# taz.de -- 19. Spieltag Fußballbundesliga: HSV und Bayern ziehen durch
       
       > Der HSV schlägt Werder Bremen in einem umkämpften Spiel. Bayern München
       > siegt derweil souverän beim Südgipfel in Stuttgart.
       
 (IMG) Bild: Rafael van der Vaart jubelt mit HSV-Spielern über den Treffer zum 3:1 gegen Werder Bremen
       
       HAMBURG/STUTTGART dpa | Weil der Hamburger SV nach drei Pleiten endlich
       wieder das prestigeträchtige Derby gegen Werder Bremen gewonnen hatte,
       konnte der ehrgeizige Nationaltorhüter René Adler seinen eklatanten
       Fehlgriff sogar mit Humor nehmen. „Da merkt man, dass ich alt werde und
       nicht so schnell runterkomme“, flachste der Schlussmann. Sokratis hatte ihm
       in der 54. Minute den Ball aus 16 Metern gewissermaßen durch die
       Hosenträger in den Kasten geschossen. „Das Tor hat ja keinen Punkt
       gekostet. Wichtig ist der Sieg“, meinte der Sachse, gab dann aber auch zu:
       „Natürlich muss ich den halten.“
       
       3:2 lautete das Endresultat der Partie, die die knapp 55 000 frierenden
       Zuschauer nach fadem Spiel und 1:1 Toren – Assani Lukimya für Werder,
       Heung-Min Son für den HSV - in der ersten Halbzeit kaum mehr für möglich
       gehalten hatten.
       
       Wie schon in Nürnberg kam der HSV mit Feuereifer aus der Kabine. Wenige
       Sekunden nach Wiederanpfiff hieß es durch Dennis Aogo 2:1, weitere sechs
       Minuten später zappelte der Ball nach dem Treffer von Artjoms Rudnevs zum
       3:1 im Netz. „Die zweite Halbzeit haben wir überragend gespielt. Warum das
       immer so ist - keine Ahnung“, meinte HSV-Spiellenker Rafael van der Vaart.
       Da konnte auch der Gegentreffer von Sokratis nichts mehr ändern.
       
       Die HSV-Tore sorgten für jede Menge Unmut bei den Bremern. Aogo nahm den
       Ball vorm Torschuss mit dem rechten Oberarm mit, und Rudnevs soll bei
       seinem Treffer im Abseits gestanden haben. „Das erste war Handspiel, das
       kann man sehen“, zürnte Werder-Trainer Thomas Schaaf. „Die zweite Aktion
       habe ich nicht erkannt." Sünder Aogo bedankte sich beim Unparteiischen und
       sprach beim Blick auf die TV-Bilder von "Glück, dass der Schiri das nicht
       gesehen hat“. Dem Nationalspieler gelang im 117. Spiel sein erstes Tor für
       den HSV.
       
       Die nächsten Aufreger ließen nicht lange auf sich warten: Gelb-Rot für
       Bremens Clemens Fritz (80.), Gelb-Rot für Bremens Marko Arnautovic (90.).
       „Die erste Gelbe Karte war für mich ein Witz; auch Rafa van der Vaart sagt,
       ich spiele den Ball“, entschuldigte sich Fritz. „Bei der zweiten Gelben
       komme ich eine Hundertstelsekunde zu spät – bitter.“ Der 32 Jahre alte
       Kapitän kassierte den ersten Platzverweis in seiner Bundesliga-Karriere,
       und die umfasst immerhin schon 227 Spiele.
       
       ## Achter Sieg im Südklassiker
       
       Mit einem Sieg bei Lieblingsgegner VfB Stuttgart hat Bayern München seinen
       Alleingang an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga fortgesetzt. Die
       Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes kam durch Tore von Mario Mandzukic und
       Thomas Müller zu einem allerdings glanzlosen 2:0 (0:0) bei den Schwaben und
       baute den Vorsprung auf Verfolger Bayer Leverkusen auf komfortable elf
       Zähler aus. Zugleich gingen die Bayern bereits zum achten Mal in Serie als
       Sieger aus dem Süd-Klassiker gegen den VfB hervor. Stuttgarts Martin Harnik
       sah in der 80. Minute wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte.
       
       Ein schlimmer Fauxpas von VfB-Verteidiger Cristian Molinaro brachte die
       Bayern in der 50. Minute auf die Siegerstraße. Nach einem verunglückten
       Rückpass sprintete Mandzukic dazwischen, umkurvte VfB-Torhüter Sven Ulreich
       und markierte seinen zwölften Saisontreffer. Mandzukic war auch am zweiten
       Tor der Münchner beteiligt, als er für Müller auflegte (72.). Für die
       Bayern war es bereits der achte Sieg im neunten Auswärtsspiel der Saison.
       
       60 000 Zuschauer in der erstmals in dieser Saison ausverkauften
       Mercedes-Benz-Arena sahen lange Zeit einen recht unspektakulären Süd-Gipfel
       ohne große Torchancen. Gegen die sicher stehende Defensive des VfB fanden
       die Bayern im Gegensatz zum 6:1 im Hinspiel zunächst überhaupt kein Rezept.
       
       Heynckes hatte dabei auf die siegreiche Elf vom Rückrundenauftakt gegen die
       SpVgg Greuther Fürth (2:0) vertraut. Damit mussten unter anderem
       Nationalspieler Mario Gomez an seiner alten Wirkungsstätte und Superstar
       Arjen Robben wieder auf der Bank Platz nehmen.
       
       Was sie von dort aus sahen, war zunächst wenig Erwärmendes vom
       Rekordmeister. Ein etwas zu hoch angesetzter Kopfball des Brasilianers
       Dante (11.), der unter der Woche vom brasilianischen Nationaltrainer Luiz
       „Felipão“ Scolari erstmals in die „Selecao“ berufen worden war, und ein
       Drehschuss von Mandzukic (39.) – mehr hatte die Bayern-Offensive in den
       ersten 45 Minuten an Torchancen nicht zu bieten. Auch der Franzose Franck
       Ribery kam gegen VfB-Youngster Antonio Rüdiger auf der linken Seite nicht
       wie gewohnt zur Entfaltung.
       
       So war das 0:0 zur Pause für die Gastgeber keineswegs schmeichelhaft.
       Vielmehr hätte der VfB auch durchaus in Führung gehen können. So setzte der
       Japaner Shinji Okazaki einen Schuss aus halbrechter Position knapp neben
       das Tor (27.). Sieben Minuten später war es Harnik, der nach Flanke von
       Ibrahima Traore den Bayern-Schlussmann Manuel Neuer in die Bredouille
       brachte.
       
       Auch im zweiten Durchgang ging es zunächst gemächlich zu, ehe Molinaro mit
       einem Blackout den VfB ins Hintertreffen brachte. Fortan hatten die Bayern
       das Spiel im Griff, ohne großen Glanz zu versprühen. Immer seltener kam der
       VfB in Tornähe von Neuer. Und auf der Gegenseite war bei den Bayern auf die
       Torgaranten Mandzukic und Müller, der zum zehnten Mal in dieser Spielzeit
       traf, mal wieder Verlass. In der 88. Minute kam schließlich auch noch Gomez
       zu einem Kurzeinsatz.
       
       27 Jan 2013
       
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