierung stünde aber
       noch im Aufbau und sei derzeit eine freiwillige Initiative. Erst ab
       nächstem Jahr würden die teilnehmenden Betriebe unabhängig kontrolliert.
       Die Menge der verwendeten Pflanzenschutzmitteln habe sich durch modernere
       Techniken bereits verringert.
       
       Da das Siegel aber bereits dieses Jahr zum Einsatz kommt, halten Kritiker
       Betrieben wie Becker-Gödde Etikettenschwindel vor: FairForest-Bäume werden
       online als aus „besonders umweltverträglichem, nachhaltigem Anbau“ stammend
       beworben.
       
       Liste der FSC-Verkaufsstellen: [1][www.robinwood.de]
       
       16 Dec 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.robinwood.de
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Cédric Koch
       
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