# taz.de -- Der sonntaz-Streit: „Ein Luxusproblem“
       
       > Frühe Förderung erspart den Kindern später mühevolles Lernen, glauben
       > manche. Das stimmt nicht, entgegnen andere: Kinder brauchen eine
       > Kindheit.
       
 (IMG) Bild: Noch Spiel oder schon Frühförderung?
       
       „Kinder können nicht genug gefördert werden“, sagt Claudia Theißen,
       Vorsitzende des Fördervereins der BIP-Privatschule (Begabung, Intelligenz
       und Persönlichkeit) im aktuellen sonntaz-Streit. „Wie soll sonst ein Kind
       Erfahrungen machen und entdecken, was ihm Spaß macht und wo es Talent hat?“
       
       Am 1. Juni ist Internationaler Kindertag. Doch wie viel ist von der
       Kindheit noch übrig? Wir wollen immer höher hinaus, doch immer tiefer sind
       die Einschnitte, die für Erfolge in Kauf genommen werden.
       Klavierunterricht, Kampfsport und Kunstkurse - manche Kinder haben vollere
       Terminkalender als ihre Eltern.
       
       „Die Frühförderungshysterie basiert auf der fälschlichen Behauptung, nur in
       den ersten Lebensjahren seien im Gehirn Fenster zur Aufnahme von Wissen
       offen“, sagt der Pädagoge Salman Ansari. Besondere Verwirrung habe der
       Begriff „Kind als Forscher“ verursacht. Die Wege kindlichen Erforschens
       haben mit den Strategien Erwachsener nichts gemein. Jedes Geschehen, in das
       man sich nicht emotional-kreativ einbringe, hinterlasse keine Verknüpfungen
       im Gehirn. Dies allerdings sei bei vielen Frühförderungsprogrammen der
       Fall.
       
       „Kinder wollen lernen, sie bringen alle Fähigkeiten dazu mit“, sagt
       Marie-Luise Lewicki, Chefredakteurin der Zeitschrift „Eltern“. Gehe es
       jedoch bei Förderung um einen Sprint ins Karriereleben, führe das mitunter
       dazu, daß Kinder sich nicht mehr selbst beschäftigen könnten. „Solange
       Förderung Spaß macht, kann nichts schiefgehen.“
       
       Dass Eltern ihr schlechtes Gewissen mit Fahrdiensten zu Förderangeboten
       kompensierten, hält Raimund Geene für ein Luxusproblem. „Viele wachsen in
       armen, kinderreichen Familien auf“, sagt der Professor für Kindergesundheit
       der Hochschule Magdeburg/Stendal. Empirisch sei die vorgeworfene
       Überförderung daher kaum zu belegen.
       
       „Kinder wollen die Welt verstehen“, sagt Peter Rösner,
       Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. Was aber,
       wenn nicht mal die Erwachsenen sie ausreichend verstanden haben?
       
       1 Jun 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Andre
       
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