# taz.de -- Neuer Arbeitskreis „Säkulare Grüne“: „Die Politik von Religion trennen“
       
       > Säkularität ist bei den Grünen nicht mehr selbstverständlich, sagt Rahim
       > Schmidt. Mit Parteifreunden hat er den Arbeitskreis „Säkulare Grüne“
       > gegründet.
       
 (IMG) Bild: „Wird nicht nur die religiöse Minderheit vertreten“: Schmidt über Grünen-Spitzenkandidatin und EKD-Präses Katrin Göring-Eckardt
       
       taz: Herr Schmidt, über 40 Prozent der Grünen-Mitglieder sind
       konfessionslos. Warum braucht die Partei jetzt einen säkularen
       Arbeitskreis? 
       
       Rahim Schmidt: Der Staat muss sich allen Weltanschauungen und
       Religionsgemeinschaften gegenüber neutral verhalten. Die Praxis sieht aber
       anders aus – unter anderem bei den Staatskirchenverträgen, der
       Kirchensteuer oder dem Arbeitsrecht. Wir wollen die Trennung von Staat und
       Religion voran treiben.
       
       Und bisher ist das mit den Grünen nicht zu machen? 
       
       Früher schien so etwas selbstverständlich. Doch inzwischen hat die Partei
       einen Sprecher für Kirchenpolitik und Arbeitskreise religiöser Gruppen.
       Diese werden dem starken säkularen Spektrum innerhalb der Grünen nicht
       gerecht. Also wollen wir uns einmischen.
       
       Die Grünen haben das halbe Jahr 2012 über religiöse Beschneidungen
       diskutiert. Haben Sie den Arbeitskreis deshalb gegründet? 
       
       Unter anderem. Ich würde es begrüßen, wenn die Religionsgemeinschaften
       zeitgemäße Symbole finden. Doch uns geht es um mehr: Die Politik sollte
       sich in einer globalisierten Gemeinschaft nicht über Religion definieren,
       sondern über universelle Werte. Es geht auch um Bildung: Statt den
       Religionsunterricht auszubauen, sollte er durch Ethik oder Philosophie
       ersetzt werden.
       
       Und was soll dort gelehrt werden? 
       
       Kritisches Nachdenken darüber, was jedem im Leben besonders wichtig ist.
       Ethik setzt auf den Dialog der Schülerinnen und Schüler verschiedener
       Herkunft. Die Kinder brauchen durch Wertebildung einen erweiterten Horizont
       für ihre Umwelt und eventuelle spätere Bekenntnisse.
       
       Jetzt klingen Sie selbst fast priesterlich. Christen würden Ihnen kaum
       widersprechen. 
       
       Das müssen sie auch nicht! Wir sind offen für alle, die individuelle
       Menschenrechte über religiöse Sonderrechte stellen.
       
       In die Bundestagswahl gehen die Grünen mit einer dezidiert religiösen,
       kirchlich organisierten Spitzenkandidatin – Katrin Göring-Eckardt. Werden
       Sie ihre Wahlplakate kleben? 
       
       Wir leben in einer Demokratie und die Partei hat Göring-Eckardt gewählt.
       Ich denke nicht, dass sie nur die Wünsche einer religiösen Minderheit
       vertreten wird, sondern die alle grünen Inhalte in den Mittelpunkt stellt.
       
       Haben Sie keine Angst, die „religiöse Minderheit“ abzuschrecken?
       Protestanten sind für die Grünen eine wichtige Wählergruppe. 
       
       Nein. Lebendige Debatten sind Markenzeichen der grünen Politik.
       
       Der Parteivorstand hat Sie noch nicht zurückgepfiffen? 
       
       Der Bundesverband hat uns grünes Licht für dieses Interview gegeben.
       Außerdem will man uns im Frühjahr zu einem Gespräch nach Berlin einladen.
       Ich gehe davon aus, dass wir am Bahnhof mit Sonnenblumen empfangen werden.
       
       Auf Twitter hat Ihr Arbeitskreis zumindest schon einen prominenten
       Follower: Volker Beck, Geschäftsführer der Bundestagsfraktion. 
       
       Wenn er mit uns reden will – wir sind gesprächsbereit.
       
       30 Jan 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tobias Schulze
       
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