# taz.de -- Kommentar Proteste in Brasilien: Flucht nach vorn
       
       > Brasiliens Präsidentin Dilma Rouseff hat die Initiative vorerst
       > zurückgewonnen. Jetzt wird sich zeigen, wie ernst es die Demonstranten
       > meinen.
       
 (IMG) Bild: Die Imperatorin schlägt zurück: Dilma Rousseff.
       
       Geschickt hat Dilma Rousseff die Verschnaufpause genutzt, die die
       Demonstranten in Brasilien eingelegt haben. Ihr Vorschlag einer Reform des
       politischen Systems ist weitreichend, seit Jahren wartet das Land auf eine
       solche Initiative. Und der Weg über ein Referendum samt einer
       verfassungsgebenden Versammlung hört sich schön demokratisch an.
       
       Alle Landesfürsten und wichtigen Bürgermeister des Landes waren anwesend,
       als sie ihr Maßnahmenpaket verkündete. Das sah nach gemeinsamer
       Verantwortung aus, nach Ärmel hochkrempeln. Mehr Geld für all die
       Missstände, die die Demonstranten seit Wochen anprangern.
       
       Natürlich soll auch gegen Korruption vorgegangen werden, mit höheren
       Strafen. Bei diesem Thema hat Rousseff schon oft gepunktet. Minister, deren
       krumme Machenschaften aufgedeckt wurden, hat sie stets entlassen. Im
       Gegensatz zum Kongress und lokalen Machthabern gilt sie in der Frage als
       integer.
       
       Die Präsidentin weiß, dass ihr viele nicht glauben. Doch immerhin sie hat
       die Initiative zurückgewonnen. Am Dienstag gehörten die Schlagzeilen ihr,
       nicht den Demonstranten.
       
       Rechtlich ist eine solche Verfassungsänderung allerdings nicht vorgesehen.
       Vieles spricht dafür, dass die Initiative im Tauziehen zwischen Justiz und
       Parteiquerelen untergehen wird. Dennoch ist es Rousseff gelungen, die
       Proteste erstmals vor ihren eigenen Karren zu spannen. Eine Politikreform
       strebt ihre Arbeiterpartei nämlich schon lange an – zumindest diejenigen in
       der einst fortschrittlichen Partei, die noch nicht Teil des korrupten
       Systems sind.
       
       Jetzt wird sich zeigen, wie ernst es die Demonstranten meinen. Ob statt
       diffuser Unzufriedenheit machbare politische Forderungen in der Lage sind,
       dem doch recht stabilen politischen System substanzielle Zugeständnisse
       abzuringen.
       
       25 Jun 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Behn
       
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