# taz.de -- Kommentar Griechenland: Spaltmittel Vitamin B
       
       > Die Gewerkschaften protestieren gegen Entlassungen im Öffentlichen
       > Dienst. Doch nicht jeder teilt die Empörung, denn die Jobs dort werden
       > meist über Beziehungen verteilt.
       
 (IMG) Bild: Ein Schuss Heroin kostet zehn Euro. Eine Portion Sisa nur ein bis zwei.
       
       Wieder einmal protestieren die griechischen Gewerkschaften gegen
       Sparmaßnahmen im öffentlichen Dienst. Vor allem die Entlassungen im
       Kommunalbereich sorgen für Entrüstung.
       
       Das Land ist in dieser Frage allerdings gespalten: Die einen befürchten
       einen Präzedenzfall, der verhindert werden muss; die anderen glauben, dass
       viele Arbeitnehmer bei Kommunalbehörden nicht aufgrund ihrer Qualifikation,
       sondern über Parteibeziehungen eingestellt wurden und somit keinen
       Kündigungsschutz verdienen.
       
       In einem Land, wo Polit-Dynastien traditionell das Sagen haben, könnte die
       Verschlankungspolitik im öffentlichen Dienst möglicherweise sogar für ein
       Familiendrama sorgen: In Athen etwa verdanken viele Stadtbedienstete ihren
       Job der ehemaligen konservativen Außenministerin (und Tochter eines
       Ex-Premiers) Dora Bakoyannis, die in ihrer Amtszeit als Bürgermeisterin die
       Stadtverwaltung aufblähen ließ, wie viele ihrer Vorgänger auch.
       
       Soll nun ihr Bruder, der Verwaltungsminister Kyriakos Mitsotakis, Leute
       entlassen, die Bakoyannis eingestellt hat? Andererseits: Es wäre ein
       mutiges Zeichen, wenn man den Griechen derart deutlich demonstriert, dass
       Qualifikationen wichtiger als Beziehungen sind.
       
       Wahrscheinlich ist das nicht, wie auch Evangelos Venizelos vom
       sozialistischen Koalitionspartner demonstriert: Neulich kürte er seinen
       innerparteilichen Gegner Christos Papoutsis zum Vertreter Griechenlands bei
       der Weltbank - und lobte ihn dadurch nach Washington weg. Ausgerechnet
       Papoutsis, der als EU-Kommissar und wenige Jahre später als griechischer
       Schifffahrtsminister durch Untätigkeit auffiel.
       
       Da macht sich der Mann von der Straße seine Gedanken: Wenn der durch
       Beziehungen 10.000 Euro in Washington kriegt, dann darf ich auch mal 800
       Euro bei der Stadt Athen kassieren. Ob er Unrecht hat?
       
       17 Jul 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jannis Papadimitriou
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Griechenland
 (DIR) Generalstreik
 (DIR) Athen
 (DIR) Wolfgang Schäuble
 (DIR) Griechenland
 (DIR) Wolfgang Schäuble
 (DIR) Griechenland
 (DIR) Griechenland
 (DIR) Griechenland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Drogenkonsum in Griechenland steigt: Überdosis Krise
       
       „Ich hasse das Spritzen“, sagt Andreas aus Athen. Trotzdem ist der
       arbeitslose Koch zurück auf Heroin. Die Billigdroge Sisa rührt er nicht an.
       
 (DIR) Schäubles Visite in Griechenland: Unter Freunden
       
       Beim ersten Besuch seit Beginn der Krise lehnt der Finanzminister einen
       neuen Schuldenschritt ab. Gleichzeitig sagt er dem Land weitere
       Unterstützung zu.
       
 (DIR) Krise in Griechenland: Parlament verabschiedet Sparpaket
       
       Die Debatte war hitzig, jetzt ist das Gesetz durch. 15.000 griechische
       Staatsbedienstete werden entlassen. Pünktlich zum Besuch von Wolfang
       Schäuble.
       
 (DIR) Besuch von Schäuble in Athen: Versuch einer Charme-Offensive
       
       Deutschlands Finanzminister wagt sich nach Griechenland und bringt offenbar
       Geschenke mit. Ein Vorvertrag für eine Förderbank soll unterzeichnet
       werden.
       
 (DIR) Widerstand in Griechenland: Tausende protestieren bei 36 Grad
       
       Griechische Gewerkschafter gehen in Athen gegen drohende Entlassungen auf
       die Straße. Exfinanzminister Giorgos Papakonstantinou muss vor Gericht.
       
 (DIR) Streik in Griechenland: Polizisten besetzen Gebäude
       
       Die griechische Beamten-Gewerkschaft hat ihre Mitglieder zur Besetzung von
       Verwaltungsgebäuden aufgerufen. Die Polizei kam dem Aufruf nach.
       
 (DIR) Kommentar Reformen in Griechenland: Der Bock als Gärtner, das alte Lied
       
       Bisher gibt es in Griechenland kein überzeugendes Konzept, um die Reformen
       umzusetzen. Damit sind Reibereien mit der Troika vorprogrammiert.