# taz.de -- Schlussplädoyers im Ruby-Prozess: Berlusconis System der Prostitution
       
       > Sex mit Minderjährigen: Im Schlussplädoyer wird Berlusconi erneut schwer
       > belastet. Der Beschuldigte sieht sich als Opfer einer Hexenjagd linker
       > Staatsanwälte.
       
 (IMG) Bild: Sieht mittlerweile aus wie ein Cyborg: Bunga-Bunga Silvio.
       
       MAILAND ap | Der Prozess gegen den früheren italienischen Regierungschef
       Silvio Berlusconi wegen Sex mit einer minderjährigen Prostituierten steht
       kurz vor der Entscheidung. Am Montag hielt die Mailänder Staatsanwaltschaft
       ihr Schlussplädoyer in dem Fall. Ein Urteil könnte noch vor Monatsende
       fallen.
       
       Berlusconi wird vorgeworfen, während einer seiner berüchtigten
       „Bunga-Bunga-Partys“ in seiner Villa nahe Mailand für Sex mit einer damals
       minderjährigen Marokkanerin, genannt Ruby, bezahlt zu haben. Anschließend
       soll er versucht haben, die Sache zu vertuschen. Sowohl Berlusconi als auch
       Ruby leugnen jeglichen sexuellen Kontakt.
       
       Staatsanwältin Ilda Boccassini sagte in ihrem Plädoyer am Montag, die
       Mädchen, die zu Berlusconis Partys eingeladen wurden, seien „Teil eines
       Systems von Prostitution gewesen, das zum Vergnügen Silvio Berlusconis
       organisiert wurde“. Es gebe auch keinen Zweifel, dass Ruby schon
       Prostituierte gewesen sei, als sie 2010 Bekanntschaft mit dem Umfeld
       Berlusconis machte. Obwohl offiziell arbeitslos, sei das Mädchen in
       Designermode herumgelaufen und habe öfter mehr als 1.000 Euro in bar bei
       sich getragen.
       
       Boccassini berichtete zudem, dass gegen die Marrokkanerin schon mehrfach
       wegen Diebstahls – unter anderem von Geldbörsen und Schmuck – offiziell
       Ermittlungsverfahren liefen. Der Prozess war unter anderem wegen der
       Parlamentswahlen in Italien und einer Augenentzündung Berlusconis vertagt
       worden und wurde am Montag nach mehr als zwei Monaten wieder aufgenommen.
       
       ## Der Druck auf Berlusconi wäscht
       
       Erst am Wochenende hatten Tausende Unterstützer Berlusconis in Brescia
       gegen dessen Verurteilung wegen Steuerbetrugs protestiert. Zu der Aktion
       hatte Berlusconis Partei Volk der Freiheit (PDL) aufgerufen. Anlass ist das
       Urteil eines Mailänder Berufungsgerichts, das die Verurteilung Berlusconis
       zu einer vierjährigen Haftstrafe wegen Steuerbetrugs bestätigt hatte.
       Danach ist dem 76-Jährigen auch die Ausübung eines öffentlichen Amts für
       fünf Jahre untersagt.
       
       Berlusconi hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Er will vor dem
       Kassationsgericht nochmals in Berufung gehen. Seine zahlreichen
       Gerichtsverfahren sieht er als politische Hexenjagd linksorientierter
       Staatsanwälte, die zum Ziel habe, unliebsame Gegner auszuschalten.
       
       Sein konservatives Parteien-Bündnis ist Teil der neuen Regierungskoalition
       mit der Demokratischen Partei von Ministerpräsident Enrico Letta.
       Berlusconi selbst hat kein Ministeramt übernommen, gilt aber weiterhin als
       sehr einflussreich. Die neue Regierung bemüht sich, die politische Blockade
       zu überwinden, in der sich Italien seit dem äußerst knappen Ausgang der
       Parlamentswahl vom Februar befunden hatte.
       
       13 May 2013
       
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