# taz.de -- Tipps gegen Betriebsspionage: „Handys werden vernachlässigt“
       
       > Firmen müssen Mitarbeiter einbinden, sagt Unternehmensberater Thomas
       > Schüler. Abhörsichere Handys und Open Source Software helfen auch.
       
 (IMG) Bild: Einfalltor für kopierwillige Industriespione: Ungesicherte Handys.
       
       taz: Herr Schüler, einer Studie zufolge sind vor allem Finanzwirtschaft und
       Maschinenbau von Industriespionage betroffen. Warum brauchen Sie als
       Unternehmensberater Sicherheitsmaßnahmen? 
       
       Thomas Schüler: Allein schon deshalb, weil wir immer wieder sensible
       Kundendaten bei uns haben. Wenn ein Kunde etwa aus der Automobilindustrie
       kommt, sind diese Daten für Werkspionage besonders anfällig: Entwicklungen
       sind am Anfang noch nicht patentgeschützt. Greift ein Konkurrent in dieser
       Phase Daten ab, ist der Schaden enorm.
       
       Das Wertvollste für Industriespione sind also Pläne für Maschinen? 
       
       Und natürlich Herstellungsverfahren. Gerade im Pharmabereich, zum Beispiel
       in der Herstellung von Generika. Die Entwicklung dauert da etwa 10 bis 20
       Jahre und erfordert viele Versuchsreihen. Früh dran zu sein sichert einem
       hier also den Markt. Wenn das nun ausgespäht wird und ein anderes
       Unternehmen einige Monate später das gleiche Medikament auf den Markt
       bringt, war der gesamte Einsatz eigentlich umsonst.
       
       Welche Maßnahmen treffen Sie? 
       
       Viele. Zunächst einmal muss man ehrlich sein: Eine hunderprozentige
       Sicherheit gibt es nicht. Man kann nur versuchen, es Eindringlingen so
       schwer wie möglich zu machen. Dann ist man unattraktiv für einen Angriff.
       Hilfreich ist etwa Open Source Software. Denn hier lässt sich im
       Zweifelsfall selbst überprüfen, ob es irgendwelche Hintertüren gibt. Ob ein
       Angreifer etwa an einem PC auf das Mikro zugreifen und damit den Raum
       abhören kann.
       
       Und sonst? 
       
       Die Unternehmenskultur spielt eine große Rolle. Unternehmen, die
       Mitarbeiter sehr gut einbinden, geben ihnen kein Interesse, gegen das
       Unternehmen zu handeln und etwa Geheimnisse nach außen zu tragen. Dieses
       Einbinden ist in hierarchisch aufgestellten Unternehmen am schwierigsten.
       
       Sie sagen jetzt gar nichts von verschlüsselten E-Mails und Festplatten. Ist
       das nachrangig? 
       
       Nein, das ist Standard. Aber man muss sich auch anschauen, wie Ausspähungen
       heutzutage eigentlich laufen. Die kommen meist aus China, dort sind die
       Dienste von Hackern preiswerter und es gibt eine Kultur des Kopierens. Was
       bei uns sozial geächtet ist, ist dort sozial geachtet. Daher gibt es dort
       mittlerweile viele gut ausgebildete Leute, die sich darauf spezialisiert
       haben. Und wenn chinesische Hacker den Weg in einen Konzern suchen, dann
       gehen sie nicht über eine gut abgesicherte Konzernzentrale. Sie suchen sich
       etwa eine Filiale in Brasilien und dort einen ungesicherten Drucker.
       
       Und was ist da die Lösung? 
       
       Man muss ein Bewusstsein für Datensicherheit schaffen. Überall, bei jedem
       Mitarbeiter. Gerade internationale Konzerne verwenden viel Aufwand auf das,
       was nach außen hin die Zentrale ist, und vernachlässigen den Rest. Ein
       Punkt wird dabei besonders vernachlässigt, und zwar die Handys. Da liegen
       wichtige Informationen auf völlig unsicheren Systemen.
       
       Wie wird das bei Ihnen gehandhabt? 
       
       Wir haben Handys, die die Anrufe verschlüsseln. Gleiches gilt auch für die
       auf den Telefonen liegenden Daten.
       
       Unternehmen berichten, dass es Mitarbeitern lästig ist, sich etwa alle paar
       Monate ein neues Passwort auszudenken. 
       
       Das sind Klagen, die mir natürlich auch bekannt sind. Und daher ist die
       Unternehmenskultur so wichtig: Denn Unternehmensinteressen sind meist auch
       Mitarbeiterinteressen, und wenn das Unternehmen durch Wirtschafsspionage
       Geld verliert, können auch Arbeitsplätze in Gefahr sein. Ich habe vor
       Kurzem einen großen Konzern erlebt, da müssen die Mitarbeiter zwar
       regelmäßig die Passwörter wechseln. Aber viele haben sie auf einem Zettel
       unter der Tastatur liegen. So nützt das natürlich nichts.
       
       6 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Svenja Bergt
       
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