# taz.de -- Paok-Fan Komarias über das Geisterspiel: „Sie knüppeln auf uns ein“
       
       > Anhänger von Paok Saloniki werden als kriminelle Vereinigung behandelt.
       > Ein Fan berichtet über Strafen, Gaseinsätze und Verhaftungen.
       
 (IMG) Bild: Paok-Fans feiern sich beim Hinspiel auf Schalke.
       
       Wenn der FC Schalke 04 heute in Saloniki um den Einzug in die Gruppenphase
       der Champions League spielt, bleiben die meisten Plätze im Stadion leer.
       Nachdem es bei einem Europa-League-Spiel gegen Rapid Wien zu
       Ausschreitungen gekommen war, wurde der Klub von der Uefa dazu verurteilt,
       drei Europapokalspiele ohne Zuschauer auszutragen. Nicht erst seit dem
       Rapid-Spiel gelten die Paok-Anhänger als Problemfans. 
       
       taz: Herr Komarias, Paok Saloniki steht vor dem größten Triumph seiner
       Vereinsgeschichte, aber die Fans müssen draußen bleiben. Wie werden sich
       die Paok-Anhänger heute Abend verhalten? 
       
       Diamantis Komarias: Der Schmerz und die Wut über unseren Ausschluss ist
       riesengroß. Was wir heute empfinden, wenn wir unser eigenes Stadion nicht
       betreten dürfen, können wir kaum in Worte fassen. Wir werden natürlich
       trotzdem alles versuchen, der Mannschaft so nah wie möglich zu sein, um sie
       tatkräftig zu unterstützen.
       
       Was heißt das konkret? 
       
       Die Uefa hat eine Bannmeile um unser Stadion „Toumba“ gezogen. Diese Meile
       wird von stark ausgerüsteten Sicherheitskräften bewacht. Vor dieser Meile
       werden sich die meisten Paok-Fans zum Spiel versammeln. Andere werden mit
       Autos den Mannschaftsbus zum Stadion begleiten, soweit es eben geht. Wir
       wollten auch Transparente im Stadion aufhängen, aber auch das hat uns die
       Uefa untersagt.
       
       Wie stehen Sie überhaupt zur Entscheidung der Uefa, Paok Saloniki nach den
       Ausschreitungen gegen Rapid Wien mit drei Geisterspielen zu bestrafen? 
       
       Ich finde es unfassbar, dass die Uefa ein Stadion, in das 30.000 Menschen
       gehen wollen, um sich ein Champions-League-Spiel anzusehen, völlig leer
       lässt. Wir haben sowieso den Eindruck, dass Paok Saloniki national wie
       international seit Jahren kriminalisiert wird.
       
       Woran machen Sie das fest? 
       
       Wir empfinden die Polizeieinsätze gegen Paok-Fans als extrem brutal und oft
       maßlos. Was die deutsche Polizei beim Hinspiel in Schalke veranstaltet hat,
       darüber können wir fast lachen. Die griechische Polizei geht gegen
       Paok-Fans in den Blocks mit Gaseinsätzen vor. Sie setzt bissige Hunde ein
       und knüppelt wahllos auf uns ein. Wir werden bei Auswärtsspielen
       stundenlang im Block isoliert und anschließend verhaftet. Auf den Wachen
       der Polizei geht es dann auch nicht gerade zimperlich zu. Das alles ist
       bewiesen. 
       
       Wie lautet die Anklage gegen die Fans? 
       
       Bildung einer kriminellen Vereinigung. Paok-Fans werden auf den
       Polizeistationen zwar wegen dieses Vorwurfs stundenlang verhört, dürfen
       aber nicht mit ihren Anwälten reden. 200 Anhänger warten immer noch auf
       ihre Prozesse. Zwei sitzen nach den Vorfällen gegen Rapid Wien seit nunmehr
       fast einem Jahr im Gefängnis, ohne dass überhaupt eine konkrete,
       nachvollziehbare Anklage erhoben wurde. Das ist ein Skandal! Parallel dazu
       gibt es regelmäßig Hausdurchsuchungen der griechischen Polizei bei den Fans
       in Saloniki.
       
       Wonach wird denn in den Häusern der Paok-Fans gesucht? Was wird gefunden? 
       
       Alles Dinge, die für die Bildung einer kriminellen Vereinigung sprechen
       sollen. Geld zum Beispiel. Aber wo gibt es das nicht in einer Wohnung?
       Damit aber soll uns ein finanzielles Motiv unterstellt werden. Dazu wurden
       Handys beschlagnahmt, um an Telefonnummern von Fans zu kommen.
       
       Wie reagieren die Anhänger auf diese Repressionen? 
       
       Wir versuchen uns zu wehren. Wir haben gute Fananwälte. Aber die kosten
       natürlich viel Geld. Wir veranstalten deshalb Solidaritätskonzerte und
       bitten um Spenden. Wir haben T-Shirts bedrucken lassen mit dem Motiv
       „Freedom for Paok-Fans“, die wir bei jedem Spiel verkaufen. Übrigens auch
       heute vor dem Stadion in Saloniki beim Match gegen Schalke.
       
       Paok-Anhänger gelten in Griechenland als besonders gewaltbereit. Stimmt
       das? 
       
       Nein, aber dieser Ruf eilt uns voraus. Das liegt in der Geschichte
       begründet. Unsere Fanvereinigung, Gate 4, gilt als Begründer der harten
       Fanszene in Griechenland, und das passierte schon in den 70er Jahren. Ich
       glaube, darunter müssen wir immer noch leiden. Auch heute gegen Schalke.
       
       27 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Torsten Haselbauer
       
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