# taz.de -- Sherlock Holmes bei Sat.1: Mit Tattoo und Sixpack
       
       > In „Elementary“ schickt Sat.1 mal wieder einen Sherlock Holmes auf
       > Verbrecherjagd. Der Detektiv kränkelt nicht mehr und Doktor Watson ist
       > weiblich.
       
 (IMG) Bild: In „Elementary“ muss sich Sherlock Holmes an den Alltag in New York City gewöhnen.
       
       Sherlock Holmes kehrt zurück ins Fernsehen. Mal wieder. Diesmal bei Sat.1.
       Diesmal unter dem Titel „Elementary“. Und diesmal im heutigen New York. Der
       wohl berühmteste Detektiv der Welt war ja nie lange weg vom Schirm: In den
       60er Jahren verfilmte der WDR den Klassiker, in den 80er und 90er Jahren
       lief die britische Serie „Die Abenteuer von Sherlock Holmes“, 2010 und 2011
       wurde Holmes für zwei Hollywood-Filme zum Action-Helden, und parallel
       bereitete die BBC den Stoff für das moderne London in der Serie „Sherlock“
       auf – um nur einen kleinen Auszug aus der
       Sherlock-Holmes-Film-und-Fernseh-Chronologie zu nennen.
       
       Das Format von „Elementary“ nun hat mit dem Original aus der Zeit um 1900
       nicht viel gemeinsam, funktioniert aber als spannende Krimiserie. Der
       ermittelnde Sherlock bleibt ein exzentrischer Engländer, versetzt in die
       US-Megametropole. Die Story setzt dort ein, wo die letzten Geschichten des
       Holmes-Erfinders Arthur Conan Doyle aufhören: Der Londoner Detektiv hat es
       geschafft, seine Drogenabhängigkeit zu besiegen, wobei ihm das Lösen von
       Fällen hilft.
       
       In „Elementary“ muss er sich an den cleanen Alltag in New York City
       gewöhnen. In der ersten Folge lernt Sherlock Holmes seine
       Rehabilitationsbegleiterin kennen: Joan Watson, die ihm ankündigt, erst mal
       einzuziehen und die kommenden Wochen bei ihm zu wohnen. Aus dem
       Holmes-Assistent Dr. Watson ist so die Rolle der Ärztin Joan Watson
       geworden, gespielt von Lucy Liu („Drei Engel für Charlie“, „Kill Bill“).
       
       Holmes nimmt sie zu seinen Einsätzen mit, bei denen Watson ihr Interesse an
       Kriminalfällen entdeckt. Dabei bezeichnet sich Holmes selbst nie als
       Detektiv, sondern als „Berater“. Das passt wie Rehabilitationsbegleiterin
       besser ins Jetzt. Der neueste, von Jonny Lee Miller („Trainspotting“)
       gespielte Sherlock ähnelt auch nicht dem Bild, das Arthur Conan Doyle einst
       von Sherlock Holmes als hagerem blässlichen Mann zeichnete. Der Holmes 2013
       ist lässig und cool – mit Dreitagebart, Bauchmuskeln und Tattoos. Auch das
       Markenzeichen des alten Detektivs fehlt: die Pfeife und das starke Rauchen.
       
       ## Ein Frauentyp
       
       Ein weiterer Unterschied ist das Interesse an Frauen. Der echte Holmes
       machte sich nichts aus ihnen, der amerikanische Sherlock schleppt schon in
       der ersten Folge eine Frau ab und redet darüber – weit weg vom britischen
       Understatement. Diese Sherlock-Holmes-Aufbereitung kam in den USA gut an:
       Bei CBS hatte die Serie im vergangenen Herbst im Schnitt mehr als zehn
       Millionen Zuschauer.
       
       Ähnlich viele schauten in Großbritannien bei der BBC-Serie „Sherlock“ zu.
       Denn auch die BBC griff 2010 und 2011 die Geschichte des britischen
       Detektivs erneut auf und ließ ihn im London von heute ermitteln. Den
       Ermittler spielt dort Benedict Cumberbatch, der wesentlich mehr wie das
       Original wirkt: kränklich und verstörend.
       
       Sein Begleiter Watson muss permanent die Weltfremdheit seines berühmten
       Partners in alltäglichen Dingen kompensieren – und an Frauen hat dieser
       Sherlock nur Interesse, wenn sie zur Lösung eines Falls beitragen können.
       Auch der britische Humor gibt diesem Format, das 2011 und 2012 in der ARD
       ausgestrahlt wurde, einen ganz anderen Charakter.
       
       Den US-Sherlock Jonny Lee Miller scheint diese Konkurrenz nicht zu stören.
       Auch dass er die Hauptfigur in einem Remake von einem Remake von einem
       Remake mimt, ficht ihn nicht an: „Es ist so ein reichhaltiges Material, es
       gibt Hunderte Wege, daraus etwas zu machen“, sagte er der BBC.
       
       Das sehen auch die beiden beteiligten Sender BBC und CBS so: Die Briten
       wollen 2013 eine dritte Staffel von „Sherlock“ drehen, und in Amerika
       bestellte CBS kurz nach dem Start der Serie elf weitere Folgen, die in
       diesem Frühjahr laufen sollen.
       
       „Elementary“, Sat1, Donnerstag, 21.15 Uhr.
       
       10 Jan 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marion Bergermann
       
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