# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Eine romantische Idee
       
       > Wer zahlt, bestimmt – auch im deutschen Fußball. Meistens jedenfalls. Hat
       > Hasan Ismaik eine feindliche Übernahme des TSV 1860 München geplant?
       
 (IMG) Bild: Hasan Ismaiks Aufstiegspläne mag man deppert finden, aber dass der Investor mitentscheiden will, ist nur normal
       
       Mögen sie sich jetzt wieder? Fließt jetzt wieder arabisches Geld in die
       Kassen des TSV 1860 München? War der Streit zwischen der Vereinsführung des
       ruhm-, glor- und skandalreichen TSV München von 1860 und jenem
       Geschäftsmann aus dem fernen Jordanien namens Hasan Ismaik doch nicht so
       arg, wie er zunächst schien? Kaum einer weiß so recht, wie es weitergehen
       soll beim Zweitligisten.
       
       Der Verein will sich von einem Investor nicht sagen lassen, welche Spieler
       (Afrikaner) und welchen Trainer (Sven-Göran Eriksson) er verpflichten soll,
       und beruft sich auf die 50+1-Regel im deutschen Fußball, mit der
       sichergestellt ist, dass ein guter, alter Sportverein nicht so einfach
       gekauft werden kann. Und der Investor wundert sich, dass man seine Ideen
       nicht umsetzt, obwohl er bereit ist, 11 Millionen Euro in einen Verein zu
       stecken, auf den vernünftig denkende Menschen keinen Pfifferling setzen
       würden. Verstehen kann man beide. Und genau hier liegt das Problem.
       
       Die 50+1-Regel soll feindliche Übernahme verhindern. Einem Verein soll die
       Fußballabteilung nicht weggekauft werden dürfen. Eine romantische und
       durchaus charmante Idee in der harten Geschäftswelt des internationalen
       Profifußballs. Aber ist das, was Hasan Ismaik mit dem TSV 1860 vorhat, eine
       feindliche Übernahme?
       
       Seine Ideen mag man bescheuert finden und die Aufstiegspläne, die durch
       Investitionen in den Spielerkader umgesetzt werden sollen, für
       unrealistisch, naiv oder einfach nur deppert. Aber dass einer, der Geld in
       einen Klub steckt, darüber mitentscheiden will, was mit diesem Geld
       geschieht, ist nur normal. Zum Problem wird es erst, wenn die Vorstellungen
       des Investors und die der Vereinsführung nicht mehr zusammenpassen.
       
       ## Der Investor wundert sich
       
       Genau das ist in der Grünwalder Straße in München passiert. Da wird der
       ehemalige Nachwuchstrainer Alexander Schmidt vom Klub zum Cheftrainer
       befördert, und alle wundern sich, wenn sich der Investor darüber wundert,
       dass ein Mann, der noch nie eine Profimannschaft trainiert hat, das Team in
       die erste Liga führen soll. Da passt etwas nicht zusammen. Und so ist es
       gekommen, dass die 50+1-Regel auf den Fall 1860 angewendet wird.
       
       Stimmen aber Investoreninteressen mit denen des Vereins überein, dann wird
       die Übernahmeverhinderungsregel nicht angewendet, ja nicht einmal ins Spiel
       gebracht. Bestes Beispiel hierfür ist die TSG 1798 Hoffenheim, die einst
       ihren Aufstieg angetreten war, um mit dem Geld von Softwaremilliardär
       Dietmar Hopp den deutschen Fußball zu revolutionieren.
       
       Niemand bei der zuständigen Deutschen Fußball-Liga ist eingeschritten, um
       Transfers zu verhindern, in deren Abwicklung der Investor sich persönlich
       eingemischt hat. Der Hopp hat es ja nur gut gemeint mit dem Verein. Der VfL
       Wolfsburg wurde von der 50+1-Regel sogar ausdrücklich ausgenommen und zum
       Werksklub ehrenhalber ernannt, weil der Volkswagenkonzern es immer so gut
       mit dem Klub gemeint hat.
       
       Es waren Automanager, die vor Kurzem über die Absetzung von Felix Magath
       als Trainer entschieden haben. Und auch die Investoren, denen zusammen fast
       20 Prozent des FC Bayern gehören, Audi und Adidas, haben gewiss ein
       Mitspracherecht. Einen großen Deal mit Nike werden die Bayern wohl ebenso
       wenig eingehen, wie sie ihre Trikots mit dem Stuttgarter Stern beflocken
       werden. Wer zahlt, will mitreden. Mehr will auch Hasan Ismaik nicht. Kein
       Wunder, dass er die Fußballwelt nicht mehr versteht.
       
       12 Jan 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Hasan Ismaik
 (DIR) Fußball
 (DIR) Fußball-Bundesliga
 (DIR) Kolumne Press-Schlag
 (DIR) TSV 1860 München
 (DIR) TSV 1860 München
 (DIR) VfB Stuttgart
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kolumne Kulturbeutel: Der Wildmoser aus dem nahen Osten
       
       1860 München-Investor Hasan Ismaik hat seine Lektion gelernt: Nur wer sich
       als einfacher Mensch zu inszenieren weiß, hat Chancen bei den Fans.
       
 (DIR) Investorenposse bei 1860 München: Provokation der Blauen
       
       Was die Schlagzeilen betrifft, können die Löwen mit den Bayern mithalten.
       Der Streit zwischen dem Verein und Investor Hasan Ismaik ist bühnenreif.
       
 (DIR) Kolumne Press-Schlag: Selber schuld
       
       Der VfB Stuttgart will hoch hinaus und startet doch einen Angriff auf die
       Abstiegsplätze. Das war so sicher nicht geplant.