# taz.de -- Kommentar Abhörskandal: Diplomatisches Desaster
       
       > Es trifftt zwar die Richtigen – aber mit ihren Schnüffelaktionen haben
       > die Briten Misstrauen und Zwietracht in der internationalen Politik
       > gefördert.
       
 (IMG) Bild: London, Downing Street 10: Der Hausherr David Cameron schreckt sogar nicht davor zurück, gute Freunde auszuschnüffeln.
       
       Endlich trifft es mal die Richtigen – so ist man versucht, auf das Abhören
       ausländischer Delegationen beim letzten Gipfel 2009 in London zu reagieren.
       Nun können all jene Regierungsmitglieder, die für ihre Bürger den
       Datenschutz gern einschränken, wenn es der (vermeintlichen) Sicherheit
       dient, einmal selbst erleben, wie es sich anfühlt, wenn man jederzeit mit
       Überwachung rechnen muss.
       
       Doch jenseits solcher Schadenfreude sind die Nachrichten aus London Grund
       zur Sorge. Wenn es stimmt, was der Guardian berichtet – und das Fehlen
       jeglicher Dementis deutet darauf hin –, dann haben der britische
       Geheimdienst und die Regierung, die ihn (hoffentlich) kontrolliert, der
       Diplomatie schweren Schaden zugefügt.
       
       So umstritten sie aufgrund ihrer Zusammensetzung und Selbstlegitimierung
       auch sein mögen: Sinn der G-8- und G-20-Gipfel soll es sein, den Staats-
       und Regierungschefs einen Rahmen zu bieten, in möglichst vertraulicher
       Atmosphäre eine Einigung über wichtige Fragen der internationalen Außen-
       und Finanzpolitik zu erreichen.
       
       Wenn jetzt alle Beteiligten wissen, dass der Gastgeber die Delegationen mit
       moderner Technik in ihrer Kommunikation überwacht, stellt das eine solche
       vertrauensvolle Zusammenarbeit – und damit die Treffen insgesamt –
       grundsätzlich infrage.
       
       Nun ist es sicher nicht verwunderlich, dass Geheimdienste geheime
       Informationen aus möglicherweise feindlichen Staaten sammeln. Für diese
       Aufgabe wurden sie schließlich gegründet. Aber dass – unter anderem
       mithilfe fingierter Internetcafés – auch die Delegationsmitglieder von
       offiziell befreundeten Staaten ausspioniert werden, um sich dadurch bei den
       Verhandlungen einen taktischen Vorteil zu verschaffen, erstaunt schon.
       
       ## Die Gegenseite wird ihre Abhörtechnik aufrüsten
       
       Wie groß kann ein solcher Vorteil sein, um das Risiko eines diplomatischen
       Schadens zu rechtfertigen, der mit der Entdeckung der Spionage einhergeht?
       
       Doch dass die Politik nun einsieht, dass der Schaden von Überwachung ihren
       Nutzen in vielen Fällen übersteigt, damit ist leider nicht zu rechnen.
       Vermutlich tritt eher das Gegenteil ein: Als Konsequenz aus dem britischen
       Vorgehen werden die anderen Staaten ihre eigene Abhörtechnik noch weiter
       aufrüsten.
       
       17 Jun 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kreutzfeldt
       
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