# taz.de -- Ministerpräsident und NS-Marinerichter: Streit um Filbingers Tagebücher
       
       > Die älteste Tochter von Hans Filbinger hat aus seinen Tagebüchern ein
       > Buch gemacht. Doch die Geschwister wollen die Veröffentlichung noch
       > stoppen.
       
 (IMG) Bild: Der ehemalige NS-Marinerichter Hans Filbinger (l) und sein Weißwäscher Günther Oettinger (r) (Archivbild von 2006).
       
       STUTTGART/BERLIN dpa | Die Kinder des früheren baden-württembergischen
       Ministerpräsidenten Hans Filbinger (CDU) streiten um die Verwertung der
       Tagebücher ihres Vaters. Sohn Matthias Filbinger und eine Schwester wollen
       verhindern, dass die älteste Filbinger-Tochter Susanna ein Buch über die
       bisher unentdeckten Tagebücher veröffentlicht.
       
       Matthias Filbinger bestätigte am Donnerstag einen entsprechenden Bericht
       der [1][Stuttgarter Zeitung]. Seiner Schwester Susanna machte Filbinger
       schwere Vorwürfe: „Meine Schwester hat die Tagebücher entwendet, als das
       Erbe noch gar nicht verteilt war.“ Das sei Unterschlagung gewesen.
       
       Eine Sprecherin des Campus-Verlags in Frankfurt sagte der dpa, man teile
       diese Auffassung nicht. Das Buch komme am 2. Mai auf den Markt.
       
       „Solange ich den Inhalt der Tagebücher nicht kenne, kann ich keine Freigabe
       erteilen“, sagte Matthias Filbinger. Die Anwälte einer seiner drei anderen
       Schwestern hätten Susanna Filbinger-Riggert und den Campus-Verlag in
       Frankfurt aufgefordert, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben.
       
       Die Biografie mit dem Titel [2][Kein weißes Blatt] sollte eigentlich
       bereits am 18. April erscheinen. Nach zahlreichen Änderungswünschen
       seinerseits habe der Verlag die erste Auflage einstampfen lassen, erklärte
       der Filbinger-Sohn.
       
       Die Sprecherin des Verlags erklärte, man sei weiterhin „davon überzeugt,
       dass die Autorin die Tagebücher ihres Vaters lesen durfte und auch
       berechtigt ist, über die daraus gewonnenen Informationen zu sprechen und zu
       schreiben“. Sie fügte hinzu: „Das Buch verletzt die Urheberrechte an den
       Tagebüchern von Hans Filbinger nicht (...).“
       
       Der Verlag habe auf Bitten von Matthias Filbinger alle Originalzitate und
       Bilder aus den Tagebüchern entfernt. „Damit haben wir unserer Pflicht
       Genüge getan.“ Auch Filbinger-Riggert sehe keinen Grund, die
       Veröffentlichung zu stoppen.
       
       ## Lesung in Berlin
       
       Die Autorin stellte ihr Buch wie geplant am Abend in Berlin in einer
       Buchhandlung vor. Susanna Filbinger-Riggert, die mit ihrer Tochter aus
       Stuttgart angereist war, sagte, der Medienrummel sei für sie völlig
       ungewohnt. Sie las vor etwa 50 Zuhörern einige Passagen aus ihrem Buch, das
       auch schon verkauft wurde.
       
       Filbinger war 1978 als Ministerpräsident zurücktreten, nachdem
       bekanntgeworden war, dass er in der Nazi-Zeit als Marinerichter an der
       Entstehung von Todesurteilen beteiligt war. Bei seiner Beerdigung 2007
       hatte der damalige Regierungschef Günther Oettinger (CDU) gesagt, Filbinger
       sei kein Nationalsozialist gewesen, sondern ein Gegner des Regimes. Diese
       Aussage hatte für heftige Kontroversen gesorgt.
       
       Susanna Filbinger-Riggert kommt in ihrem Buch zu dem Schluss, dass ihr
       Vater kein NS-Gegner war. Er habe die Ermordung der Juden aber auch nicht
       gutgeheißen, hatte sie der [3][Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung]
       gesagt.
       
       26 Apr 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.streit-unter-den-kindern-tauziehen-um-seine-tagebuecher.9f3f6f39-a966-48c2-b5f1-e27f39ccc66d.html
 (DIR) [2] http://www.campus.de/sachbuch/politik/Kein+wei%C3%9Fes+Blatt.101474.html
 (DIR) [3] http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/filbinger-tochter-im-gespraech-ich-habe-ihm-vergeben-12147748.html
       
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