# taz.de -- Sportwetten in den USA: Die Wette gilt nicht
       
       > In den USA sind Sportwetten nicht legal. Sie taugen sogar zum
       > Wahlkampfthema. Doch die Spielwütigen finden immer neue Wege.
       
 (IMG) Bild: Ausnahme Las Vegas, Nevada: Hier darf geboxt und aufs Boxen gewettet werden.
       
       Während in Deutschland mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag das
       staatliche Sportwettenmonopol beendet wurde und zum Jahresanfang 20
       Lizenzen für private Online-Sportwettenanbieter ausgegeben werden sollen,
       bleiben die USA als eines der letzten Industrieländer standhaft bei ihrem
       Verbot von Sportwetten.
       
       Dass speziell die National Football League (NFL) keinen Spaß versteht,
       zeigte sich unlängst bei der Kontroverse um den Film „Silver Linings
       Playbook“ mit Bradley Cooper, Jennifer Lawrence und Robert De Niro.
       
       Ein Interview mit Cooper im hauseigenen NFL-Fernsehsender NFL Network
       (NFLN) wurde kurzerhand abgesagt, weil es in dem Film ums verbotene Wetten
       auf NFL-Spiele gehe. Produzent Harvey Weinstein sprach von Zensur und
       davon, dass es in dem Film primär um eine Vater-Sohn-Beziehung gehe und
       darum, wie Football eine Familie zusammenhalte.
       
       Die Posse zeigt, wie verfahren die Lage beim Thema Glücksspiel in den USA
       ist: Barney Frank, Demokrat aus Massachusetts und Mitglied im
       Repräsentantenhaus seit 1980, brachte mehrfach im Kongress Vorschläge zu
       einer Liberalisierung der Glücksspielgesetzgebung ein. 2009 resignierte er
       schließlich vor dem geballten Widerstand von NFL, NBA, NHL und MLB und
       setzte sich nur noch für die Freunde von Online-Poker, nicht aber mehr für
       Internet-Sportwetten ein.
       
       ## Tabuthema „Gambling“
       
       So bleibt es dabei, dass nur in Nevada und (auf NFL-Spiele) in Delaware auf
       Sportereignisse gewettet werden kann, allerdings nicht online und nur in
       offiziellen Annahmestellen. Anders als ihre Kollegen von der Deutschen
       Fußball Liga (DFL), die im Wettbewerb mit den Ligen in Spanien, England,
       Frankreich und Italien stehen (Länder, die allesamt den
       Online-Sportwettenmarkt liberalisiert haben und von Sponsoring-Einnahmen
       wie Real Madrid durch die Bwin-Trikotwerbung profitieren), handelt es sich
       beim nordamerikanischen um einen geschlossenen Sportmarkt.
       
       Klubs im Football, Basketball, Baseball und Eishockey messen sich nicht in
       internationalen Wettbewerben wie der Champions League. Insofern ist die
       Aussicht auf zusätzliche Werbeeinnahmen, um im Wettbewerb bestehen zu
       können, kein Argument.
       
       Ferner ist „Gambling“ auch ein Tabuthema und wird oft von
       Ultrakonservativen gerne in einem Atemzug mit Abtreibung und Schwulenehe
       genannt. Dass John McCain 2008 keine Begeisterung bei der
       sozialkonservativen Wählerbasis wecken konnte, hatte auch mit seiner
       Passion für Spielcasino-Besuche und Wahlspenden aus Nevada zu tun.
       
       ## Gesetz aus dem Jahr 2006
       
       Während sich in Deutschland DFL und die Initiative Profisport Deutschland
       (IPD) von einem legalen Sportwettenmarkt zusätzliche Sponsoringeinnahmen,
       versprechen, fürchten die US-Sportverbände um die Integrität des Sports.
       
       Damit Spieler nicht in Versuchung kommen, auf ihre eigenen Spiele zu
       wetten, darf Nevada wegen seiner liberalen Glücksspiel-Gesetzgebung kein
       professionelles Sportteam beheimaten. Allerdings fand 2007 das
       prestigeträchtige NBA-All-Star-Spiel in Las Vegas statt und der 2014
       scheidende NBA-Commissioner David Stern merkte in einem Interview an, dass
       es einen weltweiten Trend zur Legalisierung von Sportwetten gebe, er dieses
       umstrittene Thema aber lieber seinem Nachfolger überlasse.
       
       Konnte bis 2006 das Spielverbot durch Wetten im Internet umgangen werden,
       ist dies durch ein Gesetz aus dem Jahr 2006 (UIGEA) erheblich erschwert
       worden. Banken dürfen seither keine Überweisungen mehr an Internetfirmen
       wie Bwin anbieten. Gleichwohl leben US-Amerikaner ihren Spieltrieb – von
       dem einige Forscher sagen, er sei dem Menschen angeboren – auf anderen
       Wegen aus: in Büro-Tippgemeinschaften, bei den in den meisten Bundesstaaten
       legalen Pferderennen sowie Reisen nach Las Vegas, die an den Wochenenden
       des Super Bowl und der Basketball-Hochschulmeisterschaft („March Madness“)
       besonders beliebt sind.
       
       19 Dec 2012
       
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