# taz.de -- Qualifikation für Handball-EM: Deutschland siegt - und fliegt
       
       > Die deutschen Handballer fehlen aller Wahrscheinlichkeit nach erstmals
       > bei einer EM. Drei Niederlagen waren zu viel. Ein abschließender Sieg
       > gegen Israel nutzte nichts.
       
 (IMG) Bild: Verzweiflung auf der Bank: Deutschland fährt wohl nicht zur EM 2014
       
       ASCHAFFENBURG dpa | Zehn Jahre nach dem Titelgewinn findet 2014 in Dänemark
       erstmals eine EM wohl ohne deutsche Handballer statt. Trotz eines
       abschließenden 38:19 (21:12) am Samstag in Aschaffenburg gegen Israel hatte
       das Team von Bundestrainer Martin Heuberger in der Qualifikation für das
       Kontinentalturnier nur noch eine winzige theoretische Chance, als bester
       Gruppen-Dritter weiterzukommen. Drei Tage nach der 25:27-Niederlage in
       Montenegro wurde die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) nur Dritter
       der Gruppe 2, weil zeitgleich Tschechien ein 30:25 (16:9) gegen Montenegro
       feierte. Beide Teams sind für die EM vom 12. bis 26. Januar qualifiziert.
       
       „Wir haben heute unsere Chancen besser verwertet, haben zu unserer Leistung
       gefunden und über 60 Minuten konzentriert gespielt. Insgesamt überwiegt,
       dass wir nicht für die EM qualifiziert sind“, sagte Heuberger im
       Bayerischen Rundfunk. „Es war von vorn herein ziemlich utopisch, dass wir
       uns noch qualifizieren, aber was mich ärgert ist, dass Montenegro in
       Tschechien ohne vier Stammspieler antritt, die gegen uns noch tragende
       Säulen waren. Das ist unsportlich, aber ausschlaggebend war, dass wir
       zweimal gegen sie verloren haben“, fügte er hinzu.
       
       Nach den Olympischen Spielen in London hätte die deutsche
       Nationalmannschaft binnen eines Jahres zum zweiten Mal ein Großereignis
       verpasst. Wegen der zuvor drei Niederlagen gegen Montenegro und Tschechien
       war eine Qualifikation für die EM nicht mehr aus eigener Kraft möglich. Das
       Scheitern könnte auch Folgen für Heuberger haben, über dessen Zukunft als
       Bundestrainer bereits vor dem Israel-Spiel diskutiert wurde. „Alles Weitere
       habe ich nicht in der Hand“, meinte er nach der Partie und fügte an: „Ich
       bin gewillt, mit der Mannschaft weiterzuarbeiten.“
       
       Eine Hintertür blieb aber noch: In der unwahrscheinlichen Konstellation,
       dass Österreich in Gruppe 7 mit mindestens neun Toren gegen Russland
       gewinnt, der WM-Vierte Slowenien in Gruppe 6 zu Hause mit mindestens zwei
       Toren gegen Weißrussland verliert und zudem Lettland in Gruppe 4 nicht in
       Kroatien gewinnt, wäre das DHB-Team als bester Gruppendritter doch noch bei
       der EM. Sollte am Samstagabend Lettland aber in Kroatien nicht gewinnen,
       ist das deutsche EM-Aus endgültig besiegelt.
       
       In Aschaffenburg wollte die DHB-Auswahl die Minimalchance durch einen Sieg
       gegen Israel wahren. Vor der mageren Kulisse von 3785 Zuschauern dominierte
       der Gastgeber die einseitige Partie und hatte im zehnmaligen Torschützen
       Patrick Groetzki den besten Werfer. Von den Anhängern wurden die deutschen
       Spieler aufmunternd gefeiert, doch trösten konnte dies die Mannen um
       Kapitän Oliver Roggisch nicht. „Zwei Tage lang hat jeder viel gegrübelt und
       darüber nachgedacht, was wir falsch gemacht haben. Natürlich ist es schön,
       heute gewonnen zu haben. Aber dass wir die Quali für Dänemark nicht
       geschafft haben, ist sehr, sehr schade“, sagte der Abwehrchef.
       
       ## Weitreichende Konsequenzen
       
       Wenige Stunden vor Anpfiff der Partie hatte Tim Kneule die Ausfallliste im
       deutschen Team verlängert. Der Göppinger Rückraumspieler musste wegen eines
       Muskelfaserrisses im Oberschenkel passen. Zuvor hatten aus
       Verletzungsgründen bereits Steffen Fäth, Christian Dissinger, Sven-Sören
       Christophersen, Lars Kaufmann, Tobias Reichmann und Christoph Theuerkauf
       abgesagt. Michael Kraus verzichtete wegen Abiturprüfungen auf sein
       Comeback.
       
       Das voraussichtliche EM-Aus kann nun weitreichende Konsequenzen für den
       deutschen Handball haben. Erstmals muss das DHB-Team für die WM 2015 in
       Katar in eine Vorqualifikation und dort Gruppensieger werden, um die
       Playoffs im Juni kommenden Jahres zu erreichen. In zwei
       Ausscheidungsspielen würde der WM-Fünfte auf einen Top-Gegner der EM in
       Dänemark treffen. Bei einem Verpassen der WM wäre sogar die Teilnahme an
       den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro in Gefahr. Denn in Katar
       wird die Vielzahl der Teilnehmer für die Olympia-Qualifikationsturniere
       ermittelt.
       
       15 Jun 2013
       
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