# taz.de -- Streit um Cover des „Rolling Stone“: Der „Durchgeknallte“
       
       > Der „Rolling Stone“ zeigt den mutmaßlichen Boston-Attentäter Jahar
       > Tsarnaev auf dem Cover. Das Selbbstporträt sorgte für harsche Kritik.
       
 (IMG) Bild: Mehrere Einzelhandelsketten haben sich schon geweigert, die August-Ausgabe des Blattes zu verkaufen.
       
       Eigentlich war alles wie immer. Am Dienstag stellte der amerikanische
       [1][Rolling Stone] das Cover seiner Augustausgabe vor. Reporterin Janet
       Reitman hat im Umfeld des mutmaßlichen Boston-Attentäters Jahar Tsarnaev
       recherchiert und ein langes Porträt geschrieben. Über den Inhalt ihrer
       Geschichte ist nichts bekannt, dennoch waren die Reaktionen harsch.
       
       Auf Twitter wurde das Cover als Anleitung für den nächsten
       „Durchgeknallten“ bezeichnet, auf der Facebookseite des Rolling Stone als
       „geschmacklos“. Mehrere Einzelhandelsketten haben sich schon geweigert, die
       August-Ausgabe des Blattes zu verkaufen. Und das alles wegen eines Bildes?
       
       Dabei geht es nicht um irgendein Bild. Es ist ein Selbstporträt von Jahar
       Tsarnaev, eins dieser Porträts, wie sie Teenager zu Hundertausenden
       schießen. Tsarnaev schaut mit verwuschelten Locken, dunklen Augen und
       Zwei-Tage-Stoppeln in die Kamera. Die Farben sind verwaschen, das Bild ist
       ein bisschen unscharf: ein wirklich hübscher, nachdenklicher junger Mann
       mit einem Blick wie Jim Morrison, dem Sänger der Doors, der mehrmals auf
       dem Cover des Rolling Stone war.
       
       Mittlerweile ist es zum offiziellen Porträt Tsarnaevs geworden. Kurz nach
       den Anschlägen war es auf der Titelseite der New York Times, damals blieb
       die Empörung aus. Und es ist das Bild der „Free Jahar“-Bewegung, einer
       Ansammlung aus Verschwörungsthereotikern und Gegnern der Todesstrafe, die
       glauben, dass Jahar Tsarnaev von seinem großen Bruder zu seinen Taten
       verführt wurde. „Jahar is innocent“ steht dann in Großbuchstaben über den
       Locken.
       
       ## Popikone Charles Manson
       
       Die Aufregung um das Cover hat ihren Ursprung im Mythos des Rolling Stone.
       Es wirkt wie ein Nachhall der Hochphase des Musikjournalismus. Damals waren
       die Titelbilder des Rolling Stone ein Ritterschlag für Musiker. Denn
       Tsarnaev ist nicht der erste Serienmöder als Coverstar.
       
       1970 zierte [2][Charles Manson], der 1969 zusammen mit seiner Sekte die
       schwangere Schauspielerin Sharon Tate brutal ermordetete, den Titel des
       Magazins. In den 1990ern wurde Manson zur Popikone, aber mit einem anderen
       Bild. Auf Postern und T-Shirts sieht man ihn mit einem verwirrt starrendem
       Blick. Auch dies ist ein Bild, wie es täglich einige hundert Mal gemacht
       wird: Es war das Polizeifoto von Mansons Verhaftung.
       
       18 Jul 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.rollingstone.de/news/meldungen/article448247/us-cover-des-rolling-stone-das-sind-die-reaktionen.html
 (DIR) [2] http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Manson
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Werthschulte
       
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