# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Geld schießt Tore – fast immer
       
       > Freiburg kann mit Wolfsburg nicht mithalten – und umgekehrt. Die
       > Punkte-pro-Millionen-Tabelle stellt die Liga auf den Kopf.
       
 (IMG) Bild: Ungleiches Duell: Wolfsburgs Vieirinha spitzel Julian Schuster den Ball weg
       
       Der SC Freiburg ist deutscher Meister und zwar mit großem Vorsprung.
       Zumindest was die Effizienz angeht, denn niemand hat im Vergleich zum
       investierten Geld mehr Punkte gesammelt als die Breisgauer.
       
       Mit dem drittkleinsten Lizenzspieleretat (16,1 Millionen Euro) erreichte
       die Überraschungsmannschaft dieser Saison einen sensationellen fünften
       Platz – und damit die Qualifikation für den Europapokal. Somit ist Freiburg
       nicht nur effizient und schön (offensiver Fußball, gutes Wetter), sondern
       es kam am Ende auch noch etwas „Zählbares“ heraus. Chapeau, Freiburg!
       
       Anders die Situation in Wolfsburg, wo der VW-Konzern schier Unsummen in
       eine nicht erfolgreiche Mannschaft steckt. Der Lizenzspieleretat betrug in
       dieser Saison mindestens 90 Millionen, das Geld scheint in der VW-Stadt zu
       fließen wie der Amazonas in der Regenzeit, bloß die Erfolge bleiben aus.
       
       Die Wölfe investierten pro Punkt über 2 Millionen Euro, also rund siebenmal
       so viel wie Freiburg. Ein teurer Spaß – obwohl es oft gar keiner war. Und
       in der Bundesligatabelle liegt Freiburg weit vor Wolfsburg. Dürfen wir also
       weiter träumen, von der Insel Fußball, auf der alles möglich ist? Schießt
       Geld also doch keine Tore? So etwas gefällt allen Fußballfans, die sich
       nicht gerade dem VfL Wolfsburg zugehörig fühlen.
       
       Denn Fußballfan zu sein ist oft eine höchst irrationale Angelegenheit: Im
       kommerzialisierten Business werden Milliardenbeträge umgesetzt, das Bier im
       Stadion kostet mehr, als manche Fans pro Stunde verdienen. Und doch tut der
       gemeine Fan so, als ob Fußball nichts mit Geld zu tun hätte, als ob
       spielerisches Geschick und Glück (der Fußballgott) sowie der eigene Gesang
       ausreichten, um zu gewinnen.
       
       ## Freiburg ist eine positive Überraschung
       
       Eine schöne Illusion, doch die Realität sieht meist anders aus: Freiburg
       ist eine positive Überraschung, so wie Wolfsburg eine negative ist. Denn
       der Verein mit dem kleinsten Etat, der Aufsteiger aus Fürth, ist auch
       Letzter in der Bundesligatabelle – und das zählt ja am Ende.
       
       Rund zehnmal so viel wie die Fürther hat der Rekord-Rekordmeister aus
       München in seine Mannschaft gesteckt: 125 Millionen Euro war den Bayern
       ihre Rekord-Rekordmarke von 91 Punkten wert. Damit liegen die Bayern in der
       Effizienztabelle vor dem VW-Klub auf dem vorletzten Platz, haben sich aber
       lange vor Saisonende die Meisterschaft gesichert.
       
       Geld schießt also doch Tore, meistens zumindest. Aber eben nicht immer,
       denn zum Glück für den gemeinen Fußballfan erging es auch dem Abo-Meister
       aus München schon anders als in diesem Jahr. Außerdem gibt es noch
       Mannschaften wie Freiburg. Oder Mainz, das pro Punkt rund ein Drittel
       dessen investiert hat, was der FC Schalke reingesteckt hat, der Drittletzte
       in der Effizienzabelle.
       
       Allerdings werden die finanzstarken Klubs wie jedes Jahr bei den
       Überraschungsteams wildern. Der SC Freiburg verzeichnet bereits mehrere
       Abgänge. Daniel Caligiuri etwa wechselt nach Wolfsburg und verzichtet damit
       auf die Teilnahme am Europapokal und auf besseres Wetter. Es scheint
       Wichtigeres zu geben, Geld zum Beispiel. Und doch gilt: Solange Fußball
       gespielt wird, gibt es Überraschungen, zumindest kurzfristig. Ein neues
       Freiburg wird kommen.
       
       20 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Timo Reuter
       
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