# taz.de -- Vogel verschmäht Ersatz-Watt: Kein Landeplatz für die Löffelente
       
       > Der Ausgleich für die Airbus-Erweiterung im Mühlenberger Loch hat in
       > einem zentralen Punkt nicht funktioniert.
       
 (IMG) Bild: Sie profitieren vom Ersatz-Watt: Brandgänse im Vorbeiflug vor dem Airbus-Werk.
       
       Der ökologische Ausgleich für die Airbus-Erweiterung im Mühlenberger Loch
       hat in vielerlei hinsicht passabel bis gut funktioniert – in einer Hinsicht
       jedoch nicht, wie das jetzt abgeschlossene Monitoring zeigt: Die
       Löffelente, die als eine von mehreren Arten im Zentrum der Bemühungen
       stand, hat das ersatzweise geschaffene Süßwasserwatt auf der Elbinsel
       Hahnöfersand nicht angenommen. Dafür gedeiht der nur an der Unterelbe
       vorkommende Schierlings-Wasserfenchel prächtig.
       
       Um das Airbus-Werk in Finkenwerder erweitern zu können, hatte der Senat in
       den Jahren 2002 und 2003 ein Fünftel des Mühlenberger Lochs zuschütten
       lassen. Die Elbbucht ist ein Süßwasserwatt, ein seltener Lebensraum, der
       Tiere und Pflanzen ganz besondere Lebensbedingungen bietet. Hier rasten
       Zugvögel, hier gedeiht der Nachwuchs vieler Fischarten. Zudem fängt die
       Bucht Sauerstoff für die Elbe.
       
       Wegen dieser Besonderheiten gehört das Mühlenberger Loch zu dem
       europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000. Um das Loch in diesem Netz zu
       flicken, entschloss sich der Senat, zwei Drittel der Elbinsel Hahnöfersand
       abzutragen und daraus ein Süßwasserwatt zu machen. Wie gut das klappte,
       sollte eine Begleituntersuchung ermitteln.
       
       Der Monitoring-Bericht stellt fest, dass ein Flachwassergebiet entstanden
       ist, wie es für tidebeeinflusste Flussmündungen typisch ist. Viele
       Vogelarten rasten hier gerne und auch zwei Drittel der Fischarten, die im
       Mühlenberger Loch vorkommen, konnten hier gefangen werden.
       
       Am meisten profitiert haben die typischen Pflanzenarten der Unterelbe –
       allen voran der Schierlings-Wasserfenchel, der so rar ist wie der Panda.
       Hier habe die Kompensationsmaßnahme „ihr Ziel vollumfänglich erreicht“,
       heißt es in dem Bericht. Auch weitere Rote-Liste-Pflanzen wie die Wibels
       Schmile oder die Krähenfußblättrige Laugenblume gedeihen hier.
       
       Unter den Vogelarten, die sich gerne in Süßwasserwatten aufhalten, haben
       die Krickente mit 3.000 und die Brandgans mit 1.500 rastenden Vögeln das
       neue Gebiet auf Hahnöfersand gut angenommen. Besonders profitiert haben
       pflanzenfressende Wasservögel wie die Schnatterente.
       
       Nur die Löffelente macht sich rar: 1.000 Vögel sollten hier das Wasser
       seihen. Stattdessen rasteten im Schnitt 50 Vögel. Hahnöfersand biete der
       Löffelente zwar einen zusätzlichen Rastplatz, könne aber „die aus dem
       Mühlenberger Loch verdrängten Vögel nicht adäquat aufnehmen“, stellt der
       Bericht fest.
       
       Um Ersatz für den Ersatz zu schaffen und EU-Vorgaben zu genügen, bereitet
       der Senat die Unterschutzstellung des Holzhafens in der Billwerder Bucht
       vor. Damit erfülle der Senat seine Ausgleichsverpflichtung aber nicht,
       kritisiert der BUND.
       
       Zum einen rasteten hier schon bis zu 380 Löffelenten, zum anderen sei er
       nicht groß genug, um die Verluste aus dem Mühlenberger Loch auszugleichen.
       „Hamburg versucht, sich mit einer Sowieso-Maßnahme aus der Verantwortung zu
       stehlen“, so der BUND.
       
       4 Mar 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gernot Knödler
       
       ## TAGS
       
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