# taz.de -- Journalistin über Italien-Wahl: „Es schmerzt, belächelt zu werden“
       
       > Die Italiener haben nicht aus Trotz Beppe Grillo gewählt. Und sie sind
       > auch nicht deutschlandfeindlich, sagt die Autorin und Journalistin Petra
       > Reski.
       
 (IMG) Bild: Die meisten Italiener mögen Berlusconi nicht. Aber noch weniger mögen sie Ratschläge aus Deutschland.
       
       taz: Frau Reski, welche Rolle hat die deutsche Politik für die Wahlen in
       Italien gespielt? 
       
       Petra Reski: Eine Art Vogelscheuchenfunktion. Die deutsche Politik wurde
       natürlich benutzt, von Berlusconi bis zur Linken. Alle haben versucht,
       diese deutsche Gefahr zu beschwören. Wobei hier willentlich übersehen
       wurde, dass das, was sie den Deutschen anlasten – also Wirtschaftsprobleme
       und Einsparungen –, nicht Auswirkung der deutschen, sondern natürlich der
       italienischen Politik der letzten 30 Jahre ist. Die Deutschen haben aber
       auch alles dafür getan, sich als Vogelscheuche benutzen zu lassen.
       
       Sie spielen auf die Empfehlungen aus Deutschland an. 
       
       Ja, da hat sich keiner zurückgehalten – von Westerwelle über Merkel bis zu
       Martin Schulz. Diese Ratschläge aus Deutschland sind nicht ganz
       uneigennützig gewesen.
       
       Wie kamen denn diese Ratschläge bei den Italienern an? 
       
       Die Italiener haben weniger antideutsche Gefühle als die Politiker, die
       versucht haben, das einzusetzen. Die Italiener können das ganz gut
       auseinanderhalten.
       
       Und wie wird Angela Merkel gesehen? 
       
       Wir reden hier von den Medien. Was man aber nie vergessen darf: Die Medien
       spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Italiener wider. Sie spiegeln das
       wider, was die italienischen Parteien sich wünschen. Da sind also immer
       Interessen dahinter. Es gibt keine freie Berichterstattung in Italien außer
       im Netz und in einer unabhängigen Tageszeitung: Il Fatto Quotidiano. Man
       kann also eigentlich nicht erschließen, was die Italiener denken, wenn man
       lediglich die traditionellen Medien zu Rate zieht. Das ist leider ein
       großer Kurzschluss, dem auch viele deutsche Korrespondenten unterliegen.
       
       Berlusconi kam diese antideutsche Berichterstattung aber sehr gelegen,
       oder? 
       
       Absolut. Er wurde ja auch weder von Merkel noch von Sarkozy ernst genommen.
       Das kam bei ihm natürlich nicht gut an, im Übrigen auch bei vielen
       Italienern nicht. Für sie ist das sehr schmerzlich, dass sie in den letzten
       zwanzig Jahren im Ausland belächelt wurden. Das sehen sich auch oft sehr
       selbstkritisch, weil sie dafür selbst verantwortlich sind. Aber in der
       deutschen Berichterstattung herrscht eine Fixierung auf Berlusconi. Große
       Teile der italienischen Wirklichkeit werden gar nicht wahrgenommen. Und wie
       man jetzt sieht, hat immerhin ein Viertel der Italiener weder die Linken
       noch Berlusconi gewählt, sondern die Bewegung „5stelle“. Und genau sie hat
       das Ansehen Italiens bei dieser Wahl gerettet.
       
       Wurde Beppe Grillo aus Trotz gewählt? 
       
       Nein, das ist keine Trotzhaltung. Sie kämpfen dafür, dass sich endlich
       etwas in Italien ändert. Vor Berlusconi gab es Andreotti, den siebenfachen
       Ministerpräsidenten, der wegen der Zusammenarbeit mit der Mafia verurteilt
       wurde. Dann hatten wir hier Craxi und den Korruptionsskandal. Alles, was
       wir vor 20 Jahren in Italien hatten, war ja nicht besser.
       
       26 Feb 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Enrico Ippolito
       
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