# taz.de -- Kommentar zum Piraten-Parteitag: Ein unfassbares Eigentor
       
       > Die selbsternannte Internet-Partei hat die Chance, Vorreiter bei
       > Online-Parteitagen zu sein, versiebt. Die Politik-Nerds lassen sich von
       > fachlichen Eitelkeiten leiten.
       
 (IMG) Bild: Könnte auch eine Szene aus einem Detlev-Buck-Film sein: Baum, Lauer und Herberg vor der Presse.
       
       Einkaufen, Geld verschieben, Nachrichten lesen, Liebhaber suchen: Fast
       alles lässt sich heute übers Internet erledigen. Doch die Demokratie in
       unserem Land ist nach wie vor offline. Warum eigentlich? Müssten wir die
       Potenziale des Internets für den Politikbetrieb nicht schleunigst nutzen?
       Wie lange wollen wir damit noch warten? Die Piraten waren angetreten, sich
       dieses Projekts anzunehmen. Aber leider bekommen sie es nicht hin.
       
       Beim Bundesparteitag im bayerischen Neumarkt hatten sie die Chance, als
       erste Partei dieses Landes neben den traditionellen Offline-Parteitagen
       auch Online-Parteitage einzuführen. Ein Schritt hin zur virtuellen
       Demokratie, ein spannendes politisches Experiment. Verschiedenste Modelle
       standen zur Auswahl. Die selbsterklärte Internetpartei aber ließ im Streit
       um Details alle durchfallen lassen. Ein unfassbares Eigentor, pünktlich zum
       Start in den Bundestagswahlkampf.
       
       Die wichtigste Richtungsentscheidung des Wochenendes kam obendrein unter
       chaotischen, kaum noch nachvollziehbaren Umständen zustande. Bereits
       verkündete Ergebnisse wurden für vorläufig erklärt, weitere Wahlgänge
       angesetzt. Das alles hatte nichts mit politischer Avantgarde zu tun, es war
       am Ende einfach peinlich. Jene Partei, die den Wählern ein „Update“ der
       Demokratie verspricht, demonstrierte: Sie hat selbst nicht einmal die
       Regeln ihrer eigenen Parteitage drauf.
       
       Die Piraten könnten eine echte Bereicherung für den Politikbetrieb in
       diesem Land sein. Gerade haben sie drei sympathische, smarte
       Nachwuchskräfte in ihren Vorstand gewählt. Keine andere Partei hat so viel
       IT-Kompetenz, so viele Informatiker und Mathematiker unter ihren
       Mitgliedern. Doch genau dieses innovative Potenzial scheint inzwischen auch
       ein Problem zu sein.
       
       Die Polit-Nerds sind in einer von fachlichen Eitelkeiten durchsetzten
       Debatte um Detailfragen abgetaucht, sie haben das gemeinsame Ziel aus den
       Augen verloren. Und wenn es dumm läuft, interessiert sich niemand mehr für
       die Piraten, bis sie daraus wieder auftauchen.
       
       13 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Astrid Geisler
       
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