# taz.de -- Onlinemagazin für afrikanische Kunst: Von London bis Lagos
       
       > Zeitgenössische Kunstschaffende aus Afrika sind in Europa kaum sichtbar.
       > Das will das Magazin „Contemporary And“ ändern.
       
 (IMG) Bild: Misheck Masamvu, „The case of the missing fish“ (Ausschnitt), Öl auf Leinwand, 2012.
       
       Als Julia Grosse am anderen Ende der Leitung den Hörer abnimmt, klingt sie
       ein wenig außer Atem. Tatsächlich erlebt die in London ansässige
       Kunsthistorikerin und Kulturkorrespondentin der taz gerade einen Wettlauf
       gegen die Zeit: Das Onlinemagazin „[1][Contemporary And (C&)] – Eine
       Plattform für internationale Kunst aus afrikanischen Perspektiven“, dessen
       Redaktion sie leitet, startet am Freitag.
       
       Nun, kurz bevor es startet, liegen die Nerven blank. „Hoffentlich stürzt
       das System am Ende nicht ab!“ Gespannt sei sie vor allem auf die Reaktionen
       der Menschen und Institutionen, die das Entstehen des neuen Onlineprojekts
       bereits mit großem Interesse verfolgen.
       
       Seit sechs Monaten arbeiten Julia Grosse und ihr Team konzentriert an der
       Gestaltung des Magazins, das auf Deutsch, Englisch und Französisch
       erscheinen wird und neben Rezensionen, Künstlerporträts und Essays zum
       gegenwärtigen Kunstdiskurs in Afrika und der Diaspora auch über laufende
       Ausstellungen in Kunsträumen und Kulturinstitutionen informiert. Besonders
       spannend klingt dabei die Übersicht „Education“.
       
       Dort können sich demnächst sowohl nigerianische als auch deutsche
       Kunstschaffende über anstehende Ausschreibungen, Künstlerresidenzen und
       Workshops in Paris, New York oder Maputo schlaumachen.
       
       ## Ausstellungen und Kritik
       
       „Das wusste ich selbst lange nicht“, gesteht Julia Grosse. „Aber der
       afrikanische Kontinent bietet viele Residenzen an – und es werden immer
       mehr.“ Das will C& sichtbar machen und zur Erweiterung der verschiedenen
       Netzwerke beitragen. Für weiteren Austausch sorgen die virtuellen „Art
       Space“-Ausstellungen der Webseite: Die erste C&-Ausgabe präsentiert die
       Begegnung von Yvette Mutumba, Kuratorin am Weltkulturenmuseum in Frankfurt,
       mit dem Maler Misheck Masamvu, der seine großformatigen Bilder im
       Simbabwe-Pavillon auf der Biennale in Venedig 2011 ausstellte. Auch für ein
       Ende des Schubladendenkens und vorschnellen Abstempelns afrikanischer Kunst
       will das Magazin eintreten.
       
       Denn „heute lassen sich KünstlerInnen nicht mehr auf einen Ort festlegen“.
       Passgenau soll der südafrikanische Autor und Frieze-Korrespondent Sean
       O’Toole in einem Essay über die Frage aufklären, warum
       Nationalausstellungen, wie etwa „Südafrikanische Fotografen“ oder „Junge
       Skulptur aus Indien“, immer noch so beliebt sind, obwohl die Realität
       zeitgenössischer KünstlerInnen sich längst im globalen Raum abspielt.
       
       Exemplarisch nennt Grosse die junge Künstlerin Dineo Seshee Bopape, die
       ebenfalls in einem Interview zu entdecken sein wird. Bopape wurde in
       Südafrika geboren, studierte an der Columbia in New York, absolvierte eine
       Künstlerresidenz in Amsterdam und wird von der südafrikanischen Galerie
       Stevenson vertreten. „Der Künstler ist zeitgenössisch“, findet Grosse. Was
       er dann sonst ist, das sei zweitrangig. Der Künstler ist „Contemporary And
       …“ – „Zeitgenössisch und“.
       
       „Ohne die Vergangenheit kann das Zeitgenössische nicht stattfinden“, weiß
       aber auch Julia Grosse. Deswegen unternimmt C& einige historische Exkurse,
       bei denen Vergessenes über Bekanntes erläutert wird. So kann man bald
       verschollene Schätze der afrikanischen Kunstliteratur in unscheinbaren
       Bibliotheken von London bis Lagos entdecken – und über das in Harvard
       produzierte Kulturmagazin Transition erfahren, das in den Sechzigern in
       Kampala, der Hauptstadt Ugandas, gegründet wurde. „Mit solchen Geschichten
       kann gezeigt werden, wie wieder alles zusammenhängt, und welche Netzwerke
       es in Afrika bereits vor 50 Jahren gab.“
       
       22 Feb 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.contemporaryand.com/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Elise Graton
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kunstmarkt
 (DIR) Afrika
       
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