# taz.de -- Kommentar Grüne und Opfer: Peinliche Pedanterie
       
       > Endlich will sich die Partei um die Opfer pädosexueller Gewalt kümmern.
       > Was aber, wenn die Grünen weiter keine konkret Betroffenen sehen wollen?
       
 (IMG) Bild: Möglich seid ihr, aber nicht real? Viele Grüne sehen nicht ein, warum die Partei Verantwortung für die Opfer übernehmen soll
       
       Ob mit einer Hotline oder eben erst mal mit einem Arbeitskreis – auf welche
       Weise sich die Grünen jetzt endlich den Opfern pädosexueller Kriminalität
       widmen, spielt eigentlich nur am Rande eine Rolle. Solange jedenfalls, bis
       die Partei ihre noch immer irritierende Einstellung gegenüber den
       Betroffenen aufgibt.
       
       Denn nach wie vor reden die Grünen in abwehrendem Ton meist von „möglichen“
       Opfern und nicht etwa von tatsächlichen. Stets wird darauf verwiesen, dass
       die Partei selbst weder Kinderheime noch Internate betrieben hat, dass es
       allenfalls Individuen gewesen seien, die sich schuldig gemacht hätten.
       
       Warum, so sagte ein Parteimitarbeiter im persönlichen Gespräch, solle sich
       die Partei dafür verantwortlich fühlen, wenn ein Grünen-Mitglied sich zu
       Hause in seiner Landkommune strafbar macht?
       
       Man könnte aber auch fragen: Was soll diese peinliche Pedanterie? Wenn ein
       NPD-Funktionär nach Feierabend ganz privat einen Schwarzen zusammenschlägt,
       würde seine Tat selbstverständlich auf die Partei zurückfallen. Und dass es
       unter grünen Parteimitgliedern Täter gab, ist erwiesen: Dieter Ullmann,
       Chef der Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule, Päderasten und Transsexuelle,
       war ein verurteilter Kinderschänder.
       
       Der nord-rheinwestfälische Grünen-Politiker Willi D. wurde 1985 wegen
       Vergewaltigung zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Hermann Meer lud
       Parteifreunde zum „Kinder- und Jugendkongress“ in seine niedersächsische
       Kommune. Eines der Kommunekinder hat später öffentlich über seine sexuellen
       Gewalterfahrungen mit Meer und anderen gesprochen. So viel zu den Opfern,
       die sich angeblich nicht melden.
       
       Wie viele Beispiele brauchen die Grünen eigentlich noch, um sich ihrer
       historischen Schuld zu stellen? Vielleicht wäre ein Arbeitskreis
       tatsächlich das Beste – einer, in dem die Partei einmal in Ruhe darüber
       redet, wie sie in dieser Angelegenheit endlich zu einer würdigen Haltung
       findet.
       
       2 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nina Apin
       
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