# taz.de -- Kultur-Investor in der Klemme: Wieder kein Gebot
       
       > Nach der gescheiterten Zwangsversteigerung seiner Riverkasematten wollte
       > Klausmartin Kretschmer auch den Brandshof niemand abkaufen.
       
 (IMG) Bild: Schwer verkäuflich: der Brandshof von Klausmartin Kretschmer.
       
       In den Saal vier des Harburger Amtsgerichts drängen sich Dienstagfrüh
       InteressentInnen, JournalistInnen und Neugierige aneinander. Gleich soll
       hier Klausmartin Kretschmers Brandshof unter den Hammer kommen. Doch bevor
       es dazu kommt, tritt Gert Baer von der Firma „Baer & Baer Consulting“ vor,
       der den Eigentümer Kretschmer vertritt, und will die Versteigerung im
       letzten Augenblick abwenden. Es habe sich ein Käufer gefunden, sagt er.
       
       „Mit dem Verkauf anderer Immobilien sind die meisten Gläubiger nun
       ausbezahlt und zufrieden“, sagt er später auf taz-Anfrage. Kurz vor dem
       Versteigerungstermin ist beim Amtsgericht noch ein Antrag eingegangen, die
       Zwangsversteigerung abzublasen.
       
       Doch nicht alle Gläubiger haben ihren Vollstreckungsantrag zurückgezogen.
       Der Antrag wird vom Gericht als unzulässig zurückgestellt. Eine
       Stellungnahme von Kretschmer zur überraschenden Wende war für die taz am
       Dienstag nicht zu bekommen.
       
       Der denkmalgeschützte Gebäude-Komplex hat heute einen erheblichen
       Sanierungsstau, es bestehen nach wie vor Mietverträge. Das Mindestgebot
       liegt bei 1,77 Millionen Euro, der offizielle Verkehrswert der Immobilie
       bei 1,75 Millionen Euro.
       
       Klausmartin Kretschmer, der selbst ernannte Kultur-Investor und offizieller
       Besitzer der Roten Flora wollte noch 2009 zwischen dem Brandshof und der
       Oberhafenkantine am Klostertor ein blühendes Künstlerquartier entstehen
       lassen.
       
       Das Wohn- und Geschäftshaus mit der riesigen Lagerhalle aus den 1920er
       Jahren, das einmal die Reederei „Schlesische Dampfer-Compagnie Berliner
       Lloyd A.-G.“ beherbergte, sollte das Aushängeschild der neuen
       „Oberhafencity“ für die Kreativen werden. Doch Kretschmer und seine „Vitruv
       Verwaltungs GmbH“, die als offizieller Eigentümer des Brandshof läuft, sind
       in finanziellen Turbulenzen.
       
       Als der Amtsrichter erklärt, dass die Immobilie im Grundbuch mit drei
       Millionen Euro Grundschuld und Nebenleistungen der Sparkasse Holstein
       belastet ist, ziehen die KaufinteressentInnen lange Gesichter. „Haben Sie
       alle verstanden, was das bedeutet“, fragt der Richter.
       
       Eine junge Frau im Steppmantel schnappt sich die Mietverträge, die mit dem
       Gutachten zur Immobilie und dem Grundbuch zur Einsicht bereit liegen. Sie
       blättert die Verträge durch, fotografiert mit ihrem Smartphone Seite für
       Seite ab. Zu einem Gebot, dass automatisch weitere drei Millionen Euro an
       Kosten bedeutet, konnte auch sie sich nicht durchringen.
       
       Ob die Vitruv tatsächlich die Grundschuld an die Sparkasse Holstein getilgt
       hat, wollte eine Sprecherin mit Hinweis auf das Bankgeheimnis nicht sagen.
       
       Nicht nur mit dem Brandshof hat Kretschmer zurzeit Ärger. Auch sein
       Restaurant Riverkasematten zwischen Hafen- und Balduinstreppe auf St. Pauli
       steht zur Zwangsversteigerung. Ein erster Versuch scheiterte im Januar,
       weil niemand 800.000 Euro für ein Mindestangebot aufbringen wollte.
       
       Kretschmer hatte die denkmalgeschützte Immobilie, in dessen Club-Katakomben
       in den 1950er Jahren Jazz-Größen wie Ella Fitzgerald, Duke Ellington, Louis
       Armstrong auftraten, 2001 von der Stadt gekauft. Auch für diesen Komplex
       existiert ein Sanierungsstau.
       
       12 Feb 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai von Appen
 (DIR) Lena Kaiser
       
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 (DIR) Rote Flora
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