# taz.de -- Beschluss mit Sprengstoff: Piraten stellen Vertrauensfrage
       
       > Der Bundesvorstand der Piratenpartei fragt in den kommenden zwei Wochen
       > die Basis: „Welchem Vorstandsmitglied legst Du den Rücktritt nahe?“
       
 (IMG) Bild: Bekenntnis gefordert: Wer liebt wen?
       
       BERLIN taz | Der zerstrittene Bundesvorstand der Piratenpartei ergreift die
       Flucht nach vorne: Das Gremium beschloss am Dienstag, in den kommenden zwei
       Wochen online die Vertrauensfrage zu stellen. Mit Hilfe einer Befragung
       übers Internet soll die Basis die Möglichkeit bekommen, einzelnen
       Parteivorständen die Unterstützung auszusprechen – oder sie zum Rücktritt
       aufzufordern.
       
       In seiner schriftlichen Begründung mahnte der Initiator des Vorhabens,
       Bundesvorstand Klaus Peukert: Die Endlosdebatte um eine Neuwahl der
       Parteispitze „klebt an uns wie ’Scheiße am Schuh‘. Es tritt auch ständig
       jemand wieder neu rein.“ Momentan sei aber unklar, ob die Basis den
       Bundesvorstand tatsächlich „schleunigst loswerden“ wolle.
       
       Das soll sich nun ändern. Bis Ende Februar will der Vorstand allen
       Parteimitgliedern unter anderem folgende Fragen stellen: „Welchem
       Vorstandsmitglied legst Du den Rücktritt nahe?“ Und: „Welchem
       Vorstandsmitglied sprichst Du Deine Unterstützung aus?“ Außerdem soll die
       Basis entscheiden, ob sie beim Bundesparteitag im Mai nur Programm- oder
       auch Personalfragen behandeln will.
       
       ## Ponader läuft Sturm
       
       Wie zu erwarten, führte der Beschluss prompt zu neuem, öffentlich
       ausgetragenem Zoff unter Promi-Piraten. Während Parteichef Bernd Schlömer
       für das Projekt stimmte, lief der Politische Geschäftsführer Johannes
       Ponader öffentlich Sturm gegen den gefällten Vorstandsbeschluss. Er
       beantragte die Annullierung des Vorhabens – unter anderem weil die Partei
       mit dieser Onlineabstimmung über einzelne Personen „ihren Grundwerten“
       zuwider handle.
       
       Zuvor hatte [1][Ponader auf Twitter] die demokratische Legitimation des
       Verfahrens in Zweifel gezogen und dem Vorstand vorgeworfen, nach
       „monatelanger Blockade in 32 Minuten“ eine „Wahlcomputerentscheidung“
       durchgepeitscht zu haben. Ponader spielte damit auf die Grundsatzfrage nach
       der Verlässlichkeit und Manipulierbarkeit von Onlineabstimmungen an. Solche
       Umfragen, warnte er, liefen im schlimmsten Fall auf eine
       „Gesinnungsdatenbank“ hinaus.
       
       Laut Ponader gehört auch Parteivize Sebastian Nerz zu den Gegnern der
       Onlinevertrauensfrage. Nerz wollte den Beschluss auf taz-Anfrage allerdings
       nicht kommentieren. Einige Piraten werteten den Vorstoß auf Twitter als
       Versuch, Ponader abzusägen. Er gilt im Bundesvorstand seit Monaten als
       isoliert.
       
       Der Streit um die Zukunft des Bundesvorstands war eskaliert, nachdem
       Ponader angeblich von dem Berliner Fraktionschef Christopher Lauer per SMS
       eine wüste Rücktrittsforderung erhalten hatte – und diese ins Netz stellte.
       
       12 Feb 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://twitter.com/JohannesPonader
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Astrid Geisler
       
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