# taz.de -- Kommentar Integration Österreich: Wiener Blut und Boden
       
       > Österreichs Staatsbürgerrechtsnovelle gibt sich modern, ist es aber
       > nicht. Immer noch geht es um Anpassung, nicht um Inklusion.
       
       Die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft soll künftig vom
       Abspielen der Bundeshymne begleitet werden. Die weihevolle Zeremonie vor
       der Fahne der Republik soll sechs oder zehn Jahre strebsamer
       Integrationsbemühungen belohnen. Anders als die moderne
       Migrationsforschung, die die Einbürgerung als Beginn einer erfolgreichen
       Integration sieht, gilt sie Österreichs Regierung, vor allem der
       konservativen ÖVP, als krönender Höhepunkt.
       
       Darin unterscheidet sich die eben [1][akkordierte]
       Staatsbürgerschaftsnovelle nicht von der geltenden Gesetzeslage. Österreich
       stellt nach wie vor auf das Jus Sanguinis ab: Nur wer von Österreichern
       abstammt, ist auch kraft Geburt Österreicher oder Österreicherin. Ein
       wirklich modernes Gesetz würde damit Schluss machen, dass Kinder als
       Ausländer zur Welt kommen und das ihr Leben lang bleiben können, ohne ihr
       vermeintliches Heimatland je gesehen zu haben.
       
       Der neue Entwurf gibt sich modern und geht doch an der Realität meilenweit
       vorbei. Die den Zuwanderern abverlangte Einkommensgrenze wird auch von den
       meisten inländischen Arbeitskräften nicht erreicht. Zuwanderer bekommen
       selten gut bezahlte Jobs.
       
       Und ehrenamtliche Tätigkeit verliert, wenn sie als Kriterium verordnet
       wird, ihr wichtigstes Merkmal: die Freiwilligkeit. Außerdem sind Fälle
       bekannt, dass Zuwanderer von bodenständigen Vereinen wie der Freiwilligen
       Feuerwehr gar nicht aufgenommen wurden.
       
       Immer noch geht es um Anpassung und nicht um Inklusion, die auch der
       alteingesessenen Bevölkerung etwas abverlangt. Es bedarf keiner
       prophetischen Fähigkeiten, vorauszusagen, dass in wenigen Jahren eine neue
       Novelle fällig sein wird. Hoffentlich gibt man sich dann nicht mit
       kosmetischen Eingriffen zufrieden, sondern hört auf Leute, die etwas von
       der Materie verstehen.
       
       7 Feb 2013
       
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