# taz.de -- Kommentar Dominique Strauss-Kahn: Grenzen der Neugierde
       
       > Die französische Justiz hat richtig entschieden. Die Enthüllungen von
       > Marcela Iacub über Dominique Strauss-Kahn gehen zu weit.
       
       Vor dem Bett von Dominique Strauss-Kahn (DSK) beginnt die Intimsphäre und
       endet die Pressefreiheit. Jetzt weiß man wieder, wie weit man (nicht) „zu
       weit“ gehen darf. Das ist letztlich der Sinn des Urteils einer Pariser
       Gerichtsinstanz. Entsprechend angemessen sind die Sanktionen. Ein Verbot
       des Buchs, dem gemäß Verfügung eine Gegendarstellung beilegt werden muss,
       wäre als Zensur gewertet worden
       
       Die Richterin teilt in ihrem Urteil allerdings aus juristischer Sicht auch
       die moralische Empörung von DSK, der vor Gericht mit viel Talent die Rolle
       des zu Unrecht in den Schmutz gezogenen Ehrenmanns gespielt hat. Er wähnt
       die Moral auf seiner Seite. Dieses Mal musste sich die Justiz weder zu
       Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn äußern noch zur Frage einer möglichen
       Schuld wegen Zuhälterei, sondern nur zu den Methoden eines extrem
       anmutenden Enthüllungsjournalismus.
       
       Um ihr Buch über DSK zu schreiben, zögerte nämlich Marcela Iacub nicht,
       sich selber zu enthüllen. Wenn Wallraff das Mittel der Verkleidung
       benutzte, um beispielsweise skandalöse Arbeitsbedingungen aufzudecken,
       sollte dieser Schriftstellerin und Juristin die Maske der Verführerin
       dienen, um für sensationsgierige Leser DSKs letzte intime Facetten
       bloßzustellen. Es ist selbstverständlich das Recht dieser heute von
       französischen Feministinnen ebenso wie von allen Moralisten angegriffenen
       Frau, über ihren Körper und ihre Sexualität frei zu verfügen wie über ein
       Recherchemittel.
       
       Was DSK aber im Bett treibt, und ob er – wie Iacub mit offensichtlicher
       Faszination und in einem neidlos als elegant taxierten Stil schreibt –
       „halb Mann, halb Schwein“ ist, das geht niemanden etwas an, solange keine
       Paragrafen des Strafgesetzbuchs verletzt werden. Und öffentlich ist DSK
       ohnehin moralisch erledigt. Falls sie aus einem Rest an echter Zuneigung
       aber Mitleid für DSK erregen wollte, hat sich Iacub darin übertroffen.
       
       28 Feb 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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