# taz.de -- Kolumne Politik von unten: Wie ich eine Bank besetze
       
       > Wieso Rugby im Verein spielen? Ziviler Ungehorsam kann auch sehr
       > sportlich sein. Und sollte es auch. Eine Vision.
       
 (IMG) Bild: Die Zentrale der Deutschen Bank in Frakfurt: Warum nicht mal besetzen? Aber das Abseilen will gelernt sein.
       
       Wir brauchen eine neue Kultur des Zivilen Ungehorsams. Warum nicht kleine
       Dorfvereine gründen, in denen ich, statt Rugby zu spielen, lernen kann, wie
       ich mich an einem von Sicherheitskräften bewachten Haus abseile. Am Gebäude
       der Deutschen Bank zum Beispiel. Und wenn Ackermann nochmal seinen
       Geburtstag im Kanzleramt feiern will, kann es zur sportlichen Disziplin
       werden, allen Beteiligten vor laufender Kamera vegane Torten ins Gesicht zu
       schmieren.
       
       Die Kreisliga ist dafür zuständig, sich an Ackermanns Wagen zu ketten. Und
       die Sportgruppe "Digitale Bienchen e. V." aus Oberklickingen veröffentlicht
       die E-Mails, die dokumentieren, welche Wetten die Deutsche-Bank-Mitarbeiter
       auf Weizen- und Maispreise abgegeben haben, als die Hungerkrisen tobten.
       
       Statt Geld für einen neuen Rugbyhelm auszugeben, zahle ich in den
       Rechtshilfefonds ein, mit dem die Anwaltskosten gedeckt werden. Ziviler
       Ungehorsam ist grundsätzlich verfassungskonform. Ob alle Regeln der
       Gewaltfreiheit eingehalten wurden, bestätigen dann schon die lieben
       Gerichte. Habe ich doch mal den einen oder anderen Plutoniumwagen so arg
       sabotiert, dass er nicht mehr zu gebrauchen ist, kommt eventuell ein
       geringer Unkostenbeitrag auf die Ortsgruppe "Getriebesand e. V." zu.
       
       2015 ist es so weit: Auch Amnesty International, Oxfam und Attac wollen den
       alljährlichen Sportpreis für die gelungenste Direkte Aktion gewinnen. Und
       so gehen gleich drei Medaillen an Amnesty: 6.000 Aktivisten besetzten 150
       Stunden lang die Zentrale der Flüchtlingsermordungsagentur Frontex in
       Warschau - und erreichten so, dass die EU-Gelder in Asylhilfe umgelagert
       werden und alle Frontex-Mitarbeiter Sozialstunden ableisten müssen.
       
       ## Nur zwei Medaillen für Greepeace
       
       Amnesty gewinnt in den Sparten Ausdauer, Ankettungstechnik und
       Mobilisierung. Greenpeace International gibt sich als guter Verlierer, doch
       die Miene des Aktionsleiters zeigt, dass es nicht einfach ist, das erste
       Mal mit nur zwei Medaillen nach Hause zu gehen – wie immer für
       Bootsblockaden und Transparentfalttechnik.
       
       Die Vorteile einer belebten Kultur Zivilen Ungehorsams sind klar:
       Einerseits bekommt die seit langem krankende repräsentative Demokratie
       wieder neuen Schwung, die Menschen beteiligen sich direkt, nicht nur beim
       alljährlichen Castortransport. Sie empfinden mehr Sinn und
       Gemeinschaftsgefühl bei ihren Hobbys. Und geben den
       Nichtregierungsorganisationen demonstrativ Rückhalt – denn jeder Aktivist,
       der sich mit seinem ganzen Körper einsetzt, ist ein Mandat.
       
       Nachdem die organisierte Zivilgesellschaft systematisch aus internationalen
       Verhandlungen ausgeschlossen wurde, ist es an der Zeit, dass sie sich
       wieder den sozialen Bewegungen zuwendet. Nur so können große
       außerparlamentarische Organisationen wieder an Legitimität gewinnen.
       
       3 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jean Peters
       
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