# taz.de -- Umweltzerstörung in Indonesien: Bauern gegen Zementwerke
       
       > Der Rohstoffkonzern HeidelbergCement plant ein neues Werk in Indonesien.
       > Tausende Bauern protestieren gegen die Vergiftung von fruchtbarem Boden.
       
 (IMG) Bild: Verweigert eine Stellungnahme zu Indonesien, lässt dafür weiter Zementsäcke verladen: HeidelbergCement.
       
       JAKARTA taz | Arbeitsplätze und Entwicklung versprechen die deutschen
       Investoren. Doch im indonesischen Zentraljava wächst der Protest gegen die
       geplante Zementfabrik, die die Firma PT Sahabat Mulia Sakti dort erreichten
       will.
       
       Das Unternehmen gehört zu Indocement, Indonesiens zweitgrößtem
       Zementhersteller, der im Mehrheitsbesitz der deutschen HeidelbergCement
       ist. Im Landkreis Pati will das Unternehmen bis 2015 ein Zementwerk mit
       einer Jahreskapazität von 2,5 Millionen Tonnen errichten. Momentan befindet
       sich das Projekt in der Genehmigungsphase.
       
       Mehrere tausend Anwohner protestierten vergangene Woche auf den Straßen der
       zentraljavanischen Provinzhauptstadt Semarang. Unter ihnen die 37-jährige
       Bäuerin Gunarti. „Wir leben seit Generationen vom Reisanbau. Die Fabrik
       wird unsere Lebensgrundlage zerstören“, so die dreifache Mutter. Schon
       jetzt sei ihr Dorf zerstritten, weil manche den Versprechen der Investoren
       glaubten, andere nicht. „Mit der Einigkeit ist es aus bei uns, der Streit
       zerreißt Familien. Diesen Schaden kann man nicht in Geld beziffern“, so
       Gunarti.
       
       Für die Zementherstellung soll ein Karstgebirge abgebaut werden, dessen
       über 80 Quellen die Lebensgrundlage für die umliegenden Dörfer bilden. Das
       Kendeng-Gebirge erstreckt sich in Zentraljava über fünf Landkreise. Drei
       weitere Zementfabriken anderer Investoren sind dort geplant.
       
       ## Keine nachhaltige Lebensgrundlage
       
       Die meisten Menschen in der Region sind Bauern. „Die Böden hier sind sehr
       fruchtbar“, sagt Mokh Sobirin, der im Auftrag der lokalen Organisation
       Desantara die Anwohner in Pati unterstützt. Ursprünglich war in den
       Regelungen zur Raumplanung im Verwaltungsbezirk Pati vorgesehen, die Region
       als Landwirtschaftsgebiet zu fördern und den Tourismus auszubauen. Zwei im
       Jahr 2010 erlassene Regelungen auf Provinz- und Distriktebene machten
       jedoch den Weg für Industrialisierung und Bergbau frei. „Diese Regelungen
       verstoßen gegen nationale Gesetze, in denen Karstgebiete als geologische
       Schutzzonen deklariert sind“, so Sobirin.
       
       Die Schäden, die ein Zementwerk in der Region anrichtete, hat Sobirin in
       einem Film dokumentiert. Schon einmal wurden den Anwohnern Tausende
       Arbeitsplätze versprochen. Doch nur wenige kamen in der Zementfabrik unter.
       Im Gegenteil, nachdem die Bauern ihre Felder aufgegeben hatten, fehlte eine
       nachhaltige Lebensgrundlage. Zusätzlich waren sie täglich mit dem Staub
       konfrontiert, den die Schlote der Fabrik kilometerweit in die Landschaft
       schleuderten.
       
       Daraus lernten die Anwohner und organisieren nun ihren Protest gemeinsam
       mit benachbarten Landkreisen, die sich ähnlichen Investitionsvorhaben
       ausgesetzt sehen. Neben den befürchteten Umwelt- und Sozialproblemen des
       Fabrikbaus droht auch die Zerstörung eines Kulturerbes. Der Kendeng-Karst
       sei eine wichtige archäologische Fundstelle“, sagt Sobirin. „Die Regierung
       sollte diesbezüglich detaillierte Untersuchungen durchführen und die
       Raumplanung entsprechend ausrichten, bevor der Karst unwiederbringlich
       zerstört wird.“
       
       Indonesien ist der größte asiatische Markt von HeidelbergCement, 2011 stieg
       die Zementnachfrage um 17,7 Prozent. Eine Anfrage um eine Stellungnahme von
       HeidelbergCement blieb unbeantwortet.
       
       17 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anett Keller
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