# taz.de -- Kommentar Cahuzac-Skandal: Die fatale Flucht vor sich selbst
       
       > Frankreichs Haushaltsminister, der oberste Jäger der Steuerbetrüger, ist
       > selber einer. Er hat das Ansehen der nationalen Politiker weiter
       > diskreditiert.
       
 (IMG) Bild: Der ehemalige Haushaltsminister Jérôme Cahuzac hat nicht nur faustdick gelogen, sondern das Vertrauen der gesamten Staatsführung missbraucht.
       
       Ausgerechnet der Haushaltsminister, der den Kampf gegen die Steuerflucht
       leiten sollte, hat selber seine Ersparnisse auf einem Schweizer Konto
       [1][ins Trockene gebracht]. Jetzt steht er im Regen, und all seine
       gutgläubigen Regierungskollegen und Parteifreunde mit ihm.
       
       Was vor zwanzig Jahren, als Jérôme Cahuzac – wie so viele betuchte
       Franzosen – in aller Diskretion ein Konto bei der UBS in Genf eröffnete,
       als Kavaliersdelikt galt, geht heute einfach nicht mehr. Das hätte niemand
       besser wissen müssen als Cahuzac selber.
       
       Dass er dennoch seine Ernennung zum obersten Jäger der Steuerbetrüger
       annahm, war ein verhängnisvoller und unverzeihlicher Fehler. Dass er
       anschließend, als die Online-Journalisten von Mediapart die mutmaßliche
       Existenz seines UBS-Kontos enthüllten, erst alles leugnete und vor
       Parlament, vor Kameras und ins Gesicht des Staatspräsidenten und in das des
       Regierungschefs dementierte, je ein Bankguthaben im Ausland besessen zu
       haben, macht aus diesem zunächst banalen Fall von Steuerbetrug eine
       Staatsaffäre und einen Riesenskandal mit fatalen Folgen.
       
       Cahuzac hat nicht nur faustdick gelogen, sondern das Vertrauen der gesamten
       Staatsführung missbraucht. Seine Freunde und Partner hatten ihn im Glauben
       an seine Unschuld verteidigt, selbst als er nach der Einleitung einer
       Untersuchung seinen Rücktritt einreichen musste. Sie alle hat Cahuzac in
       sein Lügengebilde hineingezogen, von dem er jetzt zerknirscht und reumütig
       spricht.
       
       ## Stinkbombe für Hollande
       
       Er hat das Ansehen der Politik in den Augen der ohnehin mehr als
       skeptischen Bürger weiter diskreditiert. Die Populisten, die schon immer
       sagten, alle anderen seien korrupt, sind außer sich vor Freude. Eine
       größere Stinkbombe hätte Cahuzac seinem Präsidenten Hollande nicht [2][vor
       die Füße werfen können].
       
       Kurzsichtig ist es, wenn die oppositionelle UMP aus dem Cahuzac-Skandal
       parteipolitisches Kapital schlagen will – oder wenigstens von den
       Ermittlungen gegen Ex-Präsident Sarkozy und anderen Affären im eigenen
       Lager ablenken will. Es geht um die Glaubwürdigkeit eines politischen
       Systems, die ein Ex-Minister für 600.000 Euro und seiner Karriere willen
       riskiert und verspielt hat.
       
       3 Apr 2013
       
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