# taz.de -- Neues Computerspiel „Tomb Raider“: Die Leiden der jungen Lara
       
       > Der neue Teil der Tomb Raider-Serie zeigt eine frühe Phase im Leben der
       > Abenteurerin Lara Croft. Deren Lehrjahre sind keine Damenjahre.
       
 (IMG) Bild: Muss lernen, in einer unwirtlicher Umgebung zu überleben: Lara Croft.
       
       „Tut mir wirklich leid, Lara!“ denke ich zu Beginn des neuen Tomb Raiders
       ständig. Schon vom Zuschauen tut mir alles weh. Ich steuere die junge
       Archäologin humpelnd durch das Sauwetter einer unbekannten japanischen
       Insel und frage mich, ob ich gerade wirklich eine Hilfe bin: Von Regen
       durchnässt drückt sie eine Hand auf die blutende Wunde an ihrer Seite,
       zittert vor Kälte und hat keine Ahnung, wo sie ist. Die Stimmung ist
       bedrohlich. Unsicher stolpern wir durch das Dunkel des Waldes, der an die
       Küste grenzt; rufen nach Hilfe. Ja, man kann ehrlich sagen, dass Lara Croft
       einen wirklich miesen Tag hat.
       
       Als Heldin der Tomb Raider-Serie ist sie Millionen Fans ein Begriff. Die
       mystischen Abenteuer um die beinharte Archäologin gehören zu den
       erfolgreichsten Spieleserien der Welt – über 35 Millionen Kopien wurden
       insgesamt verkauft. Abseits der Spiele gibt es zwei Hollywood-Verfilmungen,
       unzählige Merchandise-Artikel und eine große, aktive Community. Lara Croft
       ist einer der bekanntesten Videospielefiguren überhaupt.
       
       Aber im neuen Teil der Serie ist die Patronen spuckende Superheldin
       Vergangenheit. Beziehungsweise Zukunft, denn die Geschichte um einen alten
       japanischen Mythos spielt chronologisch vor allen anderen Teilen. Lara
       Croft ist hier eine 21-jährige Studentin, die sich ihre ersten Sporen im
       wissenschaftlichen Feld verdienen will.
       
       Doch das Schiff, auf dem sie und ihr Team unterwegs sind, havariert – mit
       Mühe kann sie sich ans Festland einer unbekannten Insel retten. Heldin und
       Ereignisse überschlagen sich. Gerade zu sich gekommen, wird sie überfallen,
       verschleppt und als sie erneut zu Bewusstsein kommt, scheint ein Albtraum
       Realität zu sein: Blut, Knochen, okkulte Symbolik auf den Felsen um sie
       herum. Keine Nahrung, keine Waffen, keine Hoffnung.
       
       ## Beklemmende Soundkulisse
       
       Die Entwickler bei Crystal Dynamics haben der Franchise einen Neustart
       verpasst. Die Titelheldin soll weniger unnahbar sein. Zwar gibt es immer
       noch die beliebten Rätsel, es wird gekämpft und entdeckt. Doch der
       eigentliche Feind ist die Natur. Lara muss leidvoll lernen, was es heißt,
       in unwirtlicher Umgebung zu überleben: Waffenbau, Jagen, Lager aufschlagen.
       
       Das dafür notwendige Verbessern von Fähigkeiten, die klassische
       Rollenspiel-Mechanik, ist eines von vielen neuen Elementen bei Tomb Raider.
       Dazu gehört, neben der melancholischen Titelmusik und der beklemmenden
       Soundkulisse, auch eine neue Synchronstimme – im Original wie im Deutschen.
       
       Vertrieb Square Enix hat sich hier für Nora Tschirner entschieden, vielen
       bekannt aus dem Kinokassenschlager „Keinohrhasen“. Die Schauspielerin soll
       den schmerzhaften Überlebenskampf der Heldin akustisch transportieren. „Als
       Sprecherin hängt man sich total in die Stimmung rein. Situationen, wie zum
       Beispiel die Szene, in der Lara aus Notwehr zur Waffe greift, haben mich
       wirklich mitgenommen. Danach war der Tag für mich gelaufen.“
       
       Der hohe technische und personelle Aufwand bei der Synchronisation wird der
       cineastischen Präsentation der Geschichte gerecht. Wenn Videospiele teuren
       Kinoproduktionen immer ähnlicher werden, braucht es ebenso hochwertige
       Synchronarbeit.
       
       ## Geringe Spielfreiheit
       
       Doch die filmreife Darstellung geht zulasten des Freiraums. In Zeiten, in
       denen Spieler gewohnt sind, sich in den riesigen Arealen von
       Abenteuer-Games völlig frei zu bewegen, wird sich Tomb Raider harte
       Vergleiche mit Open World-Spielen gefallen lassen müssen. Die Linearität
       der Abläufe und die geringe Größe der Areale provozieren das Gefühl,
       angeschnallt zu sein. Der Ritt scheint vorprogrammiert.
       
       Doch spielerische Freiheit sollte nicht als reines Qualitätskriterium
       verstanden werden und erst das komplette Abenteuer um die junge Lara Croft
       wird zeigen, wie wirkungsvoll Dramatik und Mechanik die Spieler mitreißen.
       Nicht die Insel soll der Star sein, sondern die Heldengeburt. Ob diese
       Entwicklung über die Spieldauer hinweg nachvollziehbar bleibt oder durch zu
       hohes Tempo Brüche erzeugt, bleibt abzuwarten. Der erste Eindruck ist
       jedoch vielversprechend.
       
       Das [1][neue „Tomb Raider“] ist ab dem 05. März für PC, XBOX 360 und für
       die Playstation 3 im Handel erhältlich.
       
       9 Feb 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.crystald.com/projects/tr9
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pepe Delabar
       
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