# taz.de -- Facebooks neue Briefmarke: Lizenz zum Spammen
       
       > Neue Experimente bei Facebook: Für 1 Dollar soll zukünftig eine digitale
       > Briefmarke verkauft werden, mit der Facebook-Fremden eine Nachricht
       > geschickt werden kann.
       
 (IMG) Bild: So cool wie Snoopys Briefmarke wird die digitale Facebook-Briefmarke wohl kaum werden.
       
       BERLIN taz | Was ist es einem privaten Nutzer wert, auch außerhalb seiner
       Facebook-Freundesliste Nachrichten verschicken zu können? Der blaue
       Netzwerkriese testet in den USA nun, ob Nutzer bereit sind, für die
       Möglichkeit, einmal die Woche auch außerhalb der eigenen Freundeslisten
       Kontakt aufnehmen zu können, einen US-Dollar auszugeben - für eine
       Nachricht.
       
       Facebook sieht das Experiment der Senderbezahlung als eine potenzielle
       Möglichkeit, dem Spamproblem auf der Plattform Herr zu werden. Derzeit
       überarbeitet Facebook die Logik hinter dem komplexen Nachrichtensystem auf
       der Plattform. Die Nachrichtenfunktion, die bereits mit einer auf dem
       Instant-Messaging-Protokoll XMPP aufbauenden Chatfunktion und
       E-Mail-Funktionen ([1][nutzername@facebook.com]) verknüpft ist, gehört
       offenbar zu den Bereichen, in denen Facebook noch Potenzial für Wachstum
       und Monetarisierung sieht.
       
       Und das tut auch Not: Facebook ist fast ein Jahr nach der Ankündigung des
       Börsengangs und nach einem guten halben Jahr an der Börse nach wie vor
       nicht zu der Geldmaschine geworden, die einige Anleger wohl gern gesehen
       hätten. Zwar hatte Mark Zuckerberg noch in den Börsengangpapieren
       klargestellt, dass Geldverdienen kein Primärziel des Unternehmens sei, doch
       offenbar hat das Management die Prioritäten nun etwas verschoben.
       
       Denn trotz einer knappen Milliarde Nutzer ist Facebook nach wie vor nicht
       in der Lage, großes Kapital aus dieser Nutzervielzahl zu schlagen. Da
       kommen offenbar auch etwas obskure Ideen recht, wie die Wiedererfindung der
       Briefmarke unter anderen Umständen. 1 US-Dollar pro Woche für die
       Möglichkeit, anderen Nutzern als dem eigenen Freundeskreis zu schreiben, im
       Netz schon spöttisch als „Spamlizenz" bezeichnet, das klingt absurd.
       
       Allerdings ist es gleich aus mehreren Gründen für Facebook reizvoll: zum
       einen sind zahlende Nutzer immer auch extern verifizierte, also als reale
       Personen geprüfte Nutzer zu verstehen. Zum anderen ist die schiere Masse an
       Nutzern hier Facebooks Kapital: wenn ein Hundertstel der Nutzer die neue
       Möglichkeit in Anspruch nehmen sollte, um zum Beispiel alten Bekannten zu
       schreiben, würde Facebook 10 Millionen US-Dollar mit einer Dienstleistung
       umsetzen, die sie kaum etwas kostet.
       
       Das würde sicherlich auch die Aktionäre freuen, die auf Signale warten,
       dass ihr kursverlustträchtiges Investment irgendwann einmal doch noch Geld
       abwerfen könnte. Vielleicht ein Grund, dass das Experiment vorläufig nur in
       den USA verfügbar sein wird.
       
       24 Dec 2012
       
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