# taz.de -- Wahlen in Malaysia: „Die 'Nationale Front' zersplittert“
       
       > Die regierende Koalition in Malaysia hat die Parlamentswahl am Sonntag
       > gewonnen. Die Wahlbeteiligung erreichte mit 80 Prozent einen neuen
       > Rekord.
       
 (IMG) Bild: Blauer Finger: Wahlbeweis in Malaysia.
       
       BANGKOK/KUALA LUMPUR taz/dpa | Die seit 56 Jahren in Malaysia regierende
       Koalition hat erneut die Wahlen gewonnen. Nach Angaben der Wahlkommission
       kam sie noch vor Auszählung aller Stimmen auf 112 Sitze im Parlament und
       erreichte damit zumindest eine einfache Mehrheit.
       
       Beide rivalisierenden Lager zeigten sich überzeugt, dass sie als Gewinner
       aus den Wahlen hervorgehen würden. Malaysias charismatischer
       Oppositionspolitiker Anwar Ibrahim, der das Bündnis „Volksallianz“ führt,
       sagte: „Wenn es keinen Betrug gibt und alles mit rechten Dingen zugeht,
       werden wir siegen.“
       
       Die Wahlbeteiligung lag bei 80 Prozent. Das gilt als Rekord. Seit Längerem
       schon, so Beobachter, gebe es eine Wechselstimmung in dem multiethnischen
       Land mit dem Ziel, die seit der Unabhängigkeit regierende Koalition
       „Nationale Front“ abzulösen. Umso verbissener kämpft die Regierung um die
       Macht. So warnte Premier Najib Razak davor, dass das Land im Chaos enden
       werde, sollte Anwars Opposition das Rennen machen.
       
       In dem von Gewalt überschatteten Wahlkampf häuften sich Vorwürfe wegen
       Betrugs. Die Opposition beschwerte sich darüber, die Regierung habe
       Ausländer und Arbeitsmigranten aus asiatischen Nachbarländern in bestimmte
       Wahlbezirke einfliegen und mit malaysischen Ausweisen ausstatten lassen,
       damit diese im Gegenzug für die „Nationale Front“ stimmten. Auch wurde die
       mangelnde Qualität der angeblich wischfesten Tinte bemängelt, mit denen die
       Fingerkuppen von Wählern gekennzeichnet werden sollen, um doppelte
       Stimmabgaben zu verhindern. Die Regierung wies alle Vorwürfe zurück.
       
       Die „Nationale Front“ habe in der Tat Angst davor, ihre Macht zu verlieren,
       sagte Ambiga Sreenevasan zur taz. Kurz vor der Abstimmung am Sonntag hatte
       sich die Kovorsitzende des Bündnisses „Bersih“ (Sauber) enttäuscht darüber
       gezeigt, dass die Wahlkommission nicht gegen die mutmaßlichen
       Manipulationen der Wählerlisten vorgegangen war.
       
       ## „Politischer Tsunami“
       
       Der „Nationalen Front“, dominiert von der United Malays National
       Organisation (Umno), werden seit Langem Korruption, Vetternwirtschaft und
       ein autoritärer Führungsstil vorgeworfen. Einen Denkzettel hatte die
       Regierung bereits bei den Wahlen 2008 erhalten: Damals hatte sie ihre
       jahrzehntelange Zweidrittelmehrheit verloren, während Anwars oppositionelle
       Allianz aus seiner „Gerechtigkeitspartei“, der chinesisch-dominierten
       „Democratic Action Party“ (DAP) und der „Islamischen Partei Malaysias“
       (PAS) deutliche Zuwächse verzeichnete. Als „politischer Tsunami“ wurde
       dieser Achtungserfolg bezeichnet.
       
       Anwar erklärte, er werde der Korruption den Kampf ansagen und der
       ethnischen und religiösen Diskriminierung einen Riegel vorschieben. Der
       Oppositionschef zielt damit auf ein Ende der Bevorzugung der mehrheitlich
       ethnischen Malaien, die seit den 1970er Jahren bei der Vergabe von
       Regierungsposten, Geldern, Jobs und Ausbildungsplätzen privilegiert
       behandelt werden.
       
       „Die Vorherrschaft der ’Nationalen Front‘ ist dabei, zu zersplittern“, ist
       der regierungskritische Karikaturist „Zunar“ überzeugt. Allerdings zweifelt
       er doch sehr daran, dass die Regierung einen Sieg der Opposition anerkennen
       werde. Es gebe mittlerweile zu viele Fälle von Korruption und
       Machtmissbrauch. Für die Regierenden stehe zu viel auf dem Spiel, erklärte
       „Zunar“.
       
       5 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nicola Glass
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Malaysia
 (DIR) Wahlen
 (DIR) Anwar Ibrahim
 (DIR) Malaysia
 (DIR) Malaysia
 (DIR) Malaysia
 (DIR) Malaysia
 (DIR) Malaysia
 (DIR) Thailand
 (DIR) Malaysia
 (DIR) Malaysia
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kommentar Malaysia: Homophobie als politische Waffe
       
       Oppositionsführer Anwar Ibrahim wird wegen angeblicher Homosexualität
       verurteilt. Die Opposition tut gut daran, sich nicht geschlagen zu geben.
       
 (DIR) Malaysische Justizentscheidung: Bloß nicht Gott mit Gott verwechseln
       
       Christen in Malaysia dürfen Gott weiter nicht als „Allah“ bezeichnen. Eine
       Klage der katholischen Wochenzeitung „Herald“ wurde abgewiesen.
       
 (DIR) Maulkorb für Malaysias Opposition: „Anstachelung von Wut“ ist verboten
       
       Beobachter sehen Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen in Malaysia. Die
       Behörden haben Oppositionsproteste untersagt und drohen mit Festnahmen.
       
 (DIR) Malayische Opposition zweifelt Ergebnis an: „Die Wahlen wurden uns gestohlen“
       
       Die Regierungskoalition „Nationale Front“ erzielt ihr bisher schlechtestes
       Ergebnis. Trotzdem erkennt die Opposition die Wahl nicht an und kündigt
       Proteste an.
       
 (DIR) Kommentar Malaysia: Sieg mit üblem Beigeschmack
       
       Noch behauptet sich das Machtsystem der „Nationalen Front“. Die Zuwächse
       für die Opposition sind wegen der manipulierten Wahlen nur ein schwacher
       Trost.
       
 (DIR) Separatismus in Thailand: Ein Schritt auf dem Weg zum Frieden
       
       Im muslimischen Süden Thailands tobt ein blutiger Konflikt. Jetzt sitzen
       Vertreter der Regierung und muslimische Separatisten erstmals an einem
       Tisch.
       
 (DIR) Streit um Landrechte auf Borneo: Kampfjets gegen Sulus Anhänger
       
       Der Konflikt zwischen Anhängern eines philippinischen „Sultans“ und
       Malaysia widerspricht den Interessen beider Regierungen. Friedlich lösen
       können sie ihn nicht.
       
 (DIR) Produktion Seltener Erden: Ärger um ein Prestigeprojekt
       
       In Malaysia entsteht eine Fabrik für Seltene Erden, die die Hightechmetalle
       umweltschonend produzieren soll. Das Öko-Institut nennt ihr Abfallkonzept
       mangelhaft.
       
 (DIR) Kommentar Malaysias Oppositionsführer: Das Urteil nützt auch der Regierung
       
       Anwar Ibrahim hätte gar nicht angeklagt werden dürfen. Und Regierungschef
       Razak kann sich dank des Urteils selbst als Reformer verkaufen.